Da braut sich etwas zusammen: Mehrere Wettermodelle deuten aktuell auf das Risiko außergewöhnlicher Regenmengen in Teilen von Norditalien, Slowenien, Kroatien sowie Teile Österreichs hin. Diese könnten bereits in der Nacht auf Montag für Überschwemmungen und Erdrutsche sorgen.
Auf dem Kurznachrichtendienst "X" warnt beispielsweise der Account WeatherUpdateEU vor einer möglichen Genua-Tiefbildung und in der Folge vor Niederschlagsmengen von bis zu 300–360 mm bis zum 9. Juli, vor allem entlang der Alpensüdseite.
Auch Werte zwischen 100 und 200 mm werden in vielen Modellsimulationen für größere Gebiete prognostiziert, was Überschwemmungen und Erdrutsche begünstigen könnte. Genau vorhersagen kann man die Regenmengen aktuell noch nicht.
WeatherUpdateEU schreibt auf X weiter: "Die Lage ist weiterhin sehr unsicher. Einige Wettermodelle deuten auf mäßige Regenmengen zwischen 90 und 150 Millimetern hin, andere zeigen extreme Szenarien mit über 300 Millimetern." Es handle sich um eine erste Einschätzung bis zum 9. Juli – die Entwicklung müsse aber genau beobachtet werden.
Auch auf dem Regenradar von Meteoschweiz ist zu sehen, dass der Norden von Italien mit großen Regenmengen rechnen muss. Gegen 20 Uhr am Sonntagabend ziehen mehrere Gewitterzellen in Richtung Bergamo, Trient und weiter ins Südtirol.
Laut Meteoalarm.org muss auch die nordöstliche Region Venetien mit schweren Unwettern rechnen. "Schwere Gewitter sind möglich, begleitet von lokalen Starkniederschlägen, Hagel und Sturmböen. Örtlich heftige Schauer mit Hagel, starken Windböen und Blitzeinschlägen", so die Prognose.
Der italienische Zivilschutz warnt vor Unwettern im Norden des Landes und der Toskana. "In weiten Teilen Norditaliens und der Toskana wird es in den kommenden Tagen zu teils kräftigen Regenfällen und Gewittern kommen. Der Zivilschutz warnt vor möglichen lokalen Überschwemmungen und Erdrutschen", heißt es auf deren Webseite.
Auch in Slowenien wird vor Unwetter gewarnt. Am Sonntagabend wird eine kräftige Gewitterzelle aus Italien erwartet, die stürmische Böen, Starkregen und lokal auch Hagel mit sich bringen kann. Der slowenische Wetterdienst ARSO hat eine Unwetterwarnung der Stufe Orange für das gesamte Staatsgebiet herausgegeben. Angesichts der aktuellen Wetterlage ist eine Verschärfung der Warnstufe nicht ausgeschlossen.
Was ist ein Genua-Tief – und warum bringt es so viel Regen?
Ein sogenanntes Genua-Tief entsteht, wenn kalte Luft aus dem Norden in den westlichen Mittelmeerraum strömt – also in Richtung Südfrankreich und Norditalien. Dort trifft sie auf die Alpen, die wie eine natürliche Wetterscheide wirken. Durch diesen geografischen Effekt – den sogenannten Lee-Effekt – kann sich über dem Golf von Genua ein Tiefdruckgebiet bilden. Dieses Tief zieht häufig nach Norden oder Nordosten, also Richtung Schweiz, Österreich oder Süddeutschland.
Dabei gelangt feuchte, warme Mittelmeerluft nach Norden, wo sie auf die kältere Luft nördlich der Alpen trifft. Die warme Luft steigt über die kältere auf – und das führt zu länger andauerndem, teils sehr starkem Regen. Solche Wetterlagen können in Teilen Mitteleuropas zu Überflutungen und Erdrutschen führen, wenn große Regenmengen in kurzer Zeit fallen.
Quelle: Deutscher Wetterdienst
Bereits im vergangenen Jahr ist es in Norditalien zu schweren Unwettern gekommen. Im September und Oktober 2024 sorgten starke Regenfälle für Überschwemmungen in mehreren Regionen. Zwischen den Provinzen Livorno und Pisa fielen "außergewöhnliche Regenfälle, wie sie in einem Jahrhundert seit Beginn der Messungen in der Region zwischen Cecina, Santa Luce und Riparbella noch nie registriert wurden", schrieb damals die Region Toskana in einer Mitteilung. Auch die Region Emilia-Romagna blieb damals nicht von den Unwettern verschont.