"Hinweise verdichten sich"

Schwere Vorwürfe: Altersdiskriminierung bei Swarovski?

Nach dem angekündigten Personalabbau bei Swarovski erheben Mitarbeiter Vorwürfe einer Altersdiskriminierung. Das Unternehmen weist diese zurück.
Lara Heisinger
03.12.2025, 12:49
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Beim Kristallkonzern Swarovski wächst im Zuge des angekündigten Personalabbaus die Unruhe. Beschäftigte erheben Vorwürfe gegen das Unternehmen und fürchten außerdem, dass Arbeitsabläufe vom Standort Wattens nach Serbien ausgelagert werden könnten. Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl spricht dabei von einem Verdacht auf Altersdiskriminierung.

Mitarbeiter über 55 Jahre "systematisch gekündigt"

Mehrere Swarovski-Mitarbeiter wandten sich laut Angaben in einem Brief an die "Tiroler Tageszeitung". Darin geht es um den Abbau von 400 Mitarbeitern sowie um eine Reduktion der Arbeitszeit. In dem Schreiben heißt es, es würden sich "Hinweise verdichten, wonach insbesondere Beschäftigte über 55 Jahre systematisch gekündigt werden".

Außerdem stehe konkret der Plan im Raum, "ältere Führungskräfte durch jüngere zu ersetzen, da diese geringere Personalkosten verursachen". Die Beschäftigten sehen darin eine verbotene Altersdiskriminierung.

Auslagerung nach Serbien

Neben den Kündigungsvorwürfen wird auch eine mögliche Verlagerung thematisiert. In dem Schreiben wird es als besorgniserregend bezeichnet, "dass trotz der schlechten Auslastung (in Wattens, Anm.) Arbeitsabläufe von Wattens nach Serbien ausgelagert werden sollen, da dort staatliche Förderungen bezogen werden können", berichtet die "Tiroler Tageszeitung".

Mit diesen Sorgen hätten sich Beschäftigte auch an die Arbeiterkammer Tirol gewandt. Zangerl sagt dazu: "Es verdichten sich die Hinweise, dass systematisch Beschäftigte über 55 Jahre gekündigt bzw. in Frühpension gedrängt werden sollen".

Mitarbeiter müssen Reinigung übernehmen

Zangerl kritisiert zudem, dass Swarovski-Mitarbeiter künftig die gesamte Reinigung der Büroflächen und Arbeitsplätze sowie der Produktionsstätten, mit Ausnahme der Sanitäranlagen, selbst übernehmen müssten. Zusätzlich stehe im IT-Bereich eine Auslagerung ganzer Netzwerkbereiche nach Asien im Raum – "entgegen allen Warnungen", so Zangerl. Das deute auf einen grundlegenden Strukturwandel hin.

Arbeiterkammer prüft den Fall

Sollte sich der Verdacht bestätigen, will die AK dagegen vorgehen. "Wir werden keine Form der Altersdiskriminierung dulden, sollte das so sein, werden wir uns jeden Fall juristisch genau ansehen und auch rechtlich dagegen vorgehen. Denn hier geht es um kein Kavaliersdelikt, sondern um einen Verstoß gegen geltende Arbeitsrechtsbestimmungen", so Zangerl.

Er spricht außerdem von einem drastischen Niedergang: Es sei "erschütternd zu sehen, wie ein einstiger Vorzeigebetrieb innerhalb von zehn Jahren in eine derart kritische Lage kommen konnte". Der Zentralbetriebsrat kämpfe seit Langem gegen Missmanagement und versuche, den Standort Wattens abzusichern.

Dass die Konzernführung den Betriebsrat "schlicht ignoriert", lasse für Zangerl "nur einen Schluss" zu: "Wattens soll in der Konzernpolitik keine Rolle mehr spielen". Die mögliche Verlagerung weiterer Arbeiten nach Serbien zeige, dass "der Standort in Wattens weiter ausgehöhlt werden soll", kritisiert Zangerl – er spricht von "Missmanagement und Chaos".

Swarovski weist Vorwürfe zurück

Swarovski weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück und kritisiert, dass Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl sich "per Medienaussendung" geäußert habe, obwohl laut Unternehmen Gesprächsangebote der Leitung ausgeschlagen wurden. „Verantwortung beginnt mit Dialog. Ich hätte Präsident Zangerl gerne persönlich über die aktuelle Situation und unsere Herausforderungen direkt informiert, doch mein Angebot für ein Gespräch wurde bis dato abgelehnt. Wenn Vorwürfe im Raum stehen, erwarten wir, dass das direkte Gespräch gesucht wird, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen – statt zusätzliche Unsicherheit für unsere Mitarbeitenden zu erzeugen", so Standortleiter Jérôme Dandrieux.

"Dulden keine Form der Altersdiskriminierung"

Gleichzeitig betont der Konzern, man halte "sämtliche gesetzlichen Regeln" in den Gesprächen mit Mitarbeitenden ein und werde "keine Form der Altersdiskriminierung oder anderweitige gesetzwidrige Handlungen" dulden. Ziel der Unternehmensführung sei gemeinsam mit dem Betriebsrat, "für jede betroffene Person individuelle und bestmögliche Lösungen zu finden".

Die im November angekündigten Stellenanpassungen bezeichnet Swarovski als "schmerzhaft aber notwendig", um Zukunftssicherheit und den Standort Wattens zu gewährleisten. Gleichzeitig unterstreicht das Unternehmen die Bedeutung von Wattens: Es bleibe globaler Innovationshub, "unsere weltweit einzige Produktionsstätte für Swarovski-Kristalle".

{title && {title} } LH, {title && {title} } Akt. 03.12.2025, 15:37, 03.12.2025, 12:49
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