Die Staatsanwaltschaft Krems untersucht jetzt, ob es sich bei seinem Ableben im Oktober 2023 doch um ein Tötungsdelikt gehandelt haben könnte, wie die "Krone" berichtet. Diese Prüfung erfolgt auf Weisung der Oberstaatsanwaltschaft Wien, offenbar angeregt durch das Justizministerium unter der neuen Ministerin Anna Sporrer (SPÖ). Diese hatte zuletzt angedeutet, dass bei neuen Hinweisen die Staatsanwaltschaft entsprechend handeln werde.
Den Stein ins Rollen brachte das kürzlich erschienene Buch des ehemaligen Politikers Peter Pilz. Unter dem Titel "Der Tod des Sektionschefs" stellt Pilz die offizielle Suizidtheorie infrage. Mehrere namhafte Mediziner, darunter der Wiener Unfallchirurg Wolfgang Schaden und die Gerichtsmediziner Stefano Longato (Innsbruck) sowie Michael Tsokos (Berlin), äußern in dem Buch erhebliche Zweifel an der offiziellen Darstellung. Schaden wurde mittlerweile aufgefordert, sein Gutachten, das er für Pilz erstellt hatte, den Ermittlungsbehörden zu übermitteln.
Laut dem offiziellen Obduktionsbericht, der der "Krone" vorliegt, gab es keine eindeutigen Hinweise auf Fremdverschulden. Dennoch findet sich darin kein klarer Verweis auf Suizid, was die Zweifel weiter nährt. Mehrere Mediziner weisen auf zahlreiche Wunden an Pilnaceks Körper hin, die ihrer Ansicht nach nicht zu einem typischen Suizid passen.
Zusätzliche politische Brisanz erhält der Fall durch eine Tonbandaufzeichnung, in der Pilnacek etwa drei Monate vor seinem Tod angibt, die ÖVP habe versucht, ihn zu beeinflussen. Er habe jedoch abgelehnt, in Verfahren einzugreifen. Diese Aussagen und die neuen medizinischen Erkenntnisse sollen im Herbst in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der FPÖ behandelt werden, bei dem auch die genannten Mediziner als Auskunftspersonen geladen werden sollen.