Betroffener packt aus

"Lichter gehen aus" – Nervenkrimi ohne Ende bei KTM

Das Zittern beim Innviertler Motorrad-Hersteller nimmt kein Ende. Zwar ist die insolvente Firma gerettet, doch einige Mitarbeiter haben kaum Hoffnung.
Johannes Rausch
03.06.2025, 05:00
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Am 23. Mai wurde bekannt, dass der weltbekannte Zweirad-Konzern mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) vorerst gerettet ist. Der Deal mit den Gläubigern wurde angenommen.

Die 30-Prozent-Quote in den Insolvenzverfahren von KTM AG, KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH wurde fristgerecht erfüllt. Möglich war diese Rettung durch eine massive Finanzspritze aus Indien. Der langjährige Partner der Pierer Mobility AG, Bajaj, stellte insgesamt 600 Millionen Euro zur Verfügung.

Trotz dieser positiven Nachricht herrscht nach wie vor gedrückte Stimmung im Unternehmen. Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will, schildert gegenüber "Heute" seine Bedenken.

"Es sind noch immer die gleichen Leute am Ruder und bis auf Weiteres glaube ich kaum, dass sich da etwas ändern wird", hat der Mann kaum Hoffnung. Die Vorbereitungen für die Produktion würden jedenfalls "extrem schleppend" laufen.

"Ein Hochfahren des Betriebs im Juni ist nicht sehr realistisch. Außer wir fertigen wieder halbe Leichen", so der Beschäftigte. "Was ich so in den internen WhatsApp-Gruppen mitbekomme, ist, dass es Pläne gibt, das Werk auf ein Minimum zu stutzen."

„Was ich so in den internen WhatsApp-Gruppen mitbekomme, ist, dass es Pläne gibt, das Werk auf ein Minimum zu stutzen.“
KTM-Mitarbeitersorgt sich um die Zukunft des Betriebs

In den Augen des Mitarbeiters würde diese Maßnahme auch Sinn machen. "Wenn wir Motocross und Hardenduro (zwei Motorrad-Produktsparten; Anm.) fertigen, reicht ein Drittel des Personals."

Händler geben KTM auf

Was erwartet der Mann von der Zukunft? "Auf lange Sicht gehen die Lichter in Mattighofen aus, das ist jedem klar." Laut Gerüchten haben in den vergangenen Monaten viele Händler die Marke KTM aufgegeben. Der Grund: Es seien weder Garantieleistungen bezahlt worden noch Teile verfügbar gewesen.

"Das scheint ein großes Problem zu sein, weil die Verkäufe buchstäblich zusammengebrochen sind", sagt der Beschäftigte. Auch in seinem privaten Umfeld mache sich dieser Wandel längst bemerkbar: Sein Schwiegersohn habe ebenfalls bereits die Marke seines Motorrads gewechselt.

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"Gute Stimmung"

Auf Anfrage reagiert KTM auf die Vorwürfe des Beschäftigten. "Die Stimmung unter den Mitarbeitern vor Ort ist gut und auch der Ausblick auf den Produktionsstart am 28. Juli lässt die Zuversicht steigen. Es waren Monate des Bangens und des Hoffens, der Ungewissheit und der harten Arbeit für alle Mitarbeiter. Jetzt freuen wir uns, dass wir es geschafft haben."

„Es waren Monate des Bangens und des Hoffens, der Ungewissheit und der harten Arbeit für alle Mitarbeiter.“
Stellungnahme von KTM AG

KTM stehe für "Motorräder in Premiumqualität", betont das Unternehmen. "Wir arbeiten intensiv am Neustart der Produktion am 28. Juli, der aus heutiger Sicht nicht gefährdet ist. Es ist geplant, direkt auf allen vier Bändern wieder zu produzieren. Die Bestellungen der dafür benötigten Teile werden laufend in Auftrag gegeben. Weltweit wurden die Lagerbestände schneller verkauft als ursprünglich prognostiziert und wir sind mit der Endkundennachfrage sehr zufrieden. Daraus resultiert ein erneuter Produktionsbedarf."

Gottfried Neumeister (seit Dezember alleiniger CEO; Anm.) habe in allen Interviews und Aussendungen bestätigt, dass die "bestehenden Standorte – insbesondere die Stammwerke in Mattighofen und Munderfing – die Basis für den zukünftigen Erfolg von KTM bleiben".

Und weiter: "Bajaj würde nicht 800 Millionen investieren, um dann KTM bzw. den Standort zuzusperren. KTM bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber für die gesamte Region. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bis zuletzt an die Zukunft dieses Unternehmens geglaubt. Sie leben für diese Marke und diese Marke lebt von ihnen. Ohne sie wäre dieser Neustart nie möglich gewesen und dafür wollen wir ihnen in Zukunft wieder Stabilität und Sicherheit zurückgeben."

{title && {title} } JR, {title && {title} } Akt. 04.06.2025, 09:14, 03.06.2025, 05:00