ER ist neuer SPÖ-Chef

"Zeit zu gehen" – Kaiser-Nachfolger mit 96 % gewählt

Mit dem Rückzug von Peter Kaiser endet in Kärnten eine Ära. Daniel Fellner übernimmt, beim Landesparteitag der SPÖ kam es zu emotionalen Szenen.
Österreich Heute
20.09.2025, 15:48
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Rund 530 Delegierte waren am Samstag zum Parteitag ins Congress Center nach Villach geladen. Nach der Begrüßung und den Anträgen wurden die Kandidaten vorgestellt – und zwar so, wie sie auch am Stimmzettel stehen, also alphabetisch. Für die Reden der Kandidaten gab es übrigens kein Zeitlimit. Danach wurden noch die Vorschläge für den Parteivorstand, das Schiedsgericht und die Kontrollkommission präsentiert.

Am Samstag ging bei der SPÖ Kärnten eine Ära zu Ende. Es sei "Zeit zu gehen" und die "SPÖ Kärnten ist bereit für die Zukunft", so der Noch-Landeshauptmann Peter Kaiser zuversichtlich: "Es ist der richtige Zeitpunkt, um den Vorsitz in jüngere Hände zu legen." "Daniel, du bist der Richtige – die richtige Wahl heute und bei der Landtagswahl 2028", betonte er in Richtung Daniel Fellner. Wann er seine Amtszeit offiziell beendet, sei noch offen: "Ich würde meine Zeit als Landeshauptmann noch gerne etwas verlängern" – mit Betonung auf "etwas".

SPÖ dank Kaiser stärkste Kraft

Kaiser wurde 2010 bei zwei Gegenkandidaten mit 78,4 Prozent zum Vorsitzenden gewählt, bei der ersten Wiederwahl 2013 waren es sogar 98,63 Prozent. In den Jahren danach schaffte er immer Ergebnisse von über 99 Prozent. Er holte die SPÖ nach langen Jahren aus dem politischen Schatten und machte sie zur stärksten Kraft im Land.

Bei den Landtagswahlen mit Kaiser als Spitzenkandidat erreichte die SPÖ immer den ersten Platz: 2013 waren es 37,13 Prozent, 2018 sogar 47,94 Prozent und 2023 noch 38,94 Prozent der Stimmen.

Der letzte SPÖ-Landeshauptmann vor Kaiser war übrigens 1989 Peter Ambrozy, der damals Leopold Wagner nachfolgte. Ambrozy verlor aber die nächste Wahl, Landeshauptmann wurde dann Jörg Haider mit den Stimmen der ÖVP. Nach Haiders Tod kam das BZÖ 2009 mit 44,9 Prozent auf Platz eins, die SPÖ lag mit 28,7 Prozent dahinter.

Kein Wiederantritt

Im März 2025 gab Kaiser bekannt, dass er nicht mehr als Parteichef kandidieren will. Dieser Schritt war schon länger erwartet worden, nachdem Kaiser schon davor gesagt hatte, dass er 2028 nicht mehr bei der Landtagswahl antreten wird. Bei der Landtagswahl 2023 musste die SPÖ ein Minus von neun Prozentpunkten hinnehmen.

Die Ankündigung von Kaiser führte zu Spekulationen, ob er auch den Landeshauptmann-Posten früher abgeben wird. Dazu wollte er sich aber nie klar äußern. Im April sagte er auf die Frage, ob er bis zum Ende der aktuellen Periode bleibt: "Das werden wir sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Die Entscheidung über personelle Zusammensetzungen trifft der neue Parteivorstand." Auch im September gab es dazu keine klare Antwort von ihm.

Es gilt aber als wahrscheinlich, dass Kaiser seinem Nachfolger auch den Landeshauptmann-Sessel noch vor der regulären Wahl 2028 überlässt. Wann das genau passiert, steht noch nicht fest. Es wird darüber spekuliert, dass die Übergabe im Frühjahr 2026 sein könnte, vorausgesetzt, der Koalitionspartner ÖVP stimmt zu. Denn Fellner muss im Landtag mit mehr als der Hälfte der Abgeordneten gewählt werden.

Fellner mit 96 % zum SPÖ-Chef gewählt

Eine Zustimmung sei aber nicht automatisch, sagte ÖVP-Chef Martin Gruber Anfang September in der ORF-Sendung "Streitkultur". Zurück zu Fellner, der wie erwartet zu Kaisers Nachfolger gewählt wurde – mit 96,39 Prozent.

Der 48-jährige bisherige Landesrat und designierte SPÖ-Kärnten-Parteichef Daniel Fellner ist als pragmatisch bekannt. Seit 2023 ist er für Gemeindeangelegenheiten, Katastrophenschutz, Feuerwehr und Rettungswesen, Kommunales Bauen, Bildung, Siedlungswasserwirtschaft und Hydrographie zuständig. Fellner hat die HTL für Betriebstechnik in Wolfsberg absolviert und seine Karriere beim Roten Kreuz begonnen, wo er zuletzt die Landesleitstelle leitete.

Seit Juli 2022 war er stellvertretender Landesparteichef, davor war er Bezirksvorsitzender in Wolfsberg und ist seit 2009 im Landesvorstand der SPÖ. Aufhorchen ließ Fellner mit seiner Aussage, dass Gespräche mit der FPÖ für ihn kein Tabu sind und er sie als Koalitionspartner nicht ausschließt.

Überraschender Gegenkandidat

"Es wird einen Wertekatalog geben, der von uns mit verschiedensten Kriterien befüllt wird. Inhalte zählen hier und nicht eine von vornherein klar definierte Gesprächsverweigerung." Auf Bundesebene ist es für Fellner aber in Ordnung, dass Andreas Babler eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ausgeschlossen hat.

Lange Zeit sah es so aus, als würde Fellner der einzige Kandidat für den Parteivorsitz bleiben. Im August gab es dann aber eine Überraschung: Wolfgang Rami aus Klagenfurt kündigte seine Kandidatur an. Er sagte, er habe zwar keine ernsthaften Ambitionen, aber es wäre undemokratisch, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt.

Der 73-jährige Pensionist Rami wurde in Wolfsberg geboren, ist gelernter Großhandelskaufmann und arbeitete in der Gastronomie auf Kreuzfahrtschiffen, bis er 1993 aus gesundheitlichen Gründen in Frühpension ging. Schon als Bub war er SPÖ-Mitglied, nach einer Pause ist er vor sieben Jahren wieder beigetreten. Am Parteitag hatte er allerdings gegen Fellner keine Chance.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 20.09.2025, 20:01, 20.09.2025, 15:48
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