Eine geheimnisvolle WhatsApp-Gruppe, mehr als 1.000 Mitglieder – und mittendrin ein junger Polizist, der zu viel geplaudert haben soll. Was nach einer wilden Online-Community klingt, beschäftigte heute einen Schöffensenat in Wels.
Dort musste sich der Exekutivbeamte verantworten – die Staatsanwaltschaft warf ihm unter anderem Missbrauch der Amtsgewalt vor. Der Beamte soll über Monate hinweg Insider-Infos ausgeplaudert haben – etwa, wo gerade geblitzt wird.
Laut Anklage veröffentlichte er wiederholt Standorte und Zeiträume von Polizeikontrollen und machte damit die Arbeit seiner eigenen Kollegen zunichte. Konkret soll der Beschuldigte die Daten zwischen Jänner 2023 und November 2024 in der Gruppe geteilt haben.
Doch damit nicht genug: Auch Fotos von Unfallstellen sollen durch den 27-Jährigen im Chat gelandet sein. Für die Staatsanwaltschaft ein klarer Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht und ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen.
Der Angeklagte wurde vom Dienst suspendiert, ihm drohten am Dienstagvormittag im Fall einer Verurteilung sechs Monate bis zu fünf Jahre Haft. Der 27-Jährige hatte sich schon zuvor geständig gezeigt und erklärte, er habe sich "nichts dabei gedacht".
Vor Gericht meinte der gelernte Mechaniker laut "OÖN", er habe viele Bekannte in der Tuning-Szene. Als der 27-Jährige Polizist wurde, seien die nicht sehr erfreut gewesen. Deswegen, so erklärte er sich, habe er immer in die Gruppe geschrieben, wann er wo kontrollierte.
Die weitergegebenen Infos wurden dem 27-Jährigen zum Verhängnis: Der Schöffensenat verurteilte ihn zu zehn Monaten bedingter Haft. Der Schuldspruch ist schon rechtskräftig.