Schülerinnen und Schüler ab der neunten Schulstufe müssen vor einem Schulabbruch ab dem kommenden Schuljahr verpflichtend ein "Perspektivengespräch" mit mindestens einer vertrauten Lehrkraft führen.
Das sieht ein Ministerratsvortrag von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) vor, der am Mittwoch beschlossen werden soll. Bei Minderjährigen müssen auch die Erziehungsberechtigten am Gespräch teilnehmen, bei Verweigerung sind Verwaltungsstrafen möglich.
Zu den Gesprächen kann neben der Lehrkraft bzw. den Lehrkräften auch eine externe oder interne Beratungsperson (etwa psychosoziales Supportpersonal wie Psychologinnen oder Sozialarbeiter) hinzugezogen werden.
Durch die Beratung und Klärung der Gründe für das Ausscheiden aus der Schule sollen individuelle Hilfsangebote aufgezeigt und nötige nächste Schritte besprochen werden. Andererseits würden die Schulen so wichtige Rückmeldungen zu förderlichen beziehungsweise hinderlichen Faktoren im Schulalltag bekommen.
Neben den Perspektivengesprächen soll im Ministerrat auch noch die bereits angekündigte verpflichtende Begleitung von suspendierten Schülern fixiert werden.
Im Doorstep vor dem Ministerrat sagte Wiederkehr: "Wir werden Schulen weiter stärken und sicher machen. Die Zwischenfälle an Schulen haben zugenommen, die Suspendierungen steigen." Es werde künftig eine pädagogische und sozialpädagogische für suspendierte Schüler geben. Auch Eltern müssten hier mitwirken, sonst trete ein Eskalationsmechanismus in Kraft.
Laut Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) sei es "besonders dramatisch", wenn junge Menschen keiner Beschäftigung nachgehen und keine Perspektiven haben. In Österreich betreffe das rund neun Prozent der 15- bis 24-Jährigen, bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund sein das 13 Prozent. "Wir wollen mit den Maßnahmen ein Signal senden: 'Du bist nicht allein'", so Plakolm.
Jörg Leichtfried, SPÖ-Staatssekretär im Innenministerium, sprach das Phänomen der Radikalisierung von Kindern an. "Die geopolitische Situation ist so, dass Österreich in vielfältiger Weise angegriffen wird, und somit auch unsere Kinder." Lehrern müsse die Möglichkeit gegeben werden, um Extremismus frühzeitig zu erkennen. Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) werde "alles tun, was in ihrer Kompetenz liegt tun, um mitzuhelfen und Radikalisierung einzudämmen", so Leichtfried.