"Beim Einzug hieß es, dass rund um unseren Genossenschaftsbau eine autofreie Zone errichtet wird", sagt Katja Meininger (Name geändert) zu "Heute". Hier im 22. Gemeindebezirk von Wien, nahe der Stadtgrenze zu Niederösterreich, herrsche aber Wildwest-Stimmung – bloß die Sheriffs würden fehlen.
"Es gibt in der Gegend einfach zu wenige Parkplätze", sagt die Mittdreißigerin, die mit ihrer Familie in ein Haus der GEWOG Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft m.b.H. gezogen ist. Doch das sei nicht das einzige Problem. So nahe am Gewerbepark Stadlau sucht sich das Leben seinen Platz zwischen Industriegebäuden, Lärmschutzwänden und Güterbahn. Rücksichtlose Autofahrer (aus Niederösterreich) leider auch.
„Wir zahlen alle brav und diese Leute parken bequem vor unserer Haustür ohne irgendwelche Konsequenzen?“Katja MeiningerMieterin in Wien-Donaustadt
Direkt neben dem Haus, das am Marlen-Haushofer-Weg liegt, fährt die Straßenbahn der Linie 26 über eine futuristische Trasse, die von meterhohen Betonstützen getragen wird. "Auf den Flächen darunter und rund um die Wohnanlage herrscht Gesetzlosigkeit", sagt Meininger.
"Wir kämpfen seit zweieinhalb Jahren gegen Falschparker, Raser und rücksichtslose Lenker. Autos befahren unseren privaten Gehweg, wo unsere Kinder spielen, mit 30 Kilometern pro Stunde und mehr", sagt Meininger. Sie ist verzweifelt: "Uns hilft keiner, keine Genossenschaft, keine Polizei und keine Parksheriffs."
Zu jeder Tages- und Nachtzeit würden zahlreiche Fahrzeuge unter der Straßenbahntrasse parken: "Am Wochenende sind es bis zu 35 Autos, die direkt auf der Schotterfläche unter der Trasse parken. Andere stellen sich direkt an unsere Hauswand. Es kam schon vor, dass Einsatzfahrzeuge nicht passieren konnten", erzählt Meininger: "Keiner fühlt sich zuständig, unsere Anfragen werden hin und her geschoben, aber es passiert nichts."
Auf der Suche nach Zuständigen schrieb Meininger den Wiener Linien, weil sie der Meinung war, dass die Schotterflächen unter der Straßenbahntrasse dem Transportunternehmen gehören. Die Antwort fiel überraschend aus:
"Da wir noch immer Beschwerden über Falschparker seitens Ihrer Nachbarn erhalten, aber als Nichteigentümer keine Handlungsvollmacht haben, kann ich Ihnen nach einigen Telefonaten mit der Stadt Wien nun folgendes berichten: Die MA67 wurde über die abgestellten Fahrzeuge informiert. Diese kann Strafen über die betroffenen Fahrzeughalter verhängen."
Dann heißt es weiter, dass seitens des Magistrats der Stadt Wien Poller angebracht werden würden, um weitere Zufahrten zu verhindern. Da jedoch die Umsetzung dieser Maßnahmen einige Zeit in Anspruch nehme, sei Meiningers Geduld gefordert. Sie könne ja die MA67 über die Falschparker in Kenntnis setzen.
"Als Nichteigentümer können wir leider dazu nichts beitragen und daher sind auch Meldungen an uns nicht zielführend. Wir bitten um Kenntnisnahme und ersuchen Sie auch Ihre Hausgemeinschaft darüber zu informieren", stellen die Wiener Linien klar.
Meininger machte immer wieder Parksheriffs auf die Problematik aufmerksam, musste jedoch schnell erkennen, dass ihr Wohnhaus von privaten Straßen umgeben ist – "die überall sonst übliche Parkraumüberwachung erfolgt deshalb nicht", sagt Meininger. Auch zahlreiche Anrufe bei der Stadt halfen nicht.
An die Hausverwaltung, ebenfalls GEWOG, schrieb Meininger unter anderem: "Zwölf Autos standen gestern wieder entlang der Hausmauer bei Stiege 1, im Schotter bei der Straßenbahn und in der Wiese. Das ist kein Einzelfall und es wird immer schlimmer."
Seit Monaten werde nichts unternommen, klagt Meininger gegenüber der GEWOG in einem E-Mail: "Wir zahlen alle brav und diese Leute parken bequem vor unserer Haustür ohne irgendwelche Konsequenzen? Im vergangenen September konnte die Rettung mit Notarzt nicht zufahren, weil alles zugeparkt war, meine 1-jährige Tochter wäre fast erstickt."
Im Gespräch mit "Heute" wirkt die junge Mutter verzweifelt: "Wir haben schon unzählige Verschläge gemacht – passiert ist nie etwas." Weiterhin würden dicke Karossen über Gehwege brettern. Dann hebt sich Meiningers Stimme: "Meine Freundin sitzt im Rollstuhl. Sie wurde mehrmals angehupt und angeschrien, sie solle sich 'schleichen'. Auch ich wurde schon beschimpft, weil ich im Weg stand. Und die Genossenschaft tut weiterhin nichts."
"Heute" hat GEWOG-Geschäftsführerin Ingeborg Skerjanz mit den Vorwürfen konfrontiert und folgende Antwort erhalten: Leider sei es aufgrund der Kurzfristigkeit der Anfrage nicht möglich, alle Informationen einzuholen. "Ich kann Ihnen jedoch mitteilen, dass wir Lenkerauskünfte über Falschparker einholen und diese auch schriftlich auffordern, das Parken zu unterlassen."
Ebenso seien große Steine deponiert worden, um die Zufahrt zu verhindern, doch wurden und werden diese immer wieder verschoben. "Das Problem beschäftigt unsere Verwalter sehr", versichert Skerjanz dann.
"Überlegt wurde auch eine Parkraumüberwachung zu beauftragen, da jedoch auch unsere eigenen Mieter dort parken, wollten wir nicht mit so harten Maßnahmen kommen, wie etwa mit Besitzstörungsklagen." Weitere Überlegungen seien im Gange.
"Jetzt wird also weiter überlegt? Das ist doch Wahnsinn!", kommentiert das Katja Meininger. Weil es seitens der GEWOG immer geheißen habe, dass die Siedlung am Marlen-Haushofer-Weg völlig autofrei werden würde, habe sie einen Garagenplatz etwas weiter weg gemietet: "Jetzt parken andere überall vor unserem Haus. Wenn wir es uns leisten könnten, wären wir längst ausgezogen."