Reisen

"Reisen wird nur noch mit Impfung möglich sein!"

Wie das Reisen in der Zukunft aussehen wird und wofür die Leute jetzt Geld ausgeben, verrät Verkehrsbüro-Chef Martin Winkler.

Christine Scharfetter
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Wer reisen möchte, wird sich bald an einen neuen Standard gewöhnen müssen.
Wer reisen möchte, wird sich bald an einen neuen Standard gewöhnen müssen.
Getty Images/iStockphoto

Nach dem langen Corona-Jahr haben die Österreicherinnen und Österreicher ihre Reiselust wiederentdeckt - daran besteht kein Zweifel. Wohin es sie zog, ob wir je wieder nach Übersee kommen werden und was er von einer Impfpflicht hält, darüber hat "Heute" mit Verkehrsbüro-Chef Martin Winkler, CEO des größten und ältesten Tourismuskonzerns Österreichs, gesprochen.

"Heute": Wäre im Tourismus eine 1G-Regel möglich?

Martin Winkler: Die letzten Monate haben gezeigt, dass die 3G-Regelung gut funktioniert hat, von den Gästen akzeptiert wird und auch eingehalten wird. Sieht man sich allerdings die internationalen Entwicklungen an, wo die ersten Fluglinien und Ländern nur Geimpften Zutritt gewähren, ist mittelfristig zu erwarten, dass globales Reisen nur noch mit der Impfung möglich sein wird.

"Uns ist es lieber, auf einen Teil der Gäste zu verzichten als wieder komplett zusperren zu müssen"

Könnte dadruch nicht ein Teil der Gäste wegbrechen?

Im Zweifel ist es uns lieber, auf einen Teil der Gäste zu verzichten als wieder komplett zusperren zu müssen und überhaupt kein Reisen mehr zu ermöglichen. Auch von unseren geimpften Gästen wird der Druck in diese Richtung immer stärker. Man kann es auch so sehen, dass auch in der Vergangenheit gewisse Impfungen und Medikamente für manche Destinationen in Afrika notwendig waren. Auch hier gab es in Bezug auf das Reisen immer schon eine gewisse Bereitschaft.

Dazu muss aber auch das Personal geimpft sein. Würden Sie eine Impfpflicht für Ihre Angestellten in Erwägung ziehen?

Nein, das werden wir nicht machen. Wir wollen einfach motivieren und aufklären. Außerdem sehen wir schon jetzt eine relativ hohe Impfbereitschaft. Schließlich wissen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, worum es geht und wie wichtig die Impfung ist, damit der Tourismus funktionieren kann.

Verkehrsbüro-Chef Martin Winkler
Verkehrsbüro-Chef Martin Winkler
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Wie viele sind im Unternehmen bereits geimpft?

Ich schätze gut Zweidrittel bis 70 Prozent sind breit geimpft, wobei der Anteil in den eigenen Hotels natürlich tendenziell höher ist.

Sind Fernreisen derzeit überhaupt möglich?

Es gibt gewisse Modellregionen, wie Thailand mit Phuket oder Ko Samui. Möglich sind derzeit auch die Malediven oder Dubai und ausgewählte Ziele in Afrika, zum Beispiel Kenia oder Tansania. Was durchwegs auch ganz gut funktioniert, sind einzelne Öffnungsschritte im asiatischen Bereich, wie Singapur. Allerdings immer mit der Vorgabe nur für Geimpfte. Dort zeichnet sich somit schon deutlich ab, dass Reisen künftig nur noch für Geimpfte möglich sein wird. 

"Nur für Geimpfte!"

Was ist trotz Impfung noch nicht möglich?

Der gesamte nordamerikanische Markt, sprich die USA oder auch Südamerika. Da hoffen wir, dass der Markt bis ins nächste Jahr wieder möglich sein wird. Zu erwarten ist allerdings auch hier die Vorgabe: Nur für Geimpfte!

