Die SPÖ in Sankt Pölten stellt sich neu auf: Nach dem überraschenden Rücktritt von Vizebürgermeister Harald Ludwig hat jetzt Bürgermeister Matthias Stadler den langjährigen Gemeinderat und Bundesvorsitzenden der Jungen Generation in der SPÖ, Michael Kögl, als neuen ersten Vize vorgeschlagen.
Zeitgleich soll mit Lukas Wenighofer frischer Wind in den Gemeinderat kommen. Die formelle Wahl Kögls sowie die Angelobung Wenighofers sind für 26. August angesetzt, wenn der Gemeinderat zu einer Sondersitzung im Rathaus zusammentritt.
"Es freut mich besonders, dass nun Menschen in Verantwortung kommen, die in Zeiten der positiven Entwicklung unserer Stadt groß geworden sind", sagte Bürgermeister Stadler. Für ihn sei die Personalentscheidung ein klares Zeichen für Kontinuität und ein gleichzeitiger Aufbruch. Kögl sei ein junger, aber erfahrener Politiker, der sowohl lokal als auch auf Bundesebene Kompetenzen gesammelt habe, so der amtierende SPÖ-Bürgermeister.
Kögl selbst zeigt sich geehrt: "Ich habe in St. Pölten Politik gelernt und möchte das Gelernte nun in meine Heimatstadt einbringen." Der 30-Jährige war unter anderem im Sozialministerium tätig. Als Bundesvorsitzender der Jungen Generation in der SPÖ will er vor allem die Anliegen junger Menschen in den Mittelpunkt rücken. "Junge Menschen sind nicht die Zukunft, wir sind die Gegenwart. Diese gilt es aktiv zu gestalten."
Mit Lukas Wenighofer zieht ein Mann in den Gemeinderat ein, der auf soziale Themen fokussiert ist: Als Rauchfangkehrermeister und Betriebsratsvorsitzender bringt er hierfür auch Praxisbezug mit. Die politischen Schwerpunkte Wenighofers liegen auf leistbarem Wohnen, ökologisch-wirtschaftlich Stadtentwicklung sowie der gezielten Förderung sozial schwächerer Gruppen. "Ich will, dass unsere Entscheidungen eine klare soziale Handschrift tragen. Mein Anspruch ist, die Starken zu fordern und die Schwachen zu fördern", sagt Wenighofer.
Die beiden Personalentscheidungen wurden laut SPÖ einstimmig innerhalb der Fraktion beschlossen. Nach Stadlers Worten ein Prozess der Erneuerung: Bereits vor dem Sommer wurden mit Marie-Theres Amler und Marlies Eder zwei junge Frauen in den Stadtsenat und den Gemeinderat geholt. Nun folge mit Kögl und Wenighofer ein starkes Duo aus Jugend und Erfahrung.
Seitens der ÖVP St. Pölten hagelt es scharfe Kritik: VP-Stadtparteigeschäftsführer Stefan Klammer wirft der SPÖ vor, einen "Vertrauensbruch" innerhalb der eigenen Reihen zu verschleiern. Man habe mit Harald Ludwig einen sachpolitisch orientierten Vizebürgermeister verloren, der sich auch um Gespräche mit der Opposition bemüht habe. "Nun folgt ein roter Parteipolitiker, der in der Vergangenheit vor allem durch bundespolitische Ausritte aufgefallen ist", so Klammer. Die Stadtführung habe "keinen Plan für das gesunde Wachstum der Stadt", stattdessen verliere sie Rückhalt in den eigenen Reihen.
Stadler bedankt sich indes ausdrücklich bei Harald Ludwig für dessen Einsatz über viele Jahre, nicht nur in der Stadt, sondern auch im Städtebund. Mit Blick auf die kommenden Jahre zeigt sich der Bürgermeister zuversichtlich: "St. Pölten ist auf einem großartigen Weg – mit einem starken Team wollen wir diesen Kurs fortsetzen."