Spiele-Test

Zelda trifft Chaos in "Chronik der Versiegelung"

"Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung" für Nintendo Switch 2 bringt viele neue Mechaniken in bekannte Schlachten und ist für Fans ein Must-Have.
Rene Findenig
04.11.2025, 19:12
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Es ist ein Moment, auf den viele Fans sehnsüchtig gewartet haben: Mit "Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung" präsentiert Entwickler Omega Force in Kooperation mit Nintendo erneut eine auf Hochglanz polierte Fassung des Musou-Genres im Universum von Hyrule. Jene Fans, die bereits auf "Zeit der Verheerung" vertrauten, dürfen sich freuen – und jene, die bislang skeptisch waren, erhalten ein umfangreiches Gesamtpaket mit vielen Neuerungen. Schon beim Starten auf der Nintendo Switch 2 spürt man: Das Genre bleibt sich treu. Massen von Gegnern, ikonische Charaktere und eine kräftige Portion Action – das bleibt auch hier das Fundament.

Aber: Omega Force hat sich nicht einfach zurückgelehnt und alte Rezepte recycelt, sondern ein paar Zutaten neu gewürzt – mal mit Erfolg, mal mit kleinen Abstrichen. Im Zentrum steht dieses Mal eine Rückblende in eine Ära Hyrules, in der König Rauru die Geschicke lenkt und der dunkle Schatten von Ganondorf droht, das Land zu überrollen. Unsere Heldin, (Achtung: Spoiler!) die mystische Prinzessin Zelda, wurde ja bekanntlich durch eine Zeitreise im Vorgänger "Zeit der Verheerung" vor dem Untergang Hyrules gewarnt. Nun geht es genau in dieser Vergangenheit weiter, in der Link zwar nicht direkt vorkommt, aber Erwähnung findet.

Beeindruckendes Ausmaß, doch Story bleibt am Boden

Spieler selbst schlüpfen in die Haut von rund zwei Dutzend verschiedenen Heldinnen und Kämpfern, die sich unterschiedlich steuern und viel Abwechslung in die Attacken bringen. Dieser Mix aus bekannten Elementen und frischen Perspektiven sorgt dafür, dass das Ganze nicht bloß wie eine austauschbare Nebenmission wirkt. Die Inszenierung überzeugt tatsächlich: Zwischensequenzen sind cineastisch gestaltet, Ladezeiten gehören der Vergangenheit an, und man fühlt sich durchaus wie in einem Film mit hoher Produktionsqualität. Doch so sehr das Ausmaß beeindruckt, so sehr bleibt die Handlung inhaltlich auf äußerst vertrautem Boden.

Tiefe gibt’s wenig – das epische Abenteuer steht im Mittelpunkt, mit Pathos, großer Kulisse und wenig innerem Konflikt. Wer auf die epische Breite setzt statt psychologischer Feinzeichnung, wird hier glücklich. Wer aber eine fein gestrickte Charakterstudie sucht, könnte feststellen, dass gerade jene Nuancen etwas zu knapp ausfallen. Was ein Musou-Spiel auszeichnet, ist der Fluss – und hier liefert "Chronik der Versiegelung" ordentlich ab. Das altbewährte System, Horden von Gegnern innerhalb von Minuten aus dem Weg zu räumen, ist vorhanden. Doch neue Mechaniken sorgen für frischen Wind und machen aus dem Spiel mehr als wilde Zockerei.

Gameplay kann so viel mehr als nur Knöpfchen drücken

Zonai-Geräte stehen im Zentrum, besitzen zahlreiche Funktionen – als Schild-Konter, Sprungverstärker, Sturmangriff oder elemental geladene Spezialattacke. Wer sich etwas Zeit nimmt, diese Geräte zu verstehen, wird belohnt. Gleichzeitig stehen jedem Charakter drei Konterangriffe zur Verfügung, welche taktisch klug eingesetzt werden müssen, da eine Abklingphase folgt. Schnellauswahl erlaubt das Umschalten zwischen Zonai-Gerät und Konter – ein Fortschritt, der dem Genre Tiefe verpasst. Besonders auffällig sind die Synchronisations-Angriffe: Zwei Charaktere kombinieren Fähigkeiten zu spektakulären Aktionen.

Beispiel: Zelda steuert einen mächtigen Zonai-Mech, Calamo feuert Fruchtbomben, Rauru setzt ein Konstrukthand-Gadget ein. Diese Momente sind visuelle Highlights und bringen kurzzeitig eine Art Mini-Spiel-Wirkung ins Geschehen – ein Konzept, das klar heraussticht und das sonst eher simple Musou-Schema aufpeppt. Auch die Charaktervielfalt überzeugt: Rund zwei Dutzend spielbare Figuren mit deutlich unterschiedlichen Movesets und Waffen sind vorhanden. Manche agieren eher klassisch, andere experimentieren mit ungewöhnlichen Waffen. Für Fans von Variation und Ausprobieren bietet sich hier ein breites Feld.

