Es war an einem der letzten Sommertage, als Sandra F. (Name geändert) mit ihren zwei Kindern in die Beratungsstelle in Wien-Landstraße kam: "Sie fühlte sich hoffnungslos in ihrer Situation, war stark psychisch belastet nach der langen Phase der schlimmen Konflikte mit ihrem Gatten", schildert Klaus Kroboth von der Wohndrehscheibe (ein wichtiger Teil der Volkshilfe, der sich um Menschen kümmert, die günstigen Wohnraum suchen).
Die 39-Jährige war völlig verzweifelt, sie wusste, sie könnte bald mit ihren Kindern auf der Straße landen.
Die Sorge war berechtigt. Ihr Mann war spielsüchtig, hatte gewaltige Schulden, akut drohte die Delogierung. F. meldete Privatkonkurs an, reichte die Scheidung ein – mit allen Mitteln versuchte sie aus der bedrohlichen Lage herauszukommen. "Was die Situation noch verschärfte: Ihr jüngstes Kind ist behindert", sagt Kroboth.
Die Wienerin sah nur diesen einen Ausweg: Sie zog aus der Wohnung aus, kam vorübergehend mit den beiden Kindern (5 und 9 Jahre) bei Verwandten in einer viel zu kleinen Wohnung unter.
Schon bald meldete sie sich bei der Wohndrehscheibe: "Die Frau ist leider kein Einzelfall, das sind Familien, die ein oder zwei Wochen vor Monatsende einfach kein Geld mehr haben, sie haben keine Möglichkeit, Essen zu kaufen."
Realität: Ein Tag pro Woche kein Essen für Kinder
Immer mehr Kinder wachsen in Österreich in Armut auf. Eine neue Unicef-Studie schockiert: 344.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind von Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung betroffen.
Kaum vorstellbar: fast jedes zehnte Kind in unserem reichen Land bekommt an einem Tag pro Woche gar kein Essen – es ist schlicht kein Geld dafür vorhanden. Davon sind etwa 180.000 Kinder betroffen.
Sofort begann die Krisenhilfe: "Wir haben mit ihr gemeinsam den Antrag auf die Mindestsicherung gestellt. Für die Wartezeit, bis diese Hilfe kommt, haben wir die Familie mit Lebensmittelpaketen und Gutscheinen versorgt."
Dann, weil die Lage so prekär war mit zwei Kindern, eines davon mit Handicap, fand man für die Familie über das "Soziale Wohnmanagement" eine Wohnung im Osten Wiens. "Wir konnten ihr sogar einen Kühlschrank über Spendenmittel in die Küche stellen", sagt Kroboth. Jetzt ist die Situation endlich stabil, diese Wohnung kann sie sich mit der Mindestsicherung leisten – doch sie kann hier nur vorübergehend bleiben.
Hier kannst du Familien in Not helfen
Empfängerin: Volkshilfe Wien
Erste Bank
IBAN: AT05 2011 1800 8048 0000
Alle Spenden sind steuerlich absetzbar.
Mittlerweile ist die Scheidung durchgegangen, sie stellte einen Antrag beim Wohnservice Wien. Sandra F. wartet jetzt auf eine Gemeindewohnung.
Wenn das geschafft ist, kommt die nächste Phase: Die Suche nach einem Job, dann startet hoffentlich für Sandra F. und ihre Kinder ein völlig normales Leben.
Eine Alleinerzieherin mit mehreren Kindern ohne Wohnung. Kein Geld für Lebensmittel. Dieser Extremfall ist keine Ausnahme in Wien. Jährlich führt die Wohndrehscheibe der Volkshilfe 3.000 Erstgespräche mit Menschen, die sich Wohnraum nicht leisten können. Kroboth: "Immer öfter kommen sogar Menschen aus der Mittelschicht zu uns, deren Einkommen nicht mehr ausreicht für die ganz normalen Lebenskosten."