Als "Pokémon-Legenden: Z-A" im Herbst 2025 erschien, war der Hype riesig. Die Mischung aus Open-World-Erkundung, dynamischen Kämpfen und der Rückkehr legendärer Mechaniken wie der Mega-Entwicklung eroberte Fans weltweit im Sturm. Doch kaum waren Credits und Endsequenz über den Bildschirm geflimmert, drehte sich die Gaming-Gemeinde schon um: Die "Mega-Dimension"-Erweiterung lockte mit dem Versprechen nach noch mehr Abenteuern, noch stärkeren Pokémon und einem völlig neuen Winkel der Kalos-Welt. Jetzt ist die Erweiterung da – und wir haben sie ausführlich unter die Lupe genommen.
Wer gehofft hatte, dass "Mega-Dimension" ein völlig eigenständiges Erlebnis bietet, wird schnell eines Besseren belehrt. Der DLC ist in erster Linie Post-Game-Content: Du musst die Hauptgeschichte von "Pokémon Legenden: Z-A" zuerst abgeschlossen haben, ehe sich die Zusatzstory entfaltet. Die Handlung setzt direkt dort an, wo der Hauptteil endet und wirft dich in ein neues, rätselhaftes Phänomen – räumliche Verzerrungen in Illumina City. Diese öffnen Portale in eine Hyperspace-Version der bekannten Metropole: eine Art Parallelwelt, in der alles vertraut wirkt, aber doch anders ist.
Im Zentrum der Story stehen neue Figuren wie Antja und das mysteriöse Pokémon Hoopa. Dieses legendäre Wesen nutzt seine ringförmigen Portale, um dich und Team MZ durch die Risse zu führen – und ohne Hoopa geht gar nichts. Die erzählerische Grundidee ist durchaus reizvoll: Ein Riss in der Realität, eine alternative Version von Illumina City, hochstufige Pokémon und neue Geheimnisse. Die Umsetzung wirkt jedoch zwiespältig. Hyperspace Illumina fühlt sich trotz seiner Bezeichnung erstaunlich vertraut an – als hätte man der Kamera in der Hauptwelt einfach einen Code-Filter darübergestülpt.
Der grundlegende Aufbau der Stadt mit ihren Straßen, Ecken und Ecken ist derselbe geblieben, lediglich um einige Hindernisse, Gegnerpositionen und ästhetische Variationen ergänzt. Das führt dazu, dass sich viele Passagen eher wie bekannte Wegpunkte im neuen Gewand anfühlen und nicht wie ein wirklich fremdes, atemberaubendes Paralleluniversum. Diese Vertrautheit sorgt dafür, dass Spieler zwar schnell wieder "drin sind" bei Orientierung und Gameplay, aber zugleich entsteht der Eindruck, dass "Mega-Dimension" weniger radikal neu gedacht wurde, als es die Marketing-Sprache versprach.
Im Kern bleibt "Mega-Dimension" seinem Ursprungsspiel treu. Die bekannte Erkundung, das Kämpfen und Fangen, das Aufleveln der Pokémon – all das wurde nicht neu erfunden, sondern weitergeführt. Dennoch führt der DLC einige Elemente ein, die zumindest für Fans kleine, aber messbare Ergänzungen darstellen. Die Portale führen dich in Gebiete, die stärker feindlich geprägt sind. Gegner haben mitunter Levels über der bisherigen 100er-Grenze – ein Novum für die Serie und ein klares Signal an erfahrene Trainer, dass das hier kein Spaziergang mehr ist.
Diese Gegner können beeindruckend stark sein und stellen auch gut vorbereitete Teams vor echte Herausforderungen. Allerdings fühlt sich der Wechsel zwischen normalen Zonen und Hyperspace-Abenteuern nicht immer sauber inszeniert an. Viele Gebiete wirken wie schnelle Splits in bekannte Bereiche der Kalos-Welt, mit wenigen frischen Ideen im Level-Design – das kann bei längeren Spielsitzungen ermüdend wirken. Eines der absoluten Highlights des DLCs ist die Erweiterung des Mega-Entwicklungs-Arsenals. Neben bekannten Formen wie Mega Raichu X und Y, die durch elektro-magnetische Kräfte in neue Rollen schlüpfen, gesellen sich weitere Mega-Formen teils ganz neuer Pokémon.
