Vorwürfe gegen Pflegezentrum

"Mutter zu Tode gepflegt" – Sohn kämpfte bis zum Ende

Johannes L. kämpfte monatelang um seine kranke Mutter – bis zum bitteren Ende. Jetzt erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Pflegeeinrichtung.
Aram Ghadimi
12.05.2025, 05:15

"Meine Mutter wurde im Haus 4 in Mauer zu Tode gepflegt", sagt Johannes L. mit schwerer Stimme zu "Heute". Der 34-Jährige arbeitete als Lehrer in Wien, als eines Tages, vor rund zwei Jahren, sein Vater einen Schlaganfall bekommt. Damals konnte seine Mutter ihren Mann noch retten, obwohl sie selbst schon krank war. Aus dieser Zeit bleibt nur noch eine Erinnerung und ein Schreiben der Pflegeanstalt, in der die Mutter zuletzt betreut wurde.

Gestorben – 3.000 extra Spesen

Um die 3.000 Euro habe sein Vater dem Pflege- und Betreuungszentrum (PBZ) Mauer Monate später nachzahlen müssen. Das bittere Nachspiel eines langen Kampfes um die Mutter (73), bis es nicht mehr nötig war zu kämpfen. Der Anruf kam in der Nacht: "Ihre Mutter ist verstorben."

Harmlose Untersuchung

Alles hatte mit einer harmlosen Gesundenuntersuchung beim Hausarzt von Maria Luise L. angefangen, erzählt ihr Sohn. "Ich zittere", habe sie dem Hausarzt besorgt gesagt, der sie ins Landesklinikum Scheibbs verwies.

"Meine Mutter hatte die chronische Lungenkrankheit COPD", erklärt Johannes L. und erinnert sich, wie seine Mutter "drinnen bleiben" musste. Ein Krankenhauskeim – nichts Schlimmes.

Stufen der Verschlechterung

Dann kommt Maria Luise L. aber auf die Intensivstation. Was ihr Sohn noch nicht weiß, langsam aber sicher, fängt jetzt für ihn ein anhaltender, beschwerlicher Marathon an. Der junge Lehrer möchte aus dem fernen Wien beiden Eltern beistehen. Als seine Mutter endlich wieder auf die normale Station kann, hat sie sich bereits wundgelegen.

"Über die Wunde ist der nächste Keim eingetreten", schildert Johannes L im Gespräch mit "Heute". Schweigen, immer wieder lange Pausen zwischen den Sätzen. Er erzählt, wie er sich immer wieder nach seiner 73-jährigen Mutter erkundigt, sie an freien Tagen besucht. Dann der Herzinfarkt.

Versorgung am Land

"Ach Gott ...", setzt L. an und stockt dann aber immer wieder in seiner Erzählung. Erst kürzlich sei auch der frühere Arbeitskollege seiner Mutter an einem Hinterwandinfarkt verstorben. "Auch, wenn es für meine Mutter noch etwas weitergegangen ist, die Situation hier am Land ist schwierig", sagt er. Es gäbe zu wenige Landärzte. "Wenn es dringend ist, schicken sie einen ins Spital." Sonst könne man vielleicht einen Termin in einem Monat ausmachen, sagt L.

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Zum Schweigen verurteilt

"Wieder ist meine Mutter auf der Intensivstation", erzählt er. Als sie nach einem Monat aufwacht, sei sie irritiert gewesen: "Sie hat zunächst nicht gewusst, wo sie ist." Dann das Anlegen der Atemmaske: Zwei Versuche scheitern, die Entscheidung lautet Luftröhrenschnitt. "Wir waren jeden Tag bei ihr", seufzt Johannes L.

Niemand im Spital habe gewusst, dass es Sprechkanülen gibt. So sei seine Mutter zunächst zum Schweigen verurteilt gewesen. "Dann ging es bergauf und wieder bergab", sagt L. und erklärt, wie seine Mutter zwischen Krankenstation und Pflegestation, zwischen Scheibbs und Mauer "hin- und hergeschoben worden" ist. "Wenn es in Mauer wieder schlechter geworden ist, kam sie nach Scheibbs, wurde aufgebaut, um dann wieder nach Mauer zu kommen, wo es wieder schlechter geworden ist."

Fenster offen gelassen, Trinken vergessen

Die Pflegeeinrichtung sei "grottenschlecht" gewesen: "Sie haben die Fenster offen gelassen, sodass sich meine Mutter verkühlte. Immer wieder musste ich feststellen, dass sich niemand ums Trinken gekümmert hat. Aber auch auf das Essen wurde nicht geachtet, die Medikamente einfach vergessen. Schließlich wurden sogar ihre Sachen gestohlen."

Frau L. war mehrere Monate lang in der Pflege.
privat

"Heute" konfrontierte die NÖ Landesgesundheitsagentur, in deren Verantwortung das Pflege- und Betreuungszentrum Mauer liegt. Die Antwort überrascht:

"Es wurden mehrfach Gespräche mit Herrn L. gemeinsam mit dem Betreuungsteam geführt. Entgegen dem Willen der Bewohnerin dürfen keinerlei medizinische Handlungen bzw. Interventionen gesetzt werden. Seitens unserer Ärzte wurde mehrfach eine andere adäquate medizinische Versorgung und Behandlung mit Frau L. besprochen, jedoch von ihrer Seite abgelehnt."

Erst kürzlich habe es unangekündigte Einschau von Seiten der Patientinnen- und Patientenanwaltschaft (PPA) gegeben, die dem Pflege- und Betreuungszentrum Mauer ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt habe. Auch im Rahmen der Bewohnerbefragung habe das PBZ Mauer insbesondere in Bezug auf die Gesamtzufriedenheit und die Weiterempfehlungsrate sehr gute Ergebnisse erzielt, so die Landesgesundheitsagentur.

Kämpfen für bessere Pflege

Gänzlich anders sieht das der junge Lehrer aus Wien. Jeden Mittwoch fuhr er zu seiner Mutter. "Ich war Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag immer bei ihr. Nicht einmal Windeln wollten die Pflegekräfte in Mauer verwenden. Es war ihnen zu viel Arbeit."

"Das kann ich ja machen", habe er dem Personal gesagt. Trotzdem sei Ablehnung gekommen – solange, bis L. es schließlich durchsetzen konnte. "Sie haben sie im Intimbereich nicht ordentlich gereinigt." Er konnte auch ein Sprechventil, ein sogenanntes Passy Muir, durchsetzen.

Mitte November kann Maria Luise L. wieder sprechen, für ein paar Tage. Am 26. November stirbt sie – in Scheibbs: "Wegen Dehydrierung und Unterversorgung wurde sie erneut ins Landesklinikum überstellt", sagt Johannes L. Am Tag davor haben wir uns verabschiedet.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 14.05.2025, 10:55, 12.05.2025, 05:15
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