Gestank unerträglich

Mit Kot und Kadavern – so kommt das Koks nach Europa

Ermittler stoßen auf perfiden Schmuggel: Kartelle verstecken Kokain in Schiffen mit bis zu 10.000 Rindern – der Gestank erschwert die Kontrollen.
08.12.2025, 07:30
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Ein Mitarbeiter des Maritimen Analyse- und Operationszentrums für Drogenbekämpfung (MAOC-N) beschreibt das Problem als "schwarzes Loch": Drogenkartelle nutzen veraltete Frachtschiffe, beladen sie mit kranken oder verwahrlosten Rindern und schmuggeln auf diese Weise tonnenweise Kokain nach Europa.

Die Zustände an Bord seien oft so miserabel, dass Kontrollen ausbleiben. Viele Tiere verenden während der Überfahrt, andere stehen monatelang in ihren eigenen Exkrementen – ein Gestank, der selbst Spürhunde bei der Suche behindert.

Polizei watet durch Kot und Urin

Nach Informationen des "Telegraph" verladen die Banden in brasilianischen und kolumbianischen Häfen bis zu 10.000 Rinder auf heruntergekommene Schiffe. Auf See übernehmen sie Kokainladungen von kleineren Booten, meist vier bis zehn Tonnen im Wert von bis zu 483 Millionen Franken, die anschließend in großen Getreidesilos versteckt werden.

Der Gestank und die schlechten Bedingungen erschweren Kontrollen.
Policia Tributaria España

Anfang 2023 gelang der spanischen Polizei erstmals die Beschlagnahmung eines solchen Viehtransporters in europäischen Gewässern: Auf der Orion V fanden Ermittler 4.500 Kilogramm Kokain im Wert von 88 Millionen Franken, verborgen in Futtersilos. Bodycam-Aufnahmen zeigten Beamte, wie sie knietief durch Dung und Urin der 1.750 Rinder wateten.

Offiziell laufen diese Schiffe Häfen im Libanon oder in Ägypten an, wo geringere Hygienevorschriften gelten. Auf offener See befestigt die Crew die Kokainpakete an Schlauchbooten, versieht sie mit GPS-Sendern und wirft sie über Bord – Schnellboote bringen sie dann nach Belgien oder in die Niederlande.

Die Kartelle nutzen Gestank aus

Die Methode gilt als hocheffizient: In den vergangenen 18 Jahren wurde in Europa nur ein einziges solches Schiff sichergestellt. Nach Angaben von MAOC-N legt jedoch jede Woche mindestens ein verdächtiger Transporter Richtung Europa ab.

"Man möchte keine Minute auf einem solchen Schiff verbringen, der Gestank ist kaum vorstellbar. Die Behörden wollen diese Transporter nicht in ihren Häfen haben", sagt der Ermittler. Hinzu komme der enorme Aufwand: "Man müsste das gesamte Vieh entladen und ein riesiges Schiff voller Verstecke durchsuchen. Die Kriminellen wissen genau, wie sie solche Hürden ausnutzen."

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