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    <strong>Platz 1: Whitehaven Beach, Australien! </strong>Der hohe Quarzgehalt von nahezu 99 Prozent im Sand ist ausschlaggebend für die Färbung, was den Whitehaven Beach auf der australischen Insel Whitsunday zu einem der weißesten Strände der Welt macht. Außerdem entstehen durch den Wechsel von Ebbe und Flut ganz besondere Sand- und Wasserformationen auf dem über sieben Kilometer lange Strand. Allerdings ist der Zugang zu dieser Schönheit auch in normalen Zeiten nur eingeschränkt möglich: Die ganze Insel ist ein Nationalpark inmitten des Great Barrier Reefs, die Besucherzahl ist begrenzt. Zudem ist der abgelegene Traumstrand an der Ostküste der Insel nur mit Boot, Wasserflugzeug oder Hubschrauber erreichbar.
    Platz 1: Whitehaven Beach, Australien! Der hohe Quarzgehalt von nahezu 99 Prozent im Sand ist ausschlaggebend für die Färbung, was den Whitehaven Beach auf der australischen Insel Whitsunday zu einem der weißesten Strände der Welt macht. Außerdem entstehen durch den Wechsel von Ebbe und Flut ganz besondere Sand- und Wasserformationen auf dem über sieben Kilometer lange Strand. Allerdings ist der Zugang zu dieser Schönheit auch in normalen Zeiten nur eingeschränkt möglich: Die ganze Insel ist ein Nationalpark inmitten des Great Barrier Reefs, die Besucherzahl ist begrenzt. Zudem ist der abgelegene Traumstrand an der Ostküste der Insel nur mit Boot, Wasserflugzeug oder Hubschrauber erreichbar.
    Getty Images/iStockphoto

    Sind die Flugreisen aufgrund der Einschränkung in diesem Jahr stark zurückgegangen?

    Insgesamt sind sie natürlich zurückgegangen, weil viele Destinationen schlichtweg nicht möglich waren und sich der Reiseverkehr primär auf Europa beschränkt hat. Gute Auslastungen gab es aber bei Griechenland oder auch den spanischen Inseln.

    Wo waren die Österreicher dann unterwegs? Gab es einen Autoreisen-Boom?

    Absolut. Es gab eine sehr starke Nachfrage in den Bereichen Autoreisen, Österreich und angrenzendes Ausland, sprich Italien und Kroatien.

    Die Österreicherinnen und Österreicher wollen also reisen? 

    Ja, die Reiselust ist groß, die Budgets sind da und die Menschen wollen einfach wieder raus. Schon jetzt sehen wir Buchungen für das nächste Jahr vor allem im höherpreisigen Segment.

    "Die Reiselust ist groß, die Budgets sind da und die Menschen wollen einfach wieder raus."

    Heißt das, die Leute investieren nach der Durststrecke mehr Geld in ihren Urlaub?

    Es wird bewusster gereist, man gönnt sich jetzt da oder dort noch etwas extra oder nimmt doch noch eine Zimmerkategorie höher.

    Will derzeit überhaupt noch jemand auf ein Kreuzfahrtschiff?

    Es ist eine gewisse Nachfrage da und auch die Reedereien nehmen immer mehr Routen und Schiffe in Betrieb. An Bord gibt es sehr, sehr strenge Sicherheits- und Hygieneregeln. Was aktuell allerdings noch eine gewisse Herausforderung ist, sind die unterschiedlichen Vorgaben and den verschiedenen Anlegeorten. US-Häfen sind derzeit aber nicht mögliche, weil eben schlichtweg noch keine Einreise in die USA möglich ist.

    "Es braucht endlich Aussagen dazu, unter welchen Vorraussetzungen eine Wintersaison stattfinden kann."

    Der Herbst und Winter sind noch relativ unsicher. Schlägt sich das auf die Buchungen nieder?

    Die Nachfrage ist da und vor allem das Interesse für Winter- und Skiurlaub ist, gerade nach dem Ausfall der letzten Saison, sehr groß, aber es wird extrem kurzfristig gebucht. Die Gäste warten noch ab, welche Auflagen es geben wird. Deshalb braucht es jetzt einfach in den nächsten zwei bis drei Wochen endlich Aussagen dazu, unter welchen Vorraussetzungen eine Wintersaison stattfinden kann.

    Wann wird sich die Reisesituation wieder normalisieren?

    Das ist in der aktuellen Situation schwer zu sagen, aber wir rechnen damit, dass es zwischen 2023 und 2025 wieder normalisiert.