Die gibt's alle wirklich

Kennst du diese zehn verrückten Oster-Traditionen?

Bei uns stehen dieser Tage Eier und Schokolade hoch im Kurs. In anderen Ländern sehen die Osterbräuche anders aus, teils wilder.
19.04.2025, 11:51

Nicht nur zu Weihnachten und zu Silvester gilt: Wie Menschen Feierlichkeiten begehen, hängt stark vom Ort ab. Bei den Osterbräuchen ist es ähnlich:

Polen

Der Ostermontag ist hier als "nasser Montag" ("lany poniedziałek") bekannt. Der Name ist Programm. Denn dann finden vielerorts regelrechte Wasserschlachten statt. Zum Einsatz kommt alles, mit dem man andere nass machen kann: Wasserpistolen und -ballons, Eimer und sogar Schläuche.

Der Brauch namens "Śmigus Dyngus" soll an die Taufe des Prinzen Mieszko I. im Jahr 966 erinnern, mit der Polen den christlichen Glauben annahm. Einst eine Art Balzritual zwischen Single-Männern und -Frauen, ist heute niemand mehr sicher und alle machen mit. Sogar Feuerwehren mischen mit. Ähnliche Wassertraditionen gibt es in ganz Mittel- und Osteuropa – allerdings nicht in diesem Ausmaß.

Wasser Marsch: Ein Mädchen wird zu Ostern von Männern in traditionellen Kostümen mit Wasser übergossen. (April 2018)
imago images/ZUMA Wire

Bermuda

Ostern auf Bermuda heißt: Drachen steigen lassen. Die meist achteckigen "Bermuda Kites" werden in den Tagen vor den Feiertagen zusammen mit Freunden und Familie selbst gebastelt. Am Karfreitag treffen sich dann alle am Strand oder in einem Park und lassen sie gemeinsam steigen.

Woher der Brauch kommt, ist nicht ganz klar. Es heißt, er gehe auf eine besonders kreative Unterrichtsstunde zurück. In dieser war die Auferstehung das Thema. Die Lehrperson soll das Thema mithilfe eines Drachens veranschaulicht haben.

Irland

Auf der grünen Insel steht an Ostern vielerorts das sogenannte Heringsbegräbnis an. Früher war das wortwörtlich zu nehmen. Denn einst wurden dort tatsächlich Heringe zu Grabe getragen. Für die "Whipping the herring" genannte Prozession wurde ein Hering an einer Holzstange oder an einem Seil befestigt und durch den Ort getragen. Anschließend wurden seine Überreste unter Beschimpfungen in einen Fluss geworfen.

Das Heringsbegräbnis erfolgte als Zeichen dafür, dass die strenge Fastenzeit, in der wegen des Verbots von Fleisch, Milch, Käse und Wurst Heringe die Hauptmahlzeit waren, zu Ende war. Meist führten die örtlichen Metzger die Begräbnisse durch. Heute werden die Fische – wenn überhaupt – nur im privaten Rahmen und im übertragenen Sinne begraben.

Die irische Ostertradition ist so bekannt, dass sie in einem Gemälde verewigt wurde. (Im Bild: "Whipping the Herring out of Town", ca. 1800)
© Sotheby's / akg-images / picturedesk.com

Norwegen

In Norwegen dreht sich dann alles um "Påskekrim", was so viel wie Osterkrimi heißt. Alle Zeichen stehen dann auf Spannung. Selbst die Radio- und TV-Stationen machen mit und senden vornehmlich Kriminalgeschichten. Auch auf Milchkartons sind Krimis zu finden.

Die Tradition geht der Legende nach auf das Jahr 1923 zurück: Die Krimi-Autoren Nordahl Grieg und Nils Lie priesen ihren Roman "Bergensbahn in der Nacht geplündert" in einer Anzeige ganz oben auf der Titelseite der Zeitung "Aftenposten" an. Da der Titel wie eine Schlagzeile klang, dachten viele Leser, dass tatsächlich ein Zug ausgeraubt wurde – entsprechend groß war die Aufmerksamkeit. Das Buch wurde ein Erfolg und gilt als erster "Påskekrim". An der Darstellung gibt es aber auch Zweifel.

Finnland

In Finnland ziehen Kinder am Sonntag vor Ostern als Hexen verkleidet von Tür zu Tür. Virpominen nennen sie das. Wer den Kindern die Tür öffnet, bekommt einen bunt geschmückten Zweig geschenkt und den Spruch "Virvon varvon tuoreeks terveeks tulevaks vuodeks. Vitsa sulle, palkka mulle" ("Ich wünsche dir ein frisches, gesundes neues Jahr, einen Zweig für dich, eine Belohnung für mich!") zu hören. Dafür gibt's dann meist Eier, Süßes oder sogar etwas Geld.

Eier bekommen sie auch in der Woche darauf. Allerdings nicht vom Hasen, sondern vom Osterhahn. Auch suchen müssen finnische Kinder die Eier nicht. Sie bekommen sie in eine Wollmütze gelegt, die sie am Abend vorher neben ihr Bett gelegt haben. Zu essen gibt es an Ostern traditionell Mämmi, eine Art Ofen-Roggenbrei, der aus Roggenmalz und Roggenmehl hergestellt wird.

