Die Preise für Strom, Gas, Miete und Einkauf steigen mit zuletzt 4,1 Prozent Inflation immer weiter – die Pension bleibt auf der Strecke. Während die Regierung gerade über gestaffelte Pensionserhöhungen diskutiert ("Heute" berichtete), kämpfen viele Pensionisten jetzt schon mit ihrem mageren Budget.
Sie stellen sich im Sozialmarkt an, hoffen auf die Essensspenden und drehen jeden Cent um, damit sie sich Miete, Heizkosten und Lebensmittel noch finanzieren können. "Nur mit diesem Trick komme ich mit meiner Pension aus", erzählt Sabine (78, Name von der Redaktion geändert). Die Pensionistin ging nach 35 Arbeitsjahren in Pension, lebt jetzt in Rabenstein an der Pielach (St. Pölten, NÖ).
"Meine Pension liegt etwas über 1.200 Euro, mein Gatte hat als pensionierter Tischler noch weniger Pension. Das Leben kann ich mir nur leisten, weil ich immer gespart und Rücklagen angehäuft habe. Sonst ginge es sich nicht aus", erzählt sie im "Heute"-Gespräch. Die gelernte Angestellte einer Waschmittelfirma will anonym bleiben.
Die Pensionistin gibt an, sie habe ihr Leben lang konsequent gespart. "Früher waren wir nicht im Urlaub, da haben wir Haus gebaut und das wars. Wir waren dreimal jährlich im Restaurant, das war wirklich nur zu besonderen Anlässen. Für mehr war kein Geld drinnen. Oft haben wir uns nur zum Spazieren verabredet, geplaudert und selbst ganz billig gekocht – mit Gemüse, weil Fleisch gab es auch nicht oft." Sabine hat für ihre vier Kinder Decken gestrickt, die Nachbarin schenkte ihnen selbstgenähte Kleider.
"Ohne meiner Rücklagen wäre das Leben heutzutage furchtbar", sagt Sabine ganz trocken. "Ich würde hausen wie ein Sandler, ich hätte schon am 20. jedes Monats kein Geld mehr. Ich könnte mir keine Garderobe leisten, gar nichts."
Auch das selbst gebaute Haus und ihr Auto könne sie sich nur dank dieser Rücklagen leisten, größere Renovierungen seien unmöglich. "Deshalb schauen die Möbel ein bisschen alt aus – aber so ist das halt." Vom Jahrhundert-Hochwasser wurde die 78-Jährige knapp verschont, das Geld für Aufräumarbeiten hätte sie nicht gehabt.
"Jetzt kommen wir aus mit unserem Geld. Aber da braucht es ein Schicksal, eine große Reparatur – und unser ganzes Erspartes wäre weg. Hätte ich kein Haus – ich könnte mir niemals die Mieten heutzutage leisten."
Trotz der prekären Wirtschaftslage versucht Sabine, sich kleine Freuden zu gönnen. "Ich fahre gerne mit dem Rad und kehre irgendwo für einen Kaffee ein. Das ist billig. Und gelegentlich ist sogar ein Paar Würstel drin." Wichtig sei ihr, unter Menschen zu bleiben.
Doch die Teuerung drückt auch auf ihr Ehrenamt: Als Reiseleiterin im Pensionistenverband NÖ musste sie die Zahl der Ausflüge für die Mitglieder halbieren. "Früher waren es sechs Fahrten im Jahr, heute nur mehr drei. Die Buskosten sind in den letzten fünf Jahren um rund 20 Prozent gestiegen – wegen Sprit und Personal."
Vor zehn Jahren hätte ein Ausflug rund 45 Euro gekostet, so Sabine gegenüber "Heute". 2020 habe der Preis dann schon bei 55 bis 60 Euro gelegen. Heute kostet eine Ausfahrt 80 bis 90 Euro. "Je voller der Bus, desto günstiger pro Person. Wir fahren kostendeckend, aber viele Mitglieder können sich das kaum noch leisten."
Die Statistik Austria meldete im August eine Inflationsrate von 4,1 Prozent – den höchsten Wert seit über einem Jahr. Besonders Energie (+5,9 Prozent) und Lebensmittel (+5,0 Prozent) treiben die Teuerung in die Höhe. Dazu kommt, dass sich der Gaspreis nahezu verdoppelt hat – eine Hiobsbotschaft für alle, die in den kommenden Monaten heizen müssen.
Wenig Verständnis hat Sabine für Spitzengehälter in Wirtschaft und Politik: "Die Politik liegt mir im Magen, die gehört verwurstet. Manager mit 30.000 Euro Monatsgehalt machen die Regeln, während wir mit 1.300 Euro auskommen müssen. Diese Gehälter gehören eingebremst!"
Laut einer aktuellen Umfrage sehen 63 Prozent der Österreicher die Teuerung als drängendstes Thema, noch vor Migration. Für Menschen wie Sabine K. ist die Teuerung längst keine abstrakte Zahl mehr – sondern Alltag.