Diese Mega-Entwicklungen bringen frischen Wind in Kämpfe und Sammlerherzen – zumal einige Pokémon nun erstmals in solchen Formen auftreten. Für Fans des kompetitiven Spiels oder der Pokémon-Collectathon-Komponente bietet das neue Inhalte, die tatsächlich Lust machen. Zudem erweitert der DLC die Pokédex-Liste um weitere Kalos-Spezies, die in Hyperspace Illumina zu finden sind. Dies bringt zusätzliche Motivation für Completionists, auch wenn sich manche Trainer mehr echte Neuheiten gewünscht hätten, statt gewissermaßen bereits Bekannte im "Alternate-Universe-Spin".
Technisch bewegt sich "Mega-Dimension" auf dem gewohnt soliden Niveau des Basis-Spiels. Ob auf der Nintendo Switch 2 oder der klassischen Switch-Version, die Performance ist stabil, Ladezeiten sind moderat und die grafische Darstellung solide. Dennoch bleibt der Eindruck, dass einige Design-Elemente nicht optimal ausgereizt wurden: Texturen wiederholen sich oft, und die "neue" Welt wirkt stellenweise wie eine leicht angehobene Kopie der bekannten Umgebung. Gerade bei einem Titel, der als Erweiterung beworben wird, fühlt sich dieser Mangel an visueller Innovation etwas enttäuschend an.
Die Balance ist ein zweischneidiges Schwert. Während einige Trainer den deutlich höheren Schwierigkeitsgrad begrüßen werden, indem sie Pokémon über Level 100 begegnen und sorgfältig taktieren müssen, kritisieren andere Spieler den Grind-Charakter mancher Passagen. Besonders wiederkehrende Mechaniken wie zeitlimitierte Missionen oder sich wiederholende Herausforderungen können nach einiger Zeit ermüden und das sonst flotte Spieltempo bremsen. Der Schwierigkeitsgrad ist jedoch nicht unfair – vielmehr wirkt er wie ein bewusstes Angebot an Veteranen, die noch mehr aus ihrem Kalos-Abenteuer herausholen möchten.
Der Preis von rund 30 Euro bewegt sich im üblichen Rahmen für DLC-Erweiterungen dieses Umfangs. Dennoch entzündet sich hier eine Debatte unter Fans: Manche meinen, dass Inhalte wie neue Zonen, zusätzliche Pokémon und erzählerischer Content diesen Preis rechtfertigen. Andere wiederum, darunter zahlreiche Fans, argumentieren, dass viele der eingeführten Elemente wie wiederverwendete Gebiete oder eher konservative Neuerungen den Preis schwerer rechtfertigen lassen. Auch der frühe Release-Zeitpunkt – etwas mehr als zwei Monate nach dem Hauptspiel – sorgt für gemischte Reaktionen.
"Mega-Dimension" ist ein solider, wenn auch kein revolutionärer DLC. Er erweitert das Basisspiel auf sinnvolle Weise, ohne dabei allzu große Risiken einzugehen. Trainer, die das Hauptspiel geliebt haben und noch tiefer in Kalos eintauchen möchten, werden hier zahlreiche Stunden zusätzlicher Unterhaltung finden – sei es beim Jagen neuer Mega-Formen, dem Erkunden der Hyperspace-Zonen oder beim Ausbau ihrer Sammlung. Doch wer gehofft hatte, dass dieser DLC das Spiel auf ein ganz neues Level hebt, wird eher ernüchtert.
Die Erweiterung riecht an vielen Stellen eher nach "Gleiches im neuen Gewand" als nach einer echten Neuheiten-Erweiterung. Trotz sympathischer Ideen wirkt das Gesamtpaket manchmal zu vertraut, zu zögerlich und eben nicht so mutig, wie die prachtvollen Trailer es vorab suggeriert haben. Kurz gesagt: "Mega-Dimension" bietet gute Ergänzungen für Fans, bleibt aber weit davon entfernt, als Meilenstein der "Pokémon"-DLC-Geschichte in Erinnerung zu bleiben.