Pluspunkt für jene, die tiefer eintauchen wollen

Doch es gibt auch Grenzen: An manchen Stellen hebt sich das Spiel nur marginal vom Vorgänger ab. Wer den Vorgänger exzessiv gespielt hat, wird sich fragen, ob genug Neues geboten wird. Auch sind die Shoot-'em-Up-Sequenzen – bei denen man ein transformiertes Konstrukthand-Gerät steuert – zwar kurzweilig und witzig, aber leider etwas rar gesät. Hier hätte mehr Mut zu zusätzlichen Segmenten gut getan. Der Schwierigkeitsgrad ist solide: Auf "Normal" flutscht die Hauptkampagne in einigen Stunden durch – für Gelegenheits-Musou-Spieler akzeptabel. Doch im Post-Game und auf höheren Stufen wird’s spürbar knackiger.

Wer einfach drauflosstürmt, wird dann rasch Probleme bekommen. Ressourcenmanagement, gezieltes Ausweichen, Nutzung der Konter – all das gewinnt an Bedeutung. Ein Pluspunkt für jene, die tiefer eintauchen und mehr Taktik wollen. Auf der technischen Seite liefert das Spiel das ab, was man von einer Switch 2-Produktion erwartet: Flüssige Bildraten, HDR-Support, eine solide Auflösung. Insbesondere der Splitscreen-Modus funktioniert erfreulich gut – für Couch-Coop ein wichtiger Faktor. Doch: Optisch fällt auf, dass man sich an manchen Stellen stark am Vorgänger orientiert hat. Zumindest wurden Assets aufgefrischt und Animationen hinzugefügt.

Langzeitmotivation? Viel zu tun, aber nicht endlos

Insgesamt fehlt vielleicht optisch der echte Wow-Effekt, der ein großer Launch-Titel haben sollte. Kurz gesagt: Es sieht gut aus, spielt sich gut – aber ein grafischer Quantensprung ist nicht zu vermelden. Die Musikuntermalung ist indes klassisch heroisch, die Soundeffekte brachial, wie man es von einem Actionspiel dieser Machart erwartet. Menüführung und Interface sind klar und intuitiv – hier gibt es kaum Anlass zur Kritik. Dennoch: Wer die technischen Limits der Switch 2 wirklich ausreizen wollte, wird hier etwas enttäuscht sein – die visuelle Fluidität und Tiefe der Konkurrenz auf größeren Plattformen bleibt unerreicht.

Ein großer Pluspunkt: Das Spiel bietet mehr als nur die Kampagne. Neben den Hauptmissionen gibt es zahlreiche Nebenaufträge, Herausforderungen, Sammelobjekte und Waffen-Upgrade-Mechaniken, die motivieren, weiterzumachen. Wer etwa alle Charaktere freischalten, sämtliche Synchronattacken ausprobieren oder schlicht Highscores knacken will, bekommt reichlich Spielzeit. Doch: Letztlich bleibt auch hier das Musou-Schicksal. Zwar wird fleißig gemetzelt, doch das Konzept repetiert sich – Gegnerwellen, Bosskampf, nächsten Bereich erobern. Auch wenn die neuen Mechaniken frischen Wind bringen, ändert sich die Kernidee kaum.

Für Fans ein Must-Have, für Einsteiger eine solide Wahl

Der Couch-Coop-Modus ist dabei ein echter Gewinn: Zu zweit macht das "Mission einwerfen und gemeinsam durchhämmern" gleich doppelt Spaß. Leider fehlen aber größere Online-Multiplayer-Varianten, was angesichts des Potenzials etwas schade ist. "Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung" liefert genau das, was viele erwartet haben – und dennoch nicht ohne eigene Akzente. Für Fans der Serie und des Genres ist es ein feines Paket: Eine reichhaltige Kampagne, viele Charaktere, neue Gameplay-Mechaniken und coole visuelle Momente. Wer den Vorgänger mochte, wird hier nicht enttäuscht werden.

Für Einsteiger ist es ein fast sensationell guter Einstieg – aber wer maximale Innovation oder eine komplett neue Genrehaltung sucht, wird hier nicht voll bedient. Die kleinen Schwächen – die teils vertrauten Elemente, der etwas moderate technische Sprung – schmälern das Erlebnis nicht dramatisch, aber sie sorgen dafür, dass das Spiel nicht als bahnbrechend in Erinnerung bleiben wird. Sondern als solides, unterhaltsames Musou-Werk im Zelda-Kosmos, das Spaß macht, aber nicht mit revolutionären Neuerungen glänzt. Kurz: Wer mit dem Gedanken spielt, nach Hyrule zurückzukehren und dabei wilde Schlachten erleben möchte – zugreifen!

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 04.11.2025, 19:12
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