Seit 2019 hat sich die Belastung für Kinder und Jugendliche aufgrund der Pandemie verstärkt: Nahezu die Hälfte der Schüler in Österreich berichten von regelmäßigem Stress durch schulische Anforderungen. 21 Prozent geben sogar an, unter wiederkehrenden depressiven Symptomen zu leiden, wie eine HBSC-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt.
Das soll sich nun aber ändern. Kurz bevor ganz Österreich in die Sommerferien startet, will die Bundesregierung psychische Gesundheit und Prävention an Schulen stärken – denn "Schule muss für Jugendliche und Kinder ein sicherer Ort sein", betonten Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos), Jugendministerin Claudia Plakolm (ÖVP) und Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) nach dem Ministerrat am Mittwoch.
Im Regierungsprogramm finden sich dazu bereits unterschiedliche Maßnahmen, die jetzt möglichst rasch in Umsetzung gebracht werden. Dadurch soll erreicht werden, dass vor Ort jene Schüler, die es benötigen, mehr an sozialer, emotionaler und psychologischer Beratung und Begleitung an den Schulen in Anspruch nehmen können, heißt es.
"Der Personalstand bei der Schulpsychologie und der Schulsozialarbeit wird in den kommenden Jahren stufenweise deutlich aufgestockt", erklärte Bildungsminister Wiederkehr.
Dabei nannte er unter anderem eine österreichweite Verdoppelung der Planstellen im Bereich der Schulpsychologie und die Etablierung von Schulsozialarbeit im Bundesschulbereich. Weiters werden die beruflichen Rahmenbedingungen für den Bereich der Schulpsychologie und psychosoziales Unterstützungspersonal weiterentwickelt und der Einsatz weiter Berufsgruppen im psychosozialen Support geprüft. "Ein massiver Schritt trotz der schweren budgetären Situation", so der Bildungsminister.
Neben den allgemeinen Zielsetzungen sollen schwerpunktmäßig weitere Aufgabenfelder intensiver behandelt werden: Mehr und intensivere psychische und sozial-emotionale Hilfe im Falle von Krisen- und Akutsituationen an Schulen, Unterstützung bei der Erstellung und Anwendung von Krisenplänen, Präventionsarbeit und Unterstützung der Suspendierungsbegleitung wurden unter anderem im Ministerrat genannt. "Man muss definitiv nicht alleine damit fertig werden, wenn es jemanden schlecht geht", führte Jugendministerin Plakolm dabei aus.
Außerdem sollen auch Präventionsprogramme weiter ausgebaut werden. Seit 2022 werden österreichweit Workshops an Schulen angeboten, um zu einem verstärkten Bewusstsein für die Bedeutung von Gewalt- und Extremismusprävention, Vorurteilssensibilisierung, Konfliktmanagement und Selbstreflexion beizutragen. Diese laufen aktuell unter dem Namen "Extremismusprävention macht Schule".
Für 2026 ist beabsichtigt neben den bestehenden Themenschwerpunkten (wie z. B. Demokratie, Vielfalt, Wertvorstellungen und Zivilcourage, Extremistische Gruppierungen und Ideologien, Radikalisierungsprozesse etc.) einen weiteren Themenschwerpunkt aus dem Bereich "Psychosoziale Unterstützung und Mental Health" aufzusetzen und darüber hinaus Schulen ein Angebot der Beratung zu eröffnen. Die Mittel für dieses Workshopangebot werden von aktuell zwei Millionen Euro auf vier Millionen Euro pro Jahr verdoppelt, erklärte Wiederkehr.
Auch in arbeitsmarktpolitischen Angeboten für Jugendliche werden diese Workshops umgesetzt. Bisher wurden 1.000 Workshops zur Verfügung gestellt, bis zu 1.000 weitere Workshops sollen ab Herbst in AMS-Angeboten abgehalten werden.
Letztlich soll es auch verpflichtende "Exit-Gespräche" geben, falls ein Schüler darauf abzielt, frühzeitig die Schule abzubrechen. Durch die Gespräche soll das verhindert, beziehungsweise, dem entgegengewirkt werden.
Ziel ist es dabei einerseits den Ausbildungsweg in Zusammenarbeit mit geeigneten Unterstützungssystemen wie z. B. dem Jugendcoaching des Sozialministeriumservices oder dem AMS bestmöglich zu begleiten und andererseits psychosoziale Risikofaktoren zu identifizieren und weitere Schritte in die Wege zu leiten. "Es ist wichtig in diesem Bereich Unterstützung zu geben", führte Sozialministerin Korinna Schumann aus.