Im Frühjahr wurde die Initiative "Freiraum Schule" ins Leben gerufen, denn nicht nur Unternehmerinnen und Unternehmern wird derzeit zu viel Bürokratie aufgebürdet. Auch Lehrerinnen und Lehrer, sowie Direktorinnen und Direktoren stöhnen unter zu viel Verwaltungsaufwand.
Das Ziel: Mehr Zeit für das Wesentliche, für Unterricht, Schulentwicklung und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern, erklärten Bildungsminister Christoph Wiederkehr und Staatssekretär Sepp Schellhorn (beide Neos) bei einer Pressekonferenz am Freitag.
"Es ist die Woche der Entbürokratisierung und auch die Woche. Wer Bürokratie ernsthaft abbauen will, darf nicht vor dem Schultor stehen bleiben. Unser Anspruch ist, Freiheit und Entfaltung in allen Lebensbereichen zu stärken – von der Wirtschaft bis zur Bildung", leitete Schellhorn ein.
In einem breiten Beteiligungsprozess haben über den Sommer mehr als 19.000 Personen aus Schulen, Verwaltung und Praxis ihre Ideen eingebracht. Weitere 5.000 Personen bekundeten ihr Interesse an der weiteren Mitarbeit in dem Beteiligungsprozess, führte Wiederkehr aus.
Aus allen Ideen habe man nun die ersten zehn Maßnahmen geschafft, die den Schulalltag effizienter und einfacher machen sollen – damit mehr Zeit für den Unterricht bleibt.
• Rundschreiben neu: Mit 31. August wurden bereits 80 Prozent der Rundschreiben aufgehoben. Jetzt denken wir die Kommunikation hin zu Schulen neu. Rundschreiben enthalten in Zukunft (nur) jene allgemein und langfristig gültigen Informationen, die Schulen tatsächlich benötigen, um ihren "Freiraum Schule" autonom und rechtssicher gestalten zu können.
• Mit "Teachers direct" wird ein digitales Tool für Anträge und Meldungen von Pädagogen geschaffen. Musste man etwa bei einer Schwangerschaft händisch ein Dokument ausfüllen und einscannen, soll das nun vereinfacht über eine App möglich sein.
• Das Schulverwaltungsprogramm "Sokrates" soll weitgehend überarbeitet werden. Angedacht ist eine verbesserte Bedienung und vereinfachte Handhabung. Erfassung von Noten und Erstellung von Frühwarnungen soll dann automatisch erfolgen.
• Mit der autonomen Deutschförderung will man Freiräume schaffen. Jeder Standort soll selbst bestimmen, wie man die Deutschförderung am besten gestaltet.
• Zur Feststellung des Sprachstands von Schülerinnen und Schülern werden aktuell am Ende jedes Semesters verpflichtende Testungen mit dem Instrument MIKA-D durchgeführt, was für eine enorme Belastung sorgt. Ab dem Schuljahr 2026/27 wird es deshalb nur noch eine verpflichtende MIKA -D Testung geben.
• Das Portal für abschließende Arbeiten wird freiwillig. Schulleitungen sind damit nicht mehr gezwungen, mehr als hundert Themen freizugeben.
• Vereinfachungen soll es auch bei IKM+ geben. Dadurch werden die Kompetenzerhebungen der Grundkompetenzen Mathematik, Deutsch und Englisch verbessert. Die Testungen sollen in Zukunft nicht mehr vom Lehrer ausgewertet werden, sondern von einer zentralen Stelle im Ministerium.
• Änderung beim Privatschulgesetz: Hier soll etwa ein vorgelagertes Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Privatschulen kommen.
• Geplant ist auch ein einheitliches, systematisches Anfrage- und Beschwerdemanagement. Kommen soll ein digitales Ticketsystem, bei dem jede Beschwerde auch tagesaktuell gesichtet werden kann.
• Letztlich wird noch die Abfrage von Zeugnissen digitalisiert. Schulen müssen dieses aktuell bis zu 60 Jahre physisch aufbewahren. Damit soll jetzt Schluss sein – Zeugnisse sollen nämlich digital über Sokrates gespeichert werden. Dadurch kann es auch digital bei einer Anfrage zugestellt werden.
Ab Frühjahr 2026 zeigt zudem der Freiraum-Tracker online den Stand aller Maßnahmen der Initiative "Freiraum Schule" – von der Idee bis zur Umsetzung – an. Der Tracker macht sichtbar, welche Entlastungen bereits wirken und was noch kommt.
"Wir schildern aber auch aus, warum vielleicht manche Ideen nicht umsetzbar sind. Mit dem Freiraum-Tracker setzt das Bildungsministerium auf Offenheit und Dialog: Denn nur wer informiert ist, kann mitgestalten. Mit klaren Informationen, Praxisbeispielen und der Einbindung derer, die die Vorschläge eingebracht haben, schaffen wir Vertrauen und Freiraum für Schulen. So bleibt der Fokus auf dem, was zählt: der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen", hält Wiederkehr abschließend fest.