Die Namen allein – "Metroid" und "Prime 4" – ließen seit der ersten Ankündigung 2017 die Herzen vieler Fans der kultigen Sci-Fi-Saga um Kopfgeldjägerin Samus Aran höherschlagen. Doch das Projekt hatte einen holprigen Weg: Zuerst wurde angegeben, dass ein externes Studio an der Entwicklung arbeite; 2019 gab der japanische Konzern Nintendo jedoch bekannt, die Arbeit neu starten zu lassen — diesmal mit Retro Studios, dem Studio, das bereits die ursprünglichen "Prime"-Teile verantwortete. Mit dieser Entscheidung keimte Hoffnung auf: Endlich sollte ein richtiges "Prime"-Spiel folgen, mit dem bekannten Gespür für Atmosphäre, Erkundung und Spannung — und nicht nur ein beliebiger Shooter-Aufguss.
Doch es sollte noch etwas länger dauern. Der Titel-Zusatz "Beyond" wurde 2024 enthüllt; das Releasedatum für beide Plattformen – die klassische Nintendo Switch und die neue Nintendo Switch 2 – stand kurz darauf fest: 4. Dezember 2025. Damit endet jetzt eine lange Wartezeit – und die Erwartungen sind riesig. Was die neue Version auf der Nintendo Switch 2 sofort auszeichnet, sind die technischen Verbesserungen – und sie sind zumindest für Nintendo-Switch-Verhältnisse beeindruckend. Die Nintendo-Switch 2-Edition von "Metroid Prime 4: Beyond" bietet Unterstützung für die neue Maus-Steuerung via Joy-Con-2, HDR, sowie wahlweise hohen Detailgrad oder maximale Performance.
Im Qualitätsmodus läuft das Spiel im TV-Modus mit bis zu 4K und 60 fps, im Handheld mit 1080p und 60 fps — beide Varianten mit HDR. Für Spieler, die Wert auf flüssiges Gameplay legen, gibt es den Leistungsmodus: Docked liefert dieser 1080p bei 120 fps (Handheld: 720p bei 120 fps), ebenfalls mit HDR. Die optionale Maussteuerung mit den Joy-Con kann nach etwas Eingewöhnungszeit gerade in Shooter-Passagen präzisere Kontrolle ermöglichen als die klassische Gamepad- oder Gyro-Steuerung – ein Novum für die Serie und für PC-Spieler ein vertrautes Gefühl. All das macht "Metroid 4: Beyond" auf der Switch 2 technisch zu einem der schicksten Titel, den Nintendo derzeit bietet — ein starkes Fundament für das "Prime"-Erlebnis.
Was "Beyond" unter der Haube zusammenbringt, ist mehr als nur Grafik — das Spiel bleibt in seinem Kern ein klassisches "Prime"-Abenteuer, erweitert um neue Ideen und Mechaniken. Die Handlung katapultiert Samus auf den bisher unbekannten Planeten Viewros, einer Welt voller uralter Zivilisationen, fremdartiger Flora und gefährlicher Kreaturen. Dort erkundet sie Dschungel, verlassene Anlagen und fremde Landschaften – unterstützt durch bekannte Werkzeuge wie Scan-Visor, Morph Ball und Waffenarsenal. Gleichzeitig öffnet "Beyond" das Arsenal der Serie für neue Fähigkeiten: Psychic Powers erlauben Samus, mit ihrer Umgebung auf eine neue Weise zu interagieren – etwa Türen mit ihrem Geist zu öffnen, Schüsse zu lenken.
Die neuen Mechaniken wirken nicht wie Fremdkörper, sondern fügen sich erstaunlich harmonisch in das vertraute "Metroid"-Gerüst ein und verleihen diesem frischen Wind, ohne die klassische Balance zu zerstören. Visuell wie atmosphärisch erweist sich Viewros indes als würdige Kulisse. Üppige Alien-Architektur, dichtes Grün in Dschungelruinen, bedrohliche Fallen und Wesen in dunklen Gängen — die Immersion funktioniert, sobald man sich auf die Welt einlässt. Viele der klassischen Qualitäten gibt es weiterhin: Überraschungen im Leveldesign, stille Momente der Erkundung, beklemmende Spannung, wenn Feinde aus dem Dunkel zuschlagen. So fühlt sich ein klassisches "Prime" an – nur mit einem modernen Anstrich.
