Mehrmals in der Woche am Tablet trainieren – egal ob allein oder mit Unterstützung – hilft offenbar Menschen mit Alzheimer. Das zeigt jetzt eine Studie aus der Steiermark. Forscher des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Graz, wie Julia Zuschnegg und ihre Co-Autoren, unter ihnen Beteiligte vom Roten Kreuz Steiermark, von der Universitätsklinik für Neurologie in Graz, der digitalAAL Life GmbH und die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher-Holzhacker untersuchten, wie sich ein spezielles, sechs Monate langes Training am Tablet auf die Hirnleistung von Menschen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz auswirkt.
Im Rahmen der Studie wurden elf Personen mit einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Erkrankung zufällig ausgewählt und bekamen ein Tablet mit einem Trainingsprogramm. Die Geräte sollten von den Patienten so oft wie möglich benutzt werden. Trainiert wurde einiges: Gedächtnis, Bewegung, Wahrnehmung, Spiele und Kreativität – sogar leichte körperliche Übungen sind gefördert worden. Die Aufgaben reichten von Lückentexten bis hin zum Zusammenfügen von Bildern. Das Training gab es in vier Schwierigkeitsgraden. Eine Vergleichsgruppe, ebenfalls elf Personen, bekam während der Studie nur Papier- und Bleistift-Übungen, die sie freiwillig und unbeaufsichtigt machen konnten.
Die Ergebnisse zeigen: Das Üben am Tablet hilft. "Wir stellten fest, dass sich das Tablet-basierte Training positiv auf die allgemeine kognitive Funktion (= MMSE; Mini-Mental-Status-Test) auswirkte, indem die Hirnleistung insgesamt in der Interventionsgruppe stabil blieb, während sie in der Kontrollgruppe während des sechsmonatigen Untersuchungszeitraums nachließ. Für die kognitiven Bereiche von Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, figurales Gedächtnis oder verbale Flüssigkeit konnten jedoch keine derartigen Effekte festgestellt werden", schreiben die Experten. Brav geübt haben die Alzheimer-Patienten auch: Teilnehmer der Interventionsgruppe trainierten im Schnitt viermal pro Woche, jeweils fast 23 Minuten.
Die MMSE-Skala, die einen 15-minütigen Test beinhaltet, gilt international als Standard-Tool, um Hirnleistungsstörungen zu messen. Dabei werden bis zu 30 Punkte vergeben – 30 bedeutet keine Demenz, unter zehn schwere Demenz. Laut der Grazer Studie lag der Durchschnittswert der Tablet-Gruppe zu Beginn bei 22 Punkten (leichte Demenz), nach sechs Monaten sogar leicht höher bei rund 22,2. In der Kontrollgruppe fiel der Wert dagegen von 22 auf unter 20,5.
Bildgebende Untersuchungen mit Magnetresonanz zeigten allerdings keine Unterschiede beim Abbau im Hirn zwischen den beiden Gruppen. Tatsächlich wurde die Analyse beider Gruppen teilweise auch unter schwierigen Bedingungen während des Ausbruchs der Corona-Pandemie durchgeführt.