Vorwurf der Beteiligung

"Sniper-Touristen" in Sarajevo – Anzeige gegen Vučić

Im Bosnienkrieg sollen "Hobby-Sniper" auf Zivilisten geschossen haben. Serbiens Präsident Vučić wird eine Beteiligung vorgeworfen.
Newsdesk Heute
23.11.2025, 18:06
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Ein brisanter Vorstoß eines kroatischen Investigativjournalisten sorgt in Italien und auf dem Balkan für Aufsehen: Bei der Staatsanwaltschaft in Mailand wurde eine Anzeige gegen den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić eingebracht – wegen möglicher Verstrickungen in die berüchtigte "Sarajevo-Safari".

Der Journalist Domagoj Margetić wandte sich an die Mailänder Ermittler, die sich bereits mit dem Fall beschäftigen. Medien in Italien berichten, Margetić habe Material vorgelegt, das Vučić – damals als junger Freiwilliger – in Verbindung mit einem Militärstützpunkt bringe, von dem aus während der Belagerung von Sarajevo angeblich ausländische Scharfschützen und serbische ultranationalistische Gruppen auf Zivilisten geschossen haben sollen. Unter den Opfern sollen sich auch Kinder und Frauen befunden haben.

Der grausame Vorgang wird seit Jahren als eine Art "touristisches Safari-Spektakel" beschrieben, bei dem Scharfschützen aus dem Ausland gegen Bezahlung an die Front gebracht worden sein sollen.

Auslöser der italienischen Untersuchungen war eine Anzeige des Schriftstellers Ezio Gavazzeni, der die Vorwürfe öffentlich gemacht hatte. In Bosnien-Herzegowina und anderen Ländern melden sich inzwischen immer mehr Personen, die über damalige Beobachtungen berichten.

Gavazzenis Darstellung zufolge sollen die sogenannten "Scharfschützen-Touristen" wohlhabende Männer gewesen sein – teils mit rechten politischen Überzeugungen und einer großen Affinität zu Waffen. Organisiert worden seien diese Einsätze angeblich als "getarnte Jagdreisen", über die die Beteiligten unauffällig nach Belgrad und weiter Richtung Sarajevo gebracht wurden.

Die Reisegruppe sei mit einer "serbischen Fluggesellschaft" angereist und danach per Hubschrauber an die jeweiligen Einsatzorte geflogen worden. Nach Angaben Gavazzenis soll es dabei sowohl legale als auch illegale Geldflüsse gegeben haben. Entsprechende Unterlagen könnten den italienischen Behörden vorliegen.

Bis zu 100.000 Euro für "Jagdausflug"

Italienische Ermittler gehen davon aus, dass ein solcher "Jagdausflug" 80.000 bis 100.000 Euro gekostet haben könnte – noch mehr, wenn gezielt auf Kinder geschossen wurde.

Die Belagerung Sarajevos zwischen 1992 und 1996 gilt als eine der grausamsten Episoden des Bosnienkriegs. Rund 11.000 Menschen kamen in der Stadt ums Leben. Die nun aufgetauchten Vorwürfe verleihen dem historischen Kapitel zusätzliche Brisanz – besonders, da erstmals der heutige Präsident Serbiens in den Fokus rückt.

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