Für Langzeitfans: Ja, das Spiel bewahrt die DNA der Serie. Für Neulinge: Die neuen Kräfte und Komfort-Features machen den Einstieg deutlich zugänglicher als bei bisherigen "Prime"-Teilen. Eine Gratwanderung zwischen Bewahrung und Erneuerung, die überraschend gut ausbalanciert ist. Doch so sehr "Beyond" in vielen Bereichen punktet, es gibt auch Schwächen. Besonders die neuen Konzepte rund um Erkundung, Weltaufbau und Begleitung polarisieren. Ein markantes Element ist das futuristische Motorrad namens Vi-O-La, mit dem Samus über größere Distanzen auf Viewros düst — oft durch eine offene, wüstenartige Hub-Welt, die verschiedene Biome miteinander verbindet. Die Idee klingt spannend: größere Freiheit, schnelleres Reisen.
Doch in der Praxis ist es leider so, dass diese befahrbare Hub-Welt leer wirkt — sie besteht aus weitläufigem Sand, vereinzelten Points-of-Interest und wenig sinnvollem Inhalt. So verblasst der Wow-Effekt der ersten Fahrten schnell. Dass es dann noch zu langen Backtracking-Abschnitten kommt, kann schnell langweilen. Hinzu kommt ein weiteres Novum: In "Beyond" trifft Samus nicht immer nur auf endlose Leere oder toxische Kreaturen – sie begegnet auch anderen Personen. Konkret begleiten sie NPCs vor allem stimmlich auf ihrem Abenteuer. So etwas war in klassischen "Prime"-Titeln selten der Fall; dort herrschte meist eine beklemmende Einsamkeit. Diese Stille wünscht man sich oft zurück, wenn das Gequatsche überhandnimmt.
In seinen besten Momenten zeigt "Beyond" eindrucksvoll, warum die "Prime"-Reihe Kultstatus hat. Atmosphärische Levels, stimmige Alien-Architektur, dichte Sound- und Bildkulisse, psychische Fähigkeiten, die Gameplay erweitern statt zerstören — und epische Kämpfe gegen fiese Gegner oder massive Bosse, die echte Herausforderungen darstellen. Die Kombination aus Erkundung, Scanner-Mechanik, Waffenarsenal und neuen Tools funktioniert. Die Nintendo Switch 2 bringt das Ganze technisch stark auf den Punkt: flüssige Bildraten, scharfe Texturen, passende HDR-Farben — ein Genuss für Auge und Geist. Auf der anderen Seite: Die neuen Elemente – Motorrad-Hub, offenes Gebiet, Begleiter – ziehen das Erlebnis oft in die Länge.
Leere Zwischenräume, Backtracking, eine manchmal ziemlich leere Hub-Welt — das ist nur schwer mit der stillen, bedrückenden Stimmung eines klassischen "Prime"-Titels zu vereinbaren. Und die NPC-Stimm-Begleiter können die Atmosphäre weiter aufbrechen. Das Finale des Spiels kommt dann zwar abrupt, kann aber für viele dieser kleinen Kritikpunkte entschädigen. "Metroid Prime 4: Beyond" ist nicht das perfekte Spiel — aber vermutlich der beste, glaubwürdigste Versuch, die "Prime"-Serie in die moderne Welt einer Next-Gen-Konsole zu bringen. Es bewahrt viel vom "Metroid"-Geist: Erkundung, Spannung, Atmosphäre — und kombiniert das mit sinnvollen Neuerungen: Psychokräfte, Technik, neue Steuerung.
Wenn man bereit ist, auch ein paar Abstriche in Kauf zu nehmen, bekommt man eine starke, spannende und immersive Alien-Odyssee. Fans der alten Schule werden womöglich zwiegespalten sein. "Zu viel Neues" gegen "endlich ein modernes 'Prime'" – diese Debatte wird "Beyond" wohl noch länger begleiten. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, kann jedoch eine der interessantesten und besten "Prime"-Erfahrungen erleben, die seit Jahren erschienen sind. Für den Tester ganz persönlich: "Metroid 4: Beyond" ist ein mutiger Schritt, ein Spiel mit Herz und eines, das auf seine Wurzeln bedacht nimmt – und mit Ecken und Kanten sowie einigen Experimenten. Eine geniale Rückkehr, die sich lohnt, auch wenn sie nicht makellos ist.