Experten fordern Vorreihung

Krebsverdacht – Lange Wartezeiten gefährden Leben

Bei Verdacht auf Krebs zählt jeder Tag – doch viele Betroffene müssen wochenlang auf eine weiterführende Diagnostik warten. Fachleute schlagen Alarm.
Heute Life
12.09.2025, 22:33
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Wenn der Verdacht auf Krebs im Raum steht, ändert sich schlagartig alles. Scheinbar Wichtiges wird zur Nichtigkeit, denn das einzige, das man in so einer Situation möchte, ist Gewissheit. Dazu braucht es oft Untersuchungen wie Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Hat man keine Privatversicherung, muss man auf einen Kassentermin warten - und das oft so lange, dass es gesundheitsgefährdend werden kann, wie das Österreichische Onkologie Forum kürzlich in einer Pressekonferenz informierte.

Laut einer internationalen Meta-Studie führt eine 4-wöchige Verzögerung bei Krebsoperationen zu einem Anstieg der Krebssterblichkeit um 6 bis 8 Prozent. Eine 4-wöchige Wartezeit bei Strahlen- oder medikamentöser Therapie um 9 bis 13 Prozent.

8 bis 12 Wochen Wartezeit auf CT oder MRT

In Österreich warte man aktuell zwischen 8 und 12 Wochen auf einen CT- oder MRT-Termin, erklärte Kathrin Strasser-Weippl, Medizinische Leiterin der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) und Oberärztin an der Klinik Ottakring. Bei Krebs sei das "natürlich vollkommen inakzeptabel."

Für 300 Euro gibt's Termin am selben Tag

Fachärzte versuchen über "Hintertüren" schneller einen Termin für ihre Patienten zu bekommen. Man versuche "zu telefonieren, wer hat Beziehungen, kann man einen Einschubtermin haben, kann man den Patienten vielleicht stationär aufnehmen, obwohl er das nicht braucht, und die Untersuchung im Spital machen? Manche Patienten zahlen’s privat, für 300 Euro bekommen Sie die Untersuchung am selben Nachmittag", so die Medizinerin. "Aber das ist natürlich keine Lösung."

"Fast lane" für Krebsverdachtsfälle

Es fehle eine Priorisierung in der bildgebenden Diagnostik, so Thomas Czypionka, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und -politik am Institut für höhere Studien (IHS). Für Krebsverdachtsfälle müsse eine "fast lane" eingeführt werden. "Ein Tumorverdacht muss schneller abgeklärt sein als ein wehes Knie."

Vorbilder Italien, Dänemark und Spanien

In Dänemark gibt es seit 2008 das "Cancer Patient Pathways Program". Damit konnten die Wartezeiten bei Krebsdiagnosen gesenkt und das Drei-Jahres-Überleben von 45 Prozent auf 54 Prozent gesteigert werden.

In Italien sorgt ein Lungenkrebs-Fast-Track-Programm für eine schnellere Diagnose innerhalb von 25 Tagen (statt früher 43) und in Spanien sank die Wartezeit bei Darmkrebsdiagnosen von 68 auf 26 Tage.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 13.09.2025, 11:40, 12.09.2025, 22:33
Mehr zum Thema
Jetzt E-Paper lesen