Vor acht Monaten hat die schwarz-rot-pinke Regierung ihr Amt angetreten. Aber wann liefert sie endlich? Das denken sich derzeit viele Österreicher angesichts der vielfachen Krisen, die es im Moment zu bewältigen gibt. Eine große "Heute"-Umfrage (836 telefonisch und online Befragte, maximale Schwankungsbreite ±3,4 Prozent, Befragungszeitraum 20. bis 23. Oktober) zeigt, welche Probleme die Politik nach Meinung der Bevölkerung so schnell wie möglich angehen muss:
Langes Warten auf Termine beim Kassenarzt, teure Privatärzte, überlastete Pflegerinnen, Streit um die Spitalskompetenzen zwischen Bund und Ländern: Das kranke Gesundheitssystem ist für 28 Prozent der Österreicher das dringendste Thema. Besonders Grün-Wähler (38 Prozent) und ÖVP-Anhänger (32 Prozent) sehen diesen Bereich als Top-Priorität.
Angesichts der im EU-Vergleich nach wie vor hohen Inflationsrate von aktuell vier Prozent sehen in diesem Bereich ebenfalls 28 Prozent den dringendsten Handlungsbedarf. Das gilt insbesondere für Neos-Sympathisanten mit 35 Prozent, SPÖ-Wähler mit 33 Prozent und FPÖ-Fans mit 30 Prozent. So gut wie keine Bedeutung messen dem Thema dagegen Grün-Anhänger mit gerade einmal zehn Prozent bei.
Die Zuwanderung war lange Zeit Problemfeld Nummer eins. Jetzt nennen sie nur mehr 17 Prozent als dringendstes Thema. Klarerweise deutlich höher liegt dieser Wert bei FPÖ-Wählern mit 35 Prozent. Am wenigsten betroffen sind offenbar SPÖ-Anhänger mit gerade einmal sieben Prozent. Aber auch Grün-Wähler sehen die Zuwanderung nur zu neun Prozent als wichtigstes Thema.
Zwölf Prozent der Befragten nannten leistbaren Wohnraum als Top-Priorität, die von der Regierung angegangen werden sollte. Damit spielt das Thema nur eine untergeordnete Rolle. Hier differieren die Werte nach Parteipräferenz nur gering. Am höchsten sind sie mit 14 Prozent bei SPÖ-Fans, am niedrigsten mit acht Prozent bei Wählern der Grünen.
Nach Abflauen des Hypes um Fridays for Future, Klimakleber und Lobau-Besetzer ist auch das Thema Klimaschutz in der Wichtigkeit für die Bevölkerung nicht mehr so stark. Lediglich neun Prozent bezeichnen es als drängendstes Problem. Wenig überraschend Top-Wert in diesem Bereich: Grüne Fans mit gleich 34 Prozent. Zum Vergleich: Bei FPÖ-Wählern ist es gerade einmal ein mickriges Prozent.
Anlässlich des Nationalfeiertags hat "Unique Research" auch abgefragt, wie die Österreicher das Thema der militärischen Sicherheit sehen. Überraschend: Trotz Ukraine-Krieges und der Lage in Nahost ist dieser Bereich nur für vier Prozent der Befragten der wichtigste. Spitzenwert hier: ÖVP-Wähler mit zwölf Prozent. Bei den Sympathisanten der Grünen gab kein einziger Befragter (!) an, dass die Regierung dieses Thema vorrangig angehen soll.
Bei Männern liegt mit 28 Prozent das Thema Teuerung ganz knapp vor dem Gesundheitssystem mit 27 Prozent an erster Stelle. Für 21 Prozent ist aber die Migration das Top-Thema. Das ist ein signifikanter Unterschied zu weiblichen Befragten, die diesen Bereich nur zu 14 Prozent als wichtigsten angaben. Das ist auch das einzige Thema mit signifikanten Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Bei den Frauen liegen Teuerung und Gesundheit mit je 28 Prozent in Front.
Für die 16- bis 29-Jährigen sind die teuren Lebenshaltungskosten mit 36 Prozent das bestimmende Thema, gefolgt von leistbarem Wohnen mit 20 Prozent.14 Prozent gaben das Gesundheitssystem als Priorität Nummer eins an, zwölf Prozent die Migration und neun Prozent den Klimaschutz. Bei den 30- bis 59-Jährigen sieht die Reihenfolge so aus: Gesundheit (30 Prozent) vor Teuerung (29 Prozent), Migration (19 Prozent), leistbarem Wohnen (zwölf Prozent) und Klimaschutz (fünf Prozent).
Kaum überraschend: Bei Befragten über 60 Jahre genießt das Thema Gesundheit die größte Dringlichkeit mit 31 Prozent. Auf den Plätzen landen die Teuerung (22 Prozent), die Migration (16 Prozent), der Klimaschutz mit immerhin 15 Prozent – also über dem Durchschnittswert der Bevölkerung – und das leistbare Wohnen (neun Prozent).
"Die beiden brennendsten Themen Gesundheit und Teuerung sind ganz nah bei uns im Alltag, wir spüren sie täglich sofort. Das sind auch die Themen, die uns antreiben", analysiert "Unique Research"-Meinungsforscher Peter Hajek für "Heute". Und das sei auch der Grund, warum das Thema Migration mittlerweile nur mehr an dritter Stelle liegt. "Stärker ausgeprägt ist das nur bei FPÖ-Wählern und im ländlichen Raum."
Bleibt abzuwarten, ob die Regierung auf die Meinung der Bevölkerung hört und diese Problembereiche so schnell wie möglich anpackt …