"Virvon varvon tuoreeks terveeks tulevaks vuodeks. Vitsa sulle, palkka mulle": Der finnische Osterbrauch erinnert an Halloween.
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Griechenland

Korfu

Was in Griechenland an Ostern passiert, hängt vom Standort ab. Auf Korfu etwa werden am Karsamstag die "Botides" zerschmettert: riesige, mit Wasser gefüllte Tongefäße, die von den festlich dekorierten Balkonen der Gebäude entlang der Spianada auf die Straße geworfen werden. Die Scherben gelten als Glücksbringer.

Die Tradition reicht bis ins Zeitalter der Venezierherrschaft zurück. Die Venezier feierten mit einer ähnlichen Tradition den Beginn des Neuen Jahres: Sie warfen alte Sachen aus den Fenstern ihrer Häuser, um sich so vom Ballast des vergangenen Jahres zu trennen. Die Menschen auf Korfu haben den Brauch auf Ostern verlegt.

Wenn die Kirchenglocken geläutet werden, werden auf Korfu am Heiligen Ostersamstag große und mit Wasser gefüllte Tonkrüge auf die Straße geworfen.
IMAGO/ANE Edition

Insel Chios

Noch wilder geht es auf der griechischen Insel Chios zu. Dort wird in der Nacht auf Ostersonntag mit Feuerwerksraketen geschossen. Konkret beschießen sich die Anhänger zweier Kirchen gegenseitig mit zehntausenden Feuerwerkskörpern. "Rouketopolemos" – "Raketenkrieg" nennen die Menschen das dort. Ziel ist es, den Glockenturm der anderen Kirche zu treffen.

Der genaue Ursprung ist unklar. Laut lokalen Quellen soll der Brauch aus der osmanischen Zeit stammen, als die Osmanen den Griechen das Osterfest verboten hatten. Um die Osmanen auf Abstand zu halten, sollen die Menschen auf Chios einen Krieg vorgetäuscht haben. Zunächst noch mit echten Raketen, bis diese verboten wurden.

Es sind die Kirchengemeinden St. Markus und Panagia Erithiani, die sich auf Chios mit Raketen abschießen. Ein Video vom "Rouketopolemos" findest du hier.
Getty Images/iStockphoto

Italien

Auch bei unseren südlichen Nachbarn geht es nicht überall gleich zu. In Florenz etwa ist am Ostersonntag "Scoppio del Carro" angesagt, was so viel wie "Explosion des Karrens" heißt. Dafür wird ein antiker Wagen, der Brindellone, mit Pyros beladen, auf den Domplatz gerollt und schließlich mit einer taubenförmigen Rakete, der Colombina, angezündet.

Der feurige Brauch geht auf den Ersten Kreuzzug zurück, als der Florentiner Pazzino de' Pazzi der Legende nach als erster Mensch die Mauern Jerusalems erklomm und Steinstücke vom Heiligen Grab nach Florenz brachte, die zur Entzündung des Osterfeuers verwendet wurden. Dieses wurde auf einem Karren durch Florenz getragen, um den Segen in die Stadt zu bringen.

In Florenz geht es am Ostersonntag explosiv zu: "Scoppio del Carro" nennen die Einheimischen das.
imago images/UIG

Frankreich

Bei unseren Nachbarn wird es in einigen Regionen über Ostern sehr still. Grund dafür ist die Erzählung von den "cloches volantes", den fliegenden Glocken. Laut dieser machen sich die Kirchenglocken nach dem Geläut am Gründonnerstag auf den Weg nach Rom, um den Papst zu besuchen. Dort werden sie gesegnet. Zudem erhalten sie dort auch Süßigkeiten, die sie dann auf dem Rückweg nach Frankreich – sehr zur Freude der Kinder, die sie finden – verlieren.

Die genauen Hintergründe dieses Brauchs sind unklar. Es heißt jedoch, die Glocken würden als Zeichen des Respekts vor dem Tod Jesu schweigen.

Tschechien

Auf den ersten Blick weniger süß geht es in Tschechien zu. Hier stehen nämlich Schläge auf dem Osterprogramm: In der Nacht auf Montag, der "Velikonoce", besuchen Männer ihre Partnerinnen, Töchter und Freundinnen und schlagen sie – allerdings nur symbolisch – mit der "Pomlázka", einer handgeflochtenen und verzierten Weidenrute. So soll die Kraft der jungen Weidenzweige auf die Frauen übergehen.

Der Schlag dient dazu, die Kraft der jungen Weidenzweige auf die Frauen zu übertragen – sie danken es mit Eiern oder Schnaps.
IMAGO/CTK Photo

Als Dank schenken die Frauen ein Ei oder einen Schnaps. Manche "rächen" sich auch, indem sie die Männer später mit Wasser übergießen.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 19.04.2025, 12:21, 19.04.2025, 11:51
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