Gesundheit

Wiener wird seit Monaten Corona nicht mehr los

Der Rettungssanitäter infizierte sich im Februar mit Covid-19, war daraufhin 25 Tage in Quarantäne, kämpft mit Spätfolgen und fürchtet den Jobverlust.

Christine Scharfetter
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Ein Wiener infizierte sich im Februar mit dem Coronavirus - seitdem wird er es nicht los.
Ein Wiener infizierte sich im Februar mit dem Coronavirus - seitdem wird er es nicht los.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage) (Symbolfoto)

"Ich war 25 Tage in Quarantäne, weil ich einfach nicht negativ wurde und jetzt kann nicht mehr als Rettungssanitäter arbeiten", erzählt Hans K. (Name v. d. Red. geändert) gegenüber "Heute". Der Wiener infizierte sich im Februar mit dem Coronavirus und wurde es seitdem nicht mehr los.

Trotz der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen, wie der FFP2-Maske bei Patientenkontakt, und der 3-fach-Impfung habe er sich angesteckt. Festgestellt wurde die Infektion allerdings erst bei den täglich angeordneten Antigentests. "Zunächst hatte ich keinerlei Symptome, mein PCR-Test zeigte jedoch einen CT-Wert von 18."

Atemnot bis Durchfall – das volle Programm

Dabei sollte es allerdings nicht bleiben. Schon bald litt der Wiener unter typischen Symptomen wie Atemnot, hohem Fieber, aber auch Durchfall und Erbrechen, Dauermüdigkeit sowie Schmerzen am ganzen Körper. "Es war eine Tortur. Zweitweise oder tageweise hatte ich auch komische Halsschmerzen und Schnupfen, der von einem Tag auf den anderen kam und wieder verschwand." 

"Was wäre gewesen, wenn ich nicht geimpft gewesen wäre?"

Doch auch nach der verlängerten Quarantäne war die Erkrankung für den Rettungssanitäter noch nicht vorbei. "Ich konnte nicht wieder arbeiten gehen, da ich immer noch unter Symptomen litt und noch leide." So würden die Hustenanfälle bis zum Erbrechen oder gar zur Ohnmacht führen. Hinzu kämen noch Kraftlosigkeit, Atemnot bei Belastung, Schlafstörungen, Engegefühl in der Brust, Schwindel sowie Migräneanfälle. "Und Schmerzen am ganzen Körper sind nur einige der schlimmsten Folgeerscheinungen. Ich stelle mir die Frage, was gewesen wäre, wenn ich nicht geimpft gewesen wäre."

Kein Job, kein Geld, kein Arzt

Jetzt sind diese Beschwerden nicht sein einziges Problem. "Weder auf Kassenkosten noch privat konnte ich einen zeitnahen Termin bei einem Facharzt – und ich brauche mehrere – finden. Die Long-Covid-Ambulanzen sind auf 10 Monate ausgebucht und einen Termin bekommt man nur mit einer Überweisung eines Neurologen. Auf einen Neurologentermin wartet man jedoch vier Monate." Lediglich bei einem Taucharzt konnte K. einen Termin bekommen. "Meine Lungenfunktion ist beeinträchtigt und meine Leistung am Ergometer liegt bei 60 Prozent im Vergleich zum Ergebnis vom Vorjahr."

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    Der gesamte Organismus
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    iSTock, Infgrafik "HEUTE"

    Die Arzttermine braucht der Rettungssanitäter allerdings nicht nur für eine Diagnose und hoffentlich baldige Heilung, sondern auch, um weiterhin im Krankenstand bleiben zu können. "Die Gebietskrankenkasse sitzt mir im Nacken, weil sie den Krankenstand um jeden Preis beenden wollen. Sie wollen einmal im Monat Facharztbefunde von mir. Aber woher."

    Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt lasse sich bei der Bestätigung einer Berufskrankheit Zeit. "Mir wurde mitgeteilt, dass es intern bereits als Berufskrankheit gilt, ich derzeit jedoch keinerlei Hilfe bekomme. Man will erst einmal über einen längeren Zeitraum abwarten, wie sich das Ganze entwickelt." Tatsächlich gelten Symptome, die mehr als vier Wochen nach dem Beginn einer Covid-19-Erkrankung fortbestehen oder neu auftreten, als Long Covid. Ein Zeitrahmen, den Hans K. bereits überschritten hat.

    Finanziell am Ende

    Finanzielle Unterstützung bekomme er derzeit keine. "Die WGKK zahlt 50 Prozent vom Brutto-Gehalt. Das sind knappe 800 Euro, da man als Sanitäter 1550 Brutto ohne Zulagen verdient. Mein normales Einkommen beträgt zwischen 1800 und 2000 Euro." Mit den 800 Euro könne er nun seine Miete kaum noch bezahlen und seinen laufenden Kredit schon gar nicht abbezahlen.

    Selbst seine Unfallversicherung decke zwar Invalidität ab, aber nicht bei Long Covid. Auch könne man über das Sozialministeriumsservice ein "Behindertenzuschlag" beantragen, "was auch vor einer Kündigung schützt." Jedoch würde der Prozess über ein halbes Jahr dauern und er müsse wieder alle Untersuchungen wiederholen.

    "Ob ich meinen Job tatsächlich verliere, weiß ich nicht, jedoch bin ich körperlich nicht in der Lage, ihn auszuüben."

    "Man hat als Long Covid-Patient keinerlei Absicherung gegen einen Jobverlust. Ob ich meinen Job tatsächlich verliere, weiß ich nicht, jedoch bin ich körperlich nicht in der Lage, ihn auszuüben."

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