Große Aufregung in Traun (Bez. Linz-Land): Ein offener Brief, der "Heute" vorliegt, sorgt derzeit für Wirbel im Bildungsbereich. Insgesamt elf Direktoren und Bürgermeister Karl-Heinz Koll (ÖVP) schlagen gemeinsam Alarm: Sie kritisieren das Vorgehen bei der Besetzung einer Schulleitung scharf.
Im Zentrum steht die aktuelle Leiterin der Schule. Als der Posten vor rund einem Jahr wegen einer Pensionierung frei wurde, übernahm die Lehrerin interimistisch – und das "mit voller Verantwortung, großem persönlichen Einsatz und unter herausfordernden Rahmenbedingungen", wie in dem Schreiben erklärt wird. Genau hier liegt der Kern der Kritik.
Denn: Inzwischen ist die Position offiziell ausgeschrieben. Und obwohl die Pädagogin monatelang die Verantwortung trug, durfte sie sich jetzt nicht einmal bewerben. Grund dafür ist ein verpflichtender Hochschullehrgang für den Direktorenposten, der mindestens zwei Semester dauert und vor der Bewerbung abgeschlossen sein muss.
Wie aus dem offenen Brief hervorgeht, hatte die Lehrerin diesen Hochschullehrgang bereits gestartet, konnte ihn aber aufgrund gesetzlicher Fristen noch nicht abschließen. Das sei den zuständigen Stellen von Anfang an bekannt gewesen – trotzdem wurde sie mit der interimistischen Leitung der Schule betraut: "Sie war gut genug, um zu führen – aber plötzlich nicht mehr gut genug, um sich zu bewerben?", kritisieren Direktoren und Stadtchef.
Es sei "schwer vermittelbar, dass jemand als 'Notlösung' tragfähig ist, aber als vollwertige Kandidatin plötzlich ausgeschlossen wird", heißt es in dem Schreiben. "Dieses Signal ist fatal." Wer über Monate hinweg die volle Last einer Schulleitung trage, müsse zumindest eine faire Chance im Auswahlverfahren erhalten. Andernfalls leide das Vertrauen in transparente und nachvollziehbare Entscheidungsprozesse im Bildungsbereich.
"Wer ein Jahr lang trägt, lenkt und Verantwortung übernimmt, sollte nicht am formalen Zielband scheitern, das man von Anfang an kannte", stellen die Unterzeichner klar. Konkret fordern sie eine kritische Neubewertung des Vorgehens, mehr Transparenz – und vor allem Fairness gegenüber jenen, die bereits bewiesen haben, dass sie führen können.
Und auch politisch sorgt die geplante Neubesetzung in Traun für heftige Kritik: SPÖ-Bildungssprecherin Doris Margreiter machte den Fall auch schon im Landtag zum Thema. "Es kann nicht sein, dass eine Pädagogin interimistisch 'gut genug' und als Direktorin geeignet ist, dann aber zum Hearing nicht zugelassen wird", sagt sie gegenüber "Heute". "Vor allem, wenn sie den dafür notwendigen Hochschullehrgang bereits gestartet hat." Eine Anfrage an das Bildungsministerium zu dem Fall blieb bis Montag noch unbeantwortet.