80 Schüler des Gymnasiums Hallein (Tennengau) haben am Mittwoch ein außergewöhnliches Experiment gestartet – drei Wochen ganz ohne Smartphone, soziale Medien oder digitale Ablenkung.
Vorbild ist ein ähnliches Projekt am Gymnasium Gänserndorf, das für die ORF-Sendereihe "Dok 1" dokumentiert wurde. Im Schnitt verbringen Jugendliche rund fünf Stunden täglich am Handy – sie chatten, scrollen, posten und leben online. Doch am Mittwoch um Punkt 10 Uhr war damit Schluss.
"Es ist irgendwo ein Gefühl, wo man nicht ganz weiß: Was kommt jetzt als nächstes?", sagte die 16-jährige Lena gegenüber dem "ORF". "Man ist ein bisschen nervös, weil man muss ja auf die Uhr schauen. Buskarten und solche Sachen hat man nicht mehr digital dabei, sondern muss sie so mitnehmen."
Auch Elias, ebenfalls 16 Jahre, wird praktische Dinge vermissen: "Wahrscheinlich der Stundenplan – weil der ändert sich ziemlich viel. Ob was entfällt, kann ich wahrscheinlich schwer herausfinden. Da muss ich wahrscheinlich Leute aus meiner Klasse fragen, die noch ein Handy haben."
Für drei Wochen dürfen die Jugendlichen ausschließlich einfache Tastenhandys verwenden. Eine Herausforderung, wie die 14-jährige Melanie zugibt: "Ich habe jetzt ein bisschen herumprobiert, aber es funktioniert dann schon. Man braucht ein bisschen Übung."
Auch die 16-jährige Laura sieht Vor- und Nachteile: "Für die Kommunikation, dass man miteinander telefonieren kann, wenn man nicht mehr weiß: Was ist die Hausübung? Ich find’s schon wichtig – vor allem mit den ganzen Hobbys, dass man sich da zusammenreden kann."
Ganz neu ist der Handyverzicht an der Schule allerdings nicht. Schon seit zwölf Jahren gilt am Gymnasium Hallein ein Handyverbot im Unterricht und in den Pausen. Direktor Johannes Bitzinger erklärt: "Das fängt schon am Schulweg an: Wir reden miteinander, wir gehen halt gemeinsam hinauf. Und man beobachtet halt – in Hinblick auf dieses Projekt: Wie gehen die anderen Kinder und Jugendlichen damit um? Die sitzen halt von der Früh weg, wenn sie in den Bus einsteigen, in dieser gebückten Haltung am Handy. Und es passiert die Kommunikation nicht."
Studien zeigen, dass der Verzicht auf das Smartphone positive Folgen haben kann. Eine Untersuchung der Donau-Universität Krems belegt, dass sich die psychische Gesundheit verbessert, wenn man das Handy weniger als zwei Stunden pro Tag nutzt.
Lehrerin Simone Graml sagte: "Dass es weniger Schlafstörungen gibt und dass man sich weniger alleine fühlt. Ich finde: Das sind so Dinge, die man vielleicht aus dem Experiment mitnehmen kann."
Auch ihr Kollege Josef Kreuzberger betont den gesundheitlichen Aspekt: "Teilweise verbringen die Jugendlichen eine so große Stundenanzahl am Smartphone – das ist eigentlich für das Gehirn ungesund. Und das ist mein Ansatz – natürlich aus der Biologie her –, dass das Gehirn auch Pausen braucht. Und diese Pausen sollten einfach länger werden."
Seit Mittwoch heißt es für die Halleiner Jugendlichen: abschalten – im wahrsten Sinn des Wortes. Für 21 Tage wollen sie erleben, wie sich ein Alltag ohne digitale Dauerbeschallung anfühlt. Erst dann dürfen sie ihre Smartphones wieder einschalten – und vielleicht mit anderen Augen auf den Bildschirm blicken.