In einer Berghütte am Großglockner, dem höchsten Berg Österreichs, machten die Hüttenwarte der Stüdlhütte Anfang Dezember eine erschreckende Entdeckung: "Unser Winterraum wurde erneut mutwillig zerstört", schreiben die Betreiber in einem Instagram-Post.
Die Bergsteigerunterkunft, die als Notraum für Wanderinnen und Wanderer dient, war massiv verwüstet: Hinter der aufgebrochenen Tür fanden die Hüttenwarte Müll, eingeschlagene Fenster und zerstörte Lichtschalter. In einem Instagram-Post beschreiben die Betreiber der Stüdlhütte, Veronika und Matteo Backmann, und der Alpenverein München Oberland das Ausmaß der Zerstörung – und bitten um Spenden für die Renovierung.
Der Notraum ist unverschlossen, damit Wanderinnen und Wanderer in Notsituationen Schutz finden. Das sorgt allerdings immer wieder für Probleme, wie Pressesprecherin Hannah Trowal gegenüber "Focus" sagt. Die Bilder der Verwüstung sorgen in den sozialen Medien für Wut und Unverständnis.
"Nur noch Deppen in den Bergen", schreibt ein User unter dem Instagram-Post, und viele stimmen ihm zu: "Es ist echt traurig, was in unserer Gesellschaft abgeht." Ein anderer User beschreibt die Verwüstung als "ekelhaftes Verhalten" und erinnert sich daran, dass die Leute in den Bergen früher vernünftig waren und auf die Umwelt und andere Rücksicht nahmen: "Diese Zeiten sind wohl vorbei."
Solche Vorfälle gab es auch in anderen Hütten, darunter beispielsweise in der Knorrhütte im Wettersteingebirge, am Watzmann Hocheck sowie in einigen Notunterkünften im Allgäu, wie der "Bayerische Rundfunk" berichtet. Dort sagt auch der Deutsche Alpenverein, diese Winterräume seien "kein Partyraum, kein Gratis-Schlafplatz und schon gar keine Müllhalde".
Das Problem sei zudem nicht nur die Respektlosigkeit und die Kosten für die Reparaturen, sondern auch, dass die Räume dann in tatsächlichen Notsituationen nicht mehr benutzbar seien. Zudem sind die Reparaturen in den Räumen, die oft über 2600 Meter über dem Meer liegen, sehr kostspielig und aufwendig.
Bergwachtleiter Michael Renner ist sich sicher, dass es sich bei den letzten Vorfällen nicht um Notfälle gehandelt hat, sondern um Menschen, die absichtlich für Verwüstung sorgen wollten. Bei einer Notlage könne man nämlich einen Notruf absetzen und bekomme so einen Zugangscode für den Schlüsseltresor – das Aufbrechen der Türen bei diesen Noträumen sei nie notwendig.
Stattdessen vermuten einige einen Social-Media-Trend als Ursache: Markus Block, Sprecher des Alpenvereins München, sagt gegenüber dem "Bayerischen Rundfunk", dass sie den Trend zu "Micro-Adventures" beobachten: Dabei gehen junge Bergsteigerinnen und Bergsteiger in die Berge und die Winterräume, um sich für Fotos zu inszenieren: "Wir gehen stark davon aus, dass Leute hier nur hergekommen sind, um schöne Fotos zu machen, zu feiern und wieder abzuhauen", so Block.