Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) hat angekündigt, die Inflation von derzeit 4,1 Prozent wieder Richtung zwei Prozent drücken zu wollen. Wie dringend notwendig Maßnahmen in diesem Bereich sind, zeigt eine aktuelle "Heute"-Umfrage.
"Um welche zwei Themen soll sich die Bundesregierung in diesem Herbst besonders annehmen?" Das hat "Unique Research" für "Heute" 500 wahlberechtigte Österreicher ab 16 Jahre befragt (maximale Schwankungsbreite der Ergebnisse ±4,4 Prozent, Feldarbeit: 1. bis 4. September 2025). Dabei zeigt sich: Die Teuerung bewegt Menschen quer durch alle Schichten und Parteipräferenzen. Die Details:
Das wichtigste und drängendste Thema für die Österreicher ist mit großem Abstand die Inflation. Gleich 63 Prozent sehen deren Bekämpfung als Hauptpriorität für die Regierung. Der Dauer-Aufreger Migration und Integration dagegen liegt nur noch auf Platz zwei mit 36 Prozent Nennungen.
Auf den weiteren Plätzen folgen das Gesundheitssystem, das 34 Prozent der Befragten ein wichtiges Anliegen ist, und die Sanierung des Budgets (20 Prozent). Eng mit der Teuerung verbunden ist natürlich auch der Bereich Wohnen (15 Prozent).
Mit zwölf Prozent der Nennungen kaum mehr eine Rolle spielt der Klimaschutz, einige Zeit Top-Priorität für die Österreicher. Das Thema Sicherheit und militärische Verteidigung ist sechs Prozent der Befragten ein großes Anliegen.
Bei den Wählern der fünf Parlamentsparteien zeigen sich erwartungsgemäß unterschiedliche Präferenzen. Was aber auffällt: Mit Ausnahme der Grünen steht bei allen das Thema Teuerung ganz oben auf der Agenda.
Am ausgeprägtesten betrifft das Thema Teuerung offenbar Wähler der SPÖ. Gleich 73 Prozent wollen hier die Regierung aktiv werden sehen. Knapp dahinter liegen freiheitliche Anhänger mit 68 Prozent. Bei diesen ist besonders spannend, dass auch sie die Inflation mittlerweile als drängender ansehen als das blaue Lieblingsthema Migration und Integration. Dieses sehen 59 Prozent als Priorität Nummer eins.
Sehr weit oben in der Prioritätenliste der Österreicher rangiert auch das marode Gesundheitssystem. 34 Prozent der Befragten wünschen sich hier von der Regierung Gegenmaßnahmen. Am meisten kommt dieser Wunsch von SPÖ- und ÖVP-Wählern (44 bzw. 43 Prozent).
„Das Thema Lebenshaltungskosten bewegt alle gleichermaßen.“Peter HajekMeinungsforscher und Politik-Experte Peter Hajek
Ein Sonderfall in dieser Umfrage sind die Fans der Grünen. Denn sie sehen als einzige den Klimaschutz als drängendstes Thema (60 Prozent). Die immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten sind dagegen nur für 39 Prozent der wichtigste Bereich, dem sich die Regierung annehmen muss.
Eng mit dem Phänomen Teuerung verbunden ist auch das Thema Wohnen. Doch es zeigt sich: Dieses spielt für die Österreicher offenbar eine geringere Rolle. Am ehesten haben es SPÖ-Wähler mit 22 Prozent am Radar, bei Sympathisanten der anderen Parteien gab es nur Nennungen zwischen 15 und sechs Prozent (Neos).
Auffallend hoch fällt bei den Neos-Anhängern das Thema Sanierung der Staatsfinanzen aus. Es liegt mit 37 Prozent sogar auf Platz zwei ihrer wichtigsten Anliegen.
Und wie bewertet Meinungsforscher und Polit-Experte Peter Hajek diese Ergebnisse? "Die Stimmungslage hat sich verändert. Erstmals seit Langem steht nicht Migration an der Spitze der politischen Agenda der Bevölkerung, sondern die steigenden Lebenshaltungskosten und die Inflation. Dahinter folgen Migration und das reformbedürftige Gesundheitssystem, das den Menschen schon lange unter den Nägeln brennt, Stichwort Zwei-Klassen-System."
Spannend sind für Hajek die Unterschiede nach Parteiwählern: "Während für FPÖ-Wähler Migration zentral bleibt (59 Prozent), priorisieren ÖVP-Wähler das Gesundheitssystem, SPÖ-Wähler klar die Teuerung (73 Prozent), aber auch Wohnen. Für Grüne spielt der Klimaschutz nach wie vor die wichtigste Rolle, während NEOS-Präferenten die Sanierung der Staatsfinanzen in den Vordergrund stellen. Das Thema Lebenshaltungskosten bewegt aber alle gleichermaßen", analysiert der Experte.