Abschluss unter der Inflation

"Schmerzhafte Kompromisse": Ökonom zu Metallerabschluss

Noch nie ging es so schnell: Die Metaller haben sich bereits in der ersten Runde geeinigt – mit einem historisch niedrigen Abschluss.
Team Wirtschaft
23.09.2025, 08:31
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Es war eine Blitzeinigung, die die Metaller am Montag an den Tag gelegt hatten. Schon am Abend hatte man sich in der ersten Lohn-Verhandlungsrunde geeinigt.

Konkret gibt es für die Metaller einen Abschluss unter der Inflation: 2026 steigen die Löhne um 1,41 Prozent. Dazu erhalten die Beschäftigten im Zeitraum November 2025 bis Juni 2026 entweder zweimal zwei Tage zusätzliche Freizeit oder zweimal 500 Euro in Form einer Einmalprämie.

"Es ist völlig klar"

Für Reinhold Binder, Chefverhandler der Gewerkschaft Pro-Ge, sei es ein "Krisenabschluss auf Zeit" gewesen. Er betonte dabei, dass die exportlastige Metallindustrie stark unter der Rezession leide – tausende Jobs sind in den letzten Monaten weggefallen. "Es ist eines völlig klar, einem Nackertem kann man keinen Pullover wegnehmen", erklärte er den Abschluss gegenüber dem ORF.

Obmann der metalltechnischen Industrie Christian Knill zeigte sich über den Abschluss zufrieden. Zuletzt seien die Löhne in Österreicher immerhin stärker als in anderen europäischen Ländern gestiegen.

Ernste Lage in der Industrie

Benjamin Bittschi vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zeigte sich im Ö1-Morgen überrascht über den Blitzabschluss. Es sei ein starkes Zeichen der Sozialpartnerschaft, dass man so schnell zu einer Einigung kommt, zeige aber auch, dass die Lage in der Industrie sehr ernst ist. Einen derartig niedrigen Abschluss habe es in der jüngeren Zeit noch nicht gegeben, erklärte er.

Der Wirtschaftsforscher ist der Meinung, dass es diesen Abschluss jetzt gebraucht hat. "Ja, das auf alle Fälle. Eben wegen der Tendenz, dass die Löhne deutlich schneller wachsen als die Einkommen, die dort erwirtschaftet werden. Das ist etwas, das kurzfristig geht, aber was man einfach nicht langfristig aufrechterhalten kann, weil sonst gehen eben Arbeitsplätze verloren und das hat sich auch in den Daten gezeigt", erklärte Bittschi.

Abschluss sei "starkes Signal an die Politik"

Die Einmalzahlung führe zudem dazu, dass in diesem Jahr für etliche Einkommensgruppen ein Inflationsausgleich stattfinde. Sie habe aber keine langfristige Wirksamkeit. In den folgenden Jahren komme es zu einem Reallohnverlust. Wichtig sei aber die Arbeitsplatzsicherheit entgegen zurechnen, stellte der Ökonom klar.

"Ich glaube auf die lohnbezogene Wettbewerbsfähigkeit ist es jedenfalls ein Schritt, dass die österreichische Industrie wieder wettbewerbsfähiger werden wird", so Bittschi. Er ist sich zudem sicher, dass der Abschluss ein starkes Signal an die Politik sei. Sie müsse unter anderem die Inflationsrate senken.

"Schmerzhafte Kompromisse"

In den vergangenen Jahren war der Metallerabschluss richtungsweisend für Verhandlungen in anderen Sektoren. Der Experte erklärte im Morgenjournal, dass es ein "grundsätzliches Zeichen" sei, sich der Abschluss aber nicht eins zu eins auf andere Branchen übertragen werde. "Aber das Signal, dass große und schmerzhafte Kompromisse sind, das kann schon auch für andere Branchen gelten", so Bittschi.

Kanzler zu Lohnverhandlungen

"Es verdient große Anerkennung, dass die Sozialpartner in diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Verantwortung übernehmen und damit das Richtige für Österreich tun. Der Gehaltsabschluss der Metaller ist ein positives Zeichen und trägt dazu bei, das Inflationsziel von 2 Prozent im kommenden Jahr zu erreichen. Nur so werden wir die Lohn-Preis-Spirale durchbrechen und die Teuerung nachhaltig in den Griff bekommen", so Bundeskanzler Christian Stocker.

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