Wien droht ein Stück Heurigenkultur zu verlieren: Nach 46 Jahren steht der legendäre "Dornröschenkeller" in Stammersdorf (Wien-Floridsdorf) vor dem Aus. Betreiberin Serpahine Vrbicky (72) musste Insolvenz anmelden. Die urige Buschenschank, für viele Gäste ein zweites Wohnzimmer, ist auf Google bereits als "vorübergehend geschlossen" vermerkt – ob er je wieder aufsperrt, ist ungewiss.
Die Wurzeln des Betriebs reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Schon 1978 kaufte die Familie den ersten Weingarten, baute seither rund 2,5 Hektar an und füllte Weine wie Grünen Veltliner, Chardonnay und den "Gemischten Satz" selbst ab.
1997 folgte der Schritt in die Gastronomie: Mit 60 Sitzplätzen drinnen und 70 im Freien wurde der Dornröschenkeller zum Fixpunkt für Weinliebhaber. Hausgemachte Aufstriche, saisonale Spezialitäten und der eigene Traubensaft sorgten für treue Kundschaft und viele unvergessliche Abende.
Auch online hinterließ der Buschenschank Spuren: Auf Google liegt der Dornröschenkeller bei starken 4,4 Sternen – basierend auf 114 Bewertungen. Viele Gäste lobten die urige Atmosphäre, das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und das Gefühl, ein Stück "altes Wien" erleben zu können. Gerade deshalb trifft die Insolvenz viele Fans besonders hart.
Doch zuletzt wurde die Lage immer schwieriger. Steigende Kosten, der harte Wettbewerb und die Nachwirkungen der Pandemie setzten dem Betrieb zu. Am 28. August eröffnete das Handelsgericht Wien das Konkursverfahren (Insolvenznummer 202771). Gläubiger können ihre Forderungen bis 6. Oktober anmelden.
Was das für die Zukunft bedeutet, bleibt unklar. Möglich ist ein Neustart, eine Übernahme – oder ein endgültiges Ende. Für Serpahine Vrbicky, die 72 Jahre alt ist, bedeutet das Verfahren jedenfalls einen schweren Einschnitt.