Ein Drink an der Bar, ein Flirt auf der WG-Party – und plötzlich verschwimmt alles vor den Augen. Übelkeit, Schwindel, völlige Wehrlosigkeit: K.-O.-Tropfen sind ein perfides Mittel, mit dem Täter ihre Opfer gezielt außer Gefecht setzen.
Die Stadt Wien reagiert nun mit einer groß angelegten Offensive. Unter dem Motto "Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!" soll aufgerüttelt werden – mit Plakaten, Freecards, Online-Kampagnen und sogar speziellen Getränkeschutzdeckeln.
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SPÖ) warnt: "Eine gefährliche Eigenschaft von K.O.-Tropfen ist, dass man sie nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk – und auf andere – aufzupassen und zu handeln!" Gewalt gegen Frauen habe in Wien keinen Platz, betont sie.
Auch Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) lobt die Aktion und stellt klar: "Wien zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Aber Gewaltprävention darf nicht an Stadt- oder Landesgrenzen enden."
Die Botschaft ist deutlich: Frauen sollen sich beim Ausgehen sicher fühlen können – und jeder ist gefordert, hinzusehen und zu helfen. Wer plötzlich Schwindel, Übelkeit oder extreme Müdigkeit verspürt, soll sofort Barpersonal oder eine vertraute Person informieren und im Notfall die Polizei unter 133 rufen. Betroffene sollten so rasch wie möglich in ein Krankenhaus, etwa ins AKH oder die Klinik Ottakring, um Blut- und Harnproben abzugeben. Auch wenn noch keine Anzeige erstattet wurde, ist die Dokumentation wichtig für ein mögliches Strafverfahren.
Doch nicht nur Betroffene selbst, auch Zeuginnen und Zeugen können entscheidend helfen. Wer sieht, dass jemand etwas ins Glas kippt, soll die betroffene Person sofort warnen, das Getränk entsorgen und Polizei oder Personal verständigen. Zivilcourage kann Leben retten.
Die Zahlen zeigen, wie brisant das Thema ist: 2024 gab es rund 80 Beratungen zu Verdachtsfällen, ähnlich viele wie 2023. 2022 waren es 70, 2021 noch 40 und 2020 erst 20 Fälle. Die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher.
Der wichtigste Satz der Kampagne bleibt: Die Schuld liegt immer beim Täter – niemals beim Opfer. Wer Hilfe braucht, erreicht den 24-Stunden-Frauennotruf unter 01/71719 oder online unter www.frauennotruf.wien.at.