Früher oder später werden Schwangere mit folgendem Thema konfrontiert: Die Geburt. Der Gedanke löst bei einigen Aufregung und Freude aus, bei anderen werden tiefliegende Sorgen und Angst geweckt. Vor der Geburt tauchen viele Fragen auf, eine bestimmte gerät immer stärker in den Vordergrund: Möchte ich überhaupt im Krankenhaus gebären? Jetzt entscheiden sich viele nämlich für eine Haus- oder Alleingeburt. Das löst nun hitzigen Diskussionen im Netz aus: Die Geburten ohne ärztlichem Fachpersonal können werdende Mamis und Kinder schaden und im schlimmsten Fall beide in Lebensgefahr bringen.
Obwohl in Österreich rund 98,3 Prozent der Kinder in Krankenhäusern oder Kliniken geboren werden, scheint der Trend der Alleingeburten online präsenter denn je zu sein. Der Eindruck, dass Frauen sich nicht mehr sicher sind, ob sie im Kreißsaal gebären möchten, verstärkt sich enorm. Der Grund: Influencer-Mamis laden Beiträge hoch, in denen sie über ihre Geburtserfahrung, so genannte "Geburtsberichte", erzählen. Die meisten frischgewordenen berichten, durch Hebammen, Ärzte und bestimmte Handgriffe, traumatisiert worden zu sein. Viele Mütter leiden durch Geburtstrauma unter Angststörungen oder Panikattacken. Solche negativen Erfahrungen verunsichern immer mehr Frauen. Als Folge könnten Kinder zuhause und ohne ärztliche Hilfe auf die Welt gebracht werden.
Viele werdende Mütter sehen die Alleingeburt als eine Möglichkeit, Kontrolle über die Geburt zu erlangen. Sie möchten nicht, die Erfahrung machen zu müssen, eine potenziell traumatische Geburt zu erleben. Geburtsberichte, sowie explizite Geburtsvideos von Alleingeburts-Influencer gibt es en masse im Netz. So zeigt Alleingeburts-Influencerin Josy Peukert in einem Instagram-Beitrag, wie ihre Freigeburt verlief.
Das Österreichische Hebammengremium (ÖHG) differenziert klar zwischen Haus- und Alleingeburten. Hausgeburten, welche geplant sind, werden von einer Hebamme geleitet und findet nur statt, wenn sonstige Risiken für Mutter und Kind ausgeschlossen werden können. Wer sich für eine Hausgeburt entscheidet, muss auch das Kriterium einhalten, schnell in ein nahegelegenes Krankenhaus eingeliefert zu werden, falls es bei der Hausgeburt zu Komplikationen kommt.
Geplante Alleingeburten finden im Unterschied dazu ohne medizinisches Fachpersonal statt und sind in Österreich verboten. Um eine Alleingeburt handelt es sich auch dann, wenn Begleitpersonen, wie Doulas, Geburtsvorbereiter oder Coaches, eingeplant sind, da sie nicht als medizinisches Fachpersonal anerkannt werden.
Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremium, betont deshalb nochmal: "Man muss zwischen Hausgeburt und Alleingeburt in aller Deutlichkeit unterscheiden. Bei einer Alleingeburt, die in Österreich nicht erlaubt ist, findet die Geburt ohne fachliche Unterstützung statt. Davor sprechen wir als ÖHG eine klare Warnung aus."
Das ÖHG stellt also klar fest, dass Alleingeburten in Österreich nicht erlaubt sind. Falls werdende Mütter den Wunsch einer Alleingeburt gegenüber einer Hebamme äußern, sind diese dazu verpflichtet, Aufklärung zu leisten und ebenso auf Risiken und Gefahren aufmerksam zu machen.
Wer ohne ausgebildete Hebamme entbindet, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 3.600 Euro rechnen. Stirbt das Kind oder erleidet jenes Schäden oder Verletzungen durch die Alleingeburt, vertritt in diesen Fällen die Staatsanwaltschaft die Rechte des Kindes.