Das von der Regierung mit den Stimmen der FPÖ beschlossene Kopftuchverbot bis 14 Jahre an Schulen bleibt umstritten. Jetzt spricht sich auch die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) – eine Vorfeldorganisation der SPÖ – gegen ein gesetzlich verankertes Verbot an Schulen aus. Ein solches Verbot würde tief in die persönliche Freiheit von Schülerinnen eingreifen und insbesondere muslimische Mädchen treffen, so das Argument. Anstatt Diskriminierung zu reduzieren, würde es bestehende Ungleichheiten weiter verschärfen und betroffene Jugendliche zusätzlich stigmatisieren, befürchtet die AKS.
"Ist das Verbot von einem religiösen Symbol wirklich, was unsere Politik unter Schutz versteht? Echter Schutz bedeutet unsere Demokratie zu verteidigen, mit allem, was sie ausmacht. Dazu gehören Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung", kritisiert Ello Wachter, Bundesvorsitzende der AKS.
Ein Kopftuchverbot werde oft als Maßnahme zur Förderung von Gleichberechtigung dargestellt, tatsächlich bedeute es aber das Gegenteil: Es nehme Mädchen und jungen Frauen die Möglichkeit, selbstbestimmt über ihr Aussehen und ihre religiöse Ausdrucksform zu entscheiden. "Für die AKS ist klar: Emanzipation kann niemals durch Zwang entstehen. Schule soll ein Raum sein, indem die Vielfalt respektiert wird und junge Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen, nicht Ort der Kontrolle und Bevormundung", so die SPÖ-Schülervertreter in einer Aussendung.
Estelya Öz, Antirassismussprecherin der AKS, nennt das Verbot sogar "puren Rassismus": "In Österreich, in einem demokratischem Land, wo eigentlich die Religionsfreiheit gilt, lässt die menschliche Toleranz nach. Es muss endlich mit den marginalisierten Gruppen gesprochen werden und nicht über sie."
Die derzeitige Debatte zeige zudem, wie politische Akteure immer wieder kulturelle und religiöse Symbole instrumentalisieren würden, statt sich den realen Herausforderungen des Bildungssystems zu stellen. "Während über Verbote diskutiert wird, bleiben zentrale Probleme wie strukturelle Benachteiligung, ungleiche Chancen, fehlende Schulpsychologen und zunehmender Druck im Schulalltag weitgehend ungelöst. Diese Themen haben für den schulischen Erfolg und das Wohlbefinden der Schülerinnen weit größere Bedeutung als Kleidervorschriften."
Ein Kopftuchverbot sei daher ein "Schritt in die falsche Richtung" und würde "mehr Spaltung als Lösung bringen": "Schule braucht Unterstützung, Ressourcen und echte Gleichstellung, keine Symbolpolitik auf Kosten jener, die ohnehin bereits mit Vorurteilen konfrontiert sind."