Ein aufsehenerregendes Video sorgt in Ungarn für Wirbel: Gezeigt wird ein prunkvolles Anwesen in Hatvanpuszta, das offiziell Viktor Orbáns Vater gehört – Kritiker sehen jedoch den ungarischen Regierungschef selbst als eigentlichen Nutznießer.
Die Aufnahmen, die der unabhängige Abgeordnete Ákos Hadházy ohne Genehmigung auf dem Grundstück drehte, verbreiten sich rasant in sozialen Netzwerken. Zu sehen sind ein weitläufiger Park, ein Swimmingpool und ein imposanter Speisesaal.
Auf älteren Fotos, die ein Bauarbeiter dem Abgeordneten zugespielt hat, werden weitere Facetten des Luxus sichtbar. Der Mann hatte sie laut dem ungarischen Portal "HVG" vor vier Jahren kurzzeitig an der Villa mitgearbeitet und schilderte, dass selbst unter der Straßenoberfläche des Parks Heizfasern verlegt wurden – damit der Premierminister im Winter nicht selbst Schnee räumen müsse.
Andere Aufnahmen zeigen einen unterirdischen Gang, der die verschiedenen Gebäudeteile miteinander verbindet. Dass der Arbeiter überhaupt zu den Bildern kam, sei reiner Zufall gewesen: Üblicherweise mussten Beschäftigte beim Betreten der Baustelle ihre Handys abgeben, erklärte er.
Innerhalb weniger Tage erreichten die Aufnahmen auf Facebook über 700.000 Aufrufe. In den Kommentaren unter dem Video überwiegt Empörung: Viele Nutzer werfen Orbán und seinem Umfeld vor, sich mit Steuergeldern ein luxuriöses Privatparadies geschaffen zu haben. Einige schlagen sogar vor, das Anwesen solle besser als Kinderheim oder Spital genutzt werden.
Orbán selbst weist die Vorwürfe zurück. Er betont, der Besitz gehöre nicht ihm, sondern seinem 84-jährigen Vater Győző, der dort angeblich einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb aus dem 19. Jahrhundert nachbauen wolle. Doch Medienberichte legen nahe, dass Orbán die Anlage regelmäßig als privaten Rückzugsort nutzt.
Und auch für Hadházy sind die Bilder und Videoaufnahmen Beweise, dass es sich nicht um einen schlichten Bauernhof, sondern um einen "luxuriösen Schlosskomplex" handelt.
Seit seiner Machtübernahme 2010 hat der nationalkonservative Politiker Viktor Orbán seine Position stetig gefestigt und enge Vertraute zu enormem Reichtum gebracht. Sein autoritärer Kurs, freundschaftliche Beziehungen zu Russland und nicht zuletzt der auffällige Luxus im Umfeld seiner Familie nähren die Korruptionsvorwürfe – wegen derer die EU rund 19 Milliarden Euro an Ungarn eingefroren hat.