"Du bist schmutzig" oder "Geh zurück in dein Land" – diese Rufe hallten am 13. November durch die Räumlichkeiten der Bildungseinrichtung Willi Resetarits in Wien-Floridsdorf. Die Schülerinnen und Schüler spielten diskriminierende Szenen nach, die sie belasten und beschäftigen. Im Rahmen des Projekts "Respekt: Gemeinsam stärker" wurden Themen wie Mobbing und Ausgrenzung gemeinsam mit Jugendlichen und Lehrkräften aufgearbeitet.
Eine Gruppe von Mädchen beleidigte zwei Schülerinnen mit Kopftuch, zwei Jungs bedrängten junge Burschen, weil sie keine Markenklamotten tragen. Das sind zwei der Szenen, die die Schülerinnen und Schüler der Bildungseinrichtung Willi Resetarits am heutigen Donnerstag vorführten. Im Schauspielworkshop, der durch das Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" auf die Beine gestellt wurde, bearbeiten die Kinder Situationen, die sie im Alltag selbst erleben. Die Workshops wurden vom Theater der Unterdrückten Wien und Teacher Support angeleitet. Faris Rahoma studierte mit den Jugendlichen die Szenen ein.
"Ich habe schon mitbekommen, dass jemand mit Kopftuch gemobbt wurde", erzählt Najla (14). Jade (15) sagt: "Ich habe so etwas noch nie erlebt, aber wenn ich es sehen würde, würde ich ganz sicher etwas sagen." Die Workshops würden alle Mädchen gerne wieder besuchen: "Wir sind dadurch auch selbstbewusster geworden!" freut sich Irem (14).
Auch die Jungs in der Gruppe haben in der Öffentlichkeit schon oft Diskriminierung erlebt.
"Egal, ob wegen Religion oder Aussehen – ich habe vor allem psychische Gewalt mitbekommen", erinnert sich Georgi (15). Auch Ahmad (13) kennt das Thema gut: "In meiner alten Klasse wollte ein Mädchen zu einem Mann werden, alle haben sie deswegen gemobbt."
Eines nehmen sich die Burschen besonders zu Herzen: "Wir merken dadurch, wie wichtig Zivilcourage ist. Das war mir vorher viel weniger bewusst", erklärt Georgi (15). Alle sind sich einig: "Jeder sollte so sein dürfen, wie er ist. Hass hat in der Schule und in der Gesellschaft keinen Platz."
Ziel von "Respekt: Gemeinsam stärker" ist es, Schulen dabei zu unterstützen, sozialen Herausforderungen im Schulalltag zu begegnen. "Es freut mich sehr, dass unsere Schülerinnen und Schüler so engagiert mitmachen", erklärt Direktor Werner Schuster. Obwohl an der Bildungseinrichtung Willi Resetarits bereits intensiv an Mobbing- und Gewaltprävention gearbeitet wird, ist er froh, dass durch das Projekt auch blinde Flecken aufgezeigt wurden.
Auch Caroline Thaller, Direktorin der MSi Geblergasse (1170), war mit ihrer Schule Teil des letzten Durchgangs. "Meine Schülerinnen und Schüler haben viel mitgenommen und wenden die Bewältigungstaktiken jetzt immer wieder an, wenn es zum Streit kommt", zieht sie ein positives Fazit.
Projektleiterin Anja Gerhartl betont, dass das Programm auch bei den anderen Kindern Wirkung zeigt: "Wir schauen standortspezifisch, was an den Schulen gebraucht wird. Die Schülerinnen und Schüler nehmen das sehr gut auf."
Die Jugendlichen selbst bringen viele Themen mit, die in die Workshops eingebunden werden – und das schon seit der Pilotphase im Jahr 2019. Seit Beginn des Projekts wurden 30 Schulen betreut, zehn weitere werden seit September begleitet.
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SP) war bereits in den vergangenen vier Jahren bei dem Projekt mit dabei: "Es ist ein Herzensprojekt", erklärt sie stolz. Jedes Mal bekomme sie Gänsehaut, wenn sie den Schülerinnen und Schülern bei den Workshops zusieht.
Besonders in ihrer Funktion als Frauenstadträtin ist es ihr wichtig: "Ich möchte den Mädchen in der Schule Selbstbewusstsein vermitteln. Sie können alles werden, was sie wollen – genau wie die Burschen." Auch das Thema Gewalt liegt der Stadträtin am Herzen, da die ersten Erfahrungen damit oft in der Schule gemacht werden. Um dem vorzubeugen, zählt für Gaál vor allem eines: Gleichberechtigung.
Auch Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (Neos) unterstützt das Projekt: "Respekt ist die Basis für jedes gute Miteinander – ob in der Klasse, in den Pausen oder in der Gesellschaft." Besonders wichtig sei, dass Jugendliche Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung wahrnehmen.
Sängerin Virginia Ernst arbeitet ebenfalls schon seit drei Jahren intensiv an dem Projekt mit und unterstützt sowohl die Lehrkräfte als auch die Kinder.
"Die Kids haben gemerkt, dass dieses Projekt wirklich sehr wichtig ist", erzählt sie. Dass sie auch dieses und kommendes Jahr wieder daran mitwirken darf, freut sie besonders: "Das ist ein erstklassiges Projekt. Auch das Zusammensein mit den Lehrkräften ist super – ich freue mich, 2025/26 wieder mit dabei zu sein."