"Befund ist absolut sicher"

"Noch nie erlebt" – Marcus Wadsak zerstört Klima-Lügen

Der bekannte Meteorologe zerlegt in seinem neuen Buch schonungslos die häufigsten Mythen und Lügen zum Klimawandel aus dem Internet.
Newsdesk Heute
24.05.2025, 15:24

Massive Anfeindungen und das tägliche Bombardement mit Klimawandel-Mythen im Netz haben ORF-Meteorologen Marcus Wadsak den Stoff geliefert. In seinem Buch Klimawandel gibt es (nicht) – Klimalügen und Mythen aufgelöst! räumt er mit den 23 gängigsten Märchen und Falschaussagen rund um die Erderwärmung und den menschlichen Einfluss darauf auf.

Letzterer wird immer noch regelmäßig in Abrede gestellt. Vielmals einfach aus Bequemlichkeit, sagt Wadsak nun in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" und legt kräftig nach. Hätten der Mensch wirklich keinen Einfluss darauf, könnten wir doch auch weitermachen wie bisher. "Dass das bei vielen Menschen gut ankommt, ist ja fast nachvollziehbar. Wir sind halt alle Gewohnheitstiere und wollen Gewohnheiten sehr ungern ändern."

Es steckt jedoch mehr dahinter. Seine Recherche zum Ursprung dieser Behauptungen führte ihn direkt zu jenen, die mit der Schädigung des Klimas ungeniert Milliarden verdienen: Erdöl-Lobbys. "Teilweise lief das über dieselben Think Tanks, die früher für die Tabakindustrie verbreitet haben, dass Rauchen nicht schädlich wäre", erklärt der bekannte Wetterexperte.

Dabei ist die Faktenlage eindeutig: "Der Klimawandel ist sogar zu 100 Prozent menschengemacht, weil derzeit alle anderen Faktoren, die eine Erwärmung verursachen könnten, nachweisbar nicht zum Tragen kommen." Die Treibhauswirkung von CO2 in der Atmosphäre wird schon seit mehr als einhundert Jahren erforscht. Man muss nur eins und eins zusammenzählen. Wadsak: "Der Befund ist also absolut sicher."

Die Litanei der Klimawandel-Skeptiker ist von Wiederholungen geprägt, die selben Argumente werden immer wieder vorgebracht. Ein paar der Gängigsten nahm Wadsak auch direkt im Interview auf's Korn. Ein Überblick:

"Das Klima hat sich schon immer geändert"

Korrekt, vor Millionen Jahren war es auch schon deutlich wärmer. Nur: Da gab es aber noch keine Menschen. Die Grundlage für unsere moderne Zivilisation bilden die stabilen Klimaverhältnisse, die seit dem Ende der letzten Eiszeit vorherrschen. "Das hat dazu geführt, dass wir Menschen uns gut entwickeln konnten, Landwirtschaft betreiben konnten. Machen wir aber so weiter, katapultieren wir uns aus dieser stabilen Klimaphase schlagartig wieder raus. Die jetzige Erwärmung läuft 20 Mal schneller ab als die letzte am Ende der jüngsten Eiszeit."

"Im Mittelalter war es wärmer als heute"

Dazu macht seit vielen Jahren eine handschriftliche Skizze eines echten Klimawissenschaftlers die Runde. Was fehlt, ist der Kontext: Sie zeigt nur die Verhältnisse an einem einzigen Ort. Wadsak erklärt: "Ja, es gab im Mittelalter Regionen, wo es vorübergehend warm war, nicht wärmer als heute, aber auch warm." Diese regionalen Schwankungen mitteln sich im globalen Schnitt jedoch weg.

"Solche Klimaschwankungen im Kleinen gibt es immer wieder, sie ändern aber nichts daran, dass es heute global wärmer wird, und zwar in einem Tempo und in einem Ausmaß, wie es das seit der letzten Eiszeit nicht gegeben hat."

"Wettervorhersagen sind unsicher, wie soll das beim Klima gehen?"

Bei diesem Klassiker werden Wetter und Klima verwechselt bzw. in einen Topf geworfen. Diese sind zwar eng miteinander verbunden, jedoch ist der Unterschied bedeutend: "Wetterprognosen sind physikalische Berechnungen der Vorgänge in der Atmosphäre und die gibt es tatsächlich nur über einen Horizont von ein paar Tagen. Beim Klima funktioniert das komplett anders und es gibt hier auch keine Prognosen, sondern Szenarien."

Während Wetter aktuell messbar und fühlbar ist, ist das Klima eine statistische Größe, hebt der bekannte Meteorologe hervor: "Darum sind alle Aussagen, die die in die Richtung gehen, jetzt regnet oder schneit es, wo ist also der Klimawandel, falsch."

"Man muss der Klimakrise mit Hausverstand begegnen"

Hinter solchen Aussagen verbirgt sich oft der Versuch, das Problem auf die lange Bank zu schieben. Wir haben jedoch das Problem, dass es sich beim Klimawandel um eine für Menschen noch nie dagewesene Situation handelt, mahnt Wadsak: "Wir haben einen Temperaturanstieg, der so schnell und radikal geht, wie wir es noch nie erlebt haben. Wie soll uns der Hausverstand da bitte helfen? Wir haben ja keine Erfahrungen zum Umgang mit diesem Problem. Was wir hier brauchen, ist Sachverstand und nicht Hausverstand."

Er sieht darin auch keine "Klima-Hysterie", die so manch ein Kritiker gerne verortet. "Ich berichte objektiv darüber und halte mich an den aktuellsten Stand der Wissenschaft. Dass das bei vielen Menschen Panik auslösen kann, kann ich verstehen. Aber das ist nicht hysterisch, sondern realistisch. Wir sind auf einem Kurs, der wirklich in eine Richtung geht, die wir nicht wollen."

{title && {title} } red, {title && {title} } 24.05.2025, 15:24