Angesichts der steigenden Fälle an Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME) im Land zeigt sich die Salzburger Ärztekammer alarmiert. Die meldepflichtige Krankheit, die durch einen Zeckenstich übertragen wird, kann fatale Folgen haben:
Schwere Symptome, bleibende Schäden und im schlimmsten Fall ist sogar der Tod möglich. In Zentraleuropa gehört Österreich zu den am stärksten betroffenen Ländern. Auch in Salzburg haben sich die Zahlen im vergangenen Jahr von 13 auf 24 Erkrankungen gesteigert. Besonders Senioren seien hier gefährdet.
Senioren im Alter von 60 bis 70 Jahren seien impfmüde, aber fit genug, um sich in der Natur zu bewegen, wo sie dann auf Zecken treffen. Sie hätten viel Freizeit, die sie vor allem gerne draußen verbringen, meint Holger Förster, Kinderarzt und Impfreferent der Salzburger Ärztekammer zur "Krone". Eine Impfung würde den Pensionisten einen Schutz bieten, nur viele von ihnen würden diese nicht ernst nehmen, da sie in ihrem bisherigen Leben keine Probleme mit Zecken gehabt hätten, beklagt Förster.
Bei Kindern hingegen sehe die Situation ganz anders aus, da Eltern den Impfstatus ihrer Kleinen oft besser im Blick haben als den eigenen. Laut einer Schätzung des Impfreferenten seien sieben bis acht von zehn Salzburgern gegen Zeckenstiche geimpft. Demnach liege das Bundesland unter dem von der AGES erfassten Österreich-Schnitt von 85 Prozent.
In Bezug auf FSME müsse auch erwähnt werden, dass es keine Heilung gibt, lediglich die Symptome könnten behandelt werden. Antibiotika würden bei Borreliose, die auch durch Zeckenstiche übertragen wird, helfen. Eine entsprechende Impfung gibt es derzeit noch nicht.
Die Präsidentin der Salzburger Apothekerkammer, Margarete Olesko, sagt gegenüber der "Krone", dass die FSME-Impfung im Vergleich mit anderen Immunisierungen gut angenommen werde, allerdings seien auch hier saisonale Schwankungen erkennbar. Da die Zecken-Gefahr durch das mildere Klima mittlerweile auch im Winter gegeben sei, werde die Impfung ganzjährig empfohlen.
Eine Herdenimmunität könnte allerdings nicht aufgebaut werden, da FSME nur direkt von den Tieren auf den Menschen übertragen wird. Die Impfung schützt somit immer nur die immunisierte Person selbst. Ob der Zeckenschutz bei einem selbst noch ausreichend vorhanden ist, kann vom Hausarzt mittels Titerbestimmung ermittelt werden. Diese zeigt an, wie viele Antikörper noch vorhanden sind.
Olesko fordert, dass die Apotheker den Impfstoff nicht nur verkaufen, sondern ihn den Patienten gleich verabreichen dürfen. Dies könnte die Impfquote anheben, da die Immunisierung dann auch unbürokratisch und ohne Termin erfolgen könne. Die Apothekerkammer-Präsidentin verweist darauf, dass mehr als 100 Apotheker eine entsprechende Ausbildung hätten. Zudem könne man an Ländern wie Großbritannien sehen, dass es gut funktioniert, meint Olesko.
Der Referent der Salzburger Ärztekammer ist hier anderer Meinung. Es sei zwar gut, dass Impfungen einfach angeboten werden, allerdings wäre dies auch mittels Impfbussen bzw. Impfstraßen möglich. Außerdem reiche das Impfangebot derzeit aus. Förster zufolge würde in Ländern, wo in Apotheken geimpft wird, das System gut funktionieren, allerdings sehe "unsere Struktur das nicht vor", so der Mediziner.