Heftige Kritik an Versandhaus

Kinder-Hijab bei "Otto" sorgt für Empörung

Versandhändler "Otto" ist nach Amazon der größte Online-Marktplatz Deutschlands. Groß ist daher die Kritik, dass dort Kinder-Hijabs angeboten werden.
Nick Wolfinger
28.08.2025, 15:56
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Der Hijab ist im Islam ein traditionelles Kleidungsstück, das den Zweck hat, Haare und Schulter von den Blicken fremder Männer zu verbergen. Nach gängiger Lehre sollen er von gläubigen Frauen ab der Pubertät getragen werden. Er ist Zeichen einer konservativeren Auslegung des Islam, während bei liberaler Auslegung bereits ein Kopftuch zur Bedeckung der Haare als ausreichend betrachtet wird.

Hijab für Kinder im Islam nicht üblich

Dennoch ist es im Islam Konsens, dass Kinder vor der Pubertät weder Haare noch Gesicht bedecken müssen, wie auch der Islamwissenschafter Bülent Uçar in deutschen Medien klarstellt. In besonders konservativen Kreisen, etwa bei Salafisten oder Wahhabiten, will man jüngere Mädchen jedoch schon im Volksschulalter an die Verhüllung gewöhnen.

Kein "modischer Begleiter"

"Daran ist alles falsch", kritisierte nun FDP-Vorstandsmitglied Gerald Ullrich auf Twitter, dass im säkularen Deutschland für diese extreme Auslegung islamischer Kleidungsvorschriften geworben wird. Der Hijab sei kein "modischer Begleiter", wie in manchen Inseraten suggeriert wird, stellt auch Islamwissenschafterin Susanne Schröter im Interview mit der "Welt" klar.

Grenzen der Religionsfreiheit

"Wir leben in einer freien, offenen Gesellschaft, in der Kinder nicht unter ein #Kopftuch gezwängt werden. Otto sollte das Angebot zurückziehen", schrieb Ullrich in seinem Posting auf X, das mit einem Screenshot des fragwürdigen Inserats unterlegt war.

„Ein liberaler Staat lehnt das Kopftuch bei Kindern ab, weil er das Kind als eigenständige Persönlichkeit schützen will, vor Zwang, vor frühzeitiger Rollenfestlegung und vor der Einschränkung seiner späteren Wahlfreiheit. Ein liberaler Staat vertraut darauf, dass Überzeugungen freiwillig entstehen, nicht durch äußeren Druck. Deshalb betrachtet er das Kopftuch im Kindesalter nicht als Ausdruck von Religionsfreiheit, sondern als potenzielle Gefahr für sie.“
FPD-Vorstandsmitglied Gerald Ullrichin einem Posting auf X, 27. August 2025

Nach einer Welle der Empörung bis hin zu Boykott-Aufrufen nahm "Otto" das Angebot, das von einem Drittanbieter namens "Aymasal" stammte, offline. Freilich: Auf der Webseite von Aymasal, aber auch bei anderen Anbietern, werden derartige "Kinder-Schleier" weiterhin beworben und verkauft.

{title && {title} } NW, {title && {title} } Akt. 28.08.2025, 17:18, 28.08.2025, 15:56
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