Satte 43,5 Milliarden Euro gab die öffentliche Hand im Vorjahr für das Gesundheitssystem aus. Trotzdem ist dieses System mittlerweile selbst ein Patient. Das beweisen nicht nur lange Wartezeiten, überlastetes Pflegepersonal und der Streit zwischen Bund und Ländern um die Zuständigkeit für die Spitäler. "Unique Research" fragte daher für "Heute“, welche Verbesserungsvorschläge die Österreicher haben (500 online Befragte von 9. bis 11. Dezember, maximale Schwankungsbreite ±4,4 Prozent). Das sind die Ergebnisse:
Gleich 49 Prozent der Befragten wünschen sich kürzere Wartezeiten auf Arzt- oder Spitalstermine. Auf Platz zwei folgt mit 47 Prozent (Mehrfachnennungen möglich, Anm.) knapp dahinter der Wunsch nach mehr Ordinationen mit einem Kassenvertrag.
Am dritthäufigsten wurde mit 37 Prozent die Forderung nach einer Aufstockung des medizinischen und pflegerischen Personals genannt. Eng verbunden damit: eine Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pflegepersonal (31 Prozent).
Patienten sollten für nicht notwendige oder nicht dringende Spitalsbesuche über eine Ambulanzgebühr zur Kasse gebeten werden. Das sagen immerhin 19 Prozent der Österreicher. 18 Prozent wollen eine stärkere Förderung von Vorsorgeuntersuchungen.
Dass der Bund die Spitäler im Rahmen einer Reform von den Ländern übernimmt, fordern zwölf Prozent der Befragten.
Erstaunlich: Gerade einmal elf Prozent fordern ein besseres digitales Angebot wie etwa Tele-Medizin oder Online-Termine.
Im Jahr 2024 betrugen die laufenden Gesundheitsausgaben laut Daten des Gesundheitsministeriumws insgesamt 57,026 Millionen Euro beziehungsweise 11,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Darüber hinaus wurden 2,385 Milliarden Euro für Investitionen im Gesundheitsbereich aufgewendet. Die laufenden öffentlichen Gesundheitsausgaben beliefen sich im vergangenen Jahr auf 43,496 Milliarden Euro, was einem Anteil von 76,3 Proznt an den laufenden Gesundheitsausgaben entspricht.
Für Fans der ÖVP, SPÖ, FPÖ und der Neos hat die Verkürzung von Wartezeiten Top-Priorität. Nur die Grün-Wähler nannten am häufigsten mehr Kassen-Ordinationen.
Grün- und SPÖ-Wähler drängen auf bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und Prävention. Sie denken Reform also vor allem als Stärkung des Personals und der öffentlichen Versorgung.
ÖVP- und FPÖ-Fans sind mehr als andere für eine Entlastung der Spitäler. Für sie braucht es eine stärkere Steuerung der Ambulanzen – und das auch mittels Ambulanzgebühr.
Und die Neos-Wähler wiederum skizzieren einen "Modernisierungspfad" mit Fokus auf Effizienz, Digitalisierung und klare Zuständigkeiten.
„Die Politik steht vor einer unbequemen Wahrheit.“Peter HajekMeinungsforscher und Politik-Experte über die Ergebnisse der großen Gesundheits-Umfrage
Wie beurteilt der Meinungsforscher und Politik-Experte Peter Hajek, der die Umfrage für "Heute" durchführte, diese Ergebnisse? "Die ÖsterreicherInnen wollen kürzere Wartezeiten, mehr Kassenordinationen und mehr Personal – aber es gibt kein frisches Geld im System. Die eigentliche Botschaft der Umfrage lautet daher: Ohne tiefere Strukturreformen wird es diese Verbesserungen nicht geben. Man kann die Ressourcen nur anders verteilen, effizienter einsetzen und Zuständigkeiten neu ordnen – sonst wird man am Status quo verharren."
Hajek sieht die Politik gefordert: "Die Bevölkerung fordert spürbare Verbesserungen im Alltag, aber die Politik steht vor einer unbequemen Wahrheit: Ohne konkreten Umbau des Systems – Umverteilung, Effizienz, klare Steuerung – bleibt der Wunsch nach 'mehr' im gesundheitspolitischen Wunschkonzert der Bevölkerung stecken."