Kritik zum geplanten Kopftuchverbot bis zur achten Schulstufe hagelt es von den SPÖ-Lehrervertretern. "Die Qualität des allgemeinen Kindeswohls an unseren Schulen von einer Minderheit kopftuchtragender Mädchen abhängig zu sehen, ist für uns eine krasse Themenverfehlung", so die Sozialdemokratischen LehrerInnen (SLÖ) in einer Stellungnahme.
Andere Probleme müssten ebenfalls angegangen werden. Als "existenzielle Fragen für das Kindeswohl" werden unter anderem die digitale "Verdummung" im Kleinkindalter, der Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel, die schulische Trennung bereits ab dem 10. Lebensjahr, die Befreiung von (zumeist muslimischer) Mädchen vom Schwimm- oder Sportunterricht sowie die Abmeldung von Schulveranstaltungen genannt.
Kritisch bewerten die SPÖ-Lehrervertreter zudem die zusätzlichen Aufgaben für die Schulen, die sich aus dem Gesetzesvorhaben ergeben würden. Diese stünden im Widerspruch zu dem seit zwei Jahren laufenden Prozess, die Schulen zu entlasten.
Wie "Heute" berichtete, wurde von der Bundesregierung ein Verbot beschlossen, wodurch Mädchen bis 14 Jahren künftig kein Kopftuch tragen dürfen. Damit will man vor allem die Mädchen und ihre Freiheit schützen. Für Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) gehe es dabei um das Wohl der Kinder – ein Kopftuch habe bei unter 14-Jährigen "nichts zu suchen". Der Gesetzesentwurf befindet sich derzeit in Begutachtung.
Der Zentralausschuss der AHS-Lehrer fordert konkrete Änderungen am geplanten vierstufigen Prozess bei Verstößen gegen das Verbot. In ihrer Stellungnahme spricht sich die Personalvertretung dafür aus, die erste Stufe zu streichen: Das erste Gespräch der Schulleitung soll nicht allein mit der betroffenen Schülerin stattfinden, sondern sofort auch gemeinsam mit den Erziehungsberechtigten. Die Begründung dafür lautet, dass junge Mädchen in den meisten Fällen das Kopftuch nicht aus eigenem Antrieb tragen würden, weshalb ein Gespräch mit ihnen allein als wenig zielführend angesehen wird.