Anhaltendes Problem

"Stinkt zum Himmel": Busfahrer wütend über fehlende WCs

Seit mehr als einem Jahr kämpfen Österreichs Busfahrer für WCs und Sanitäranlagen. Das Problem ist aber auch den Branchenvertretern bekannt.
Aram Ghadimi
19.11.2025, 05:30
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

"Diese Ungerechtigkeit stinkt doch zum Himmel", sagt Markus Petritsch. Wer sich als Busfahrer nicht in die Hose machen will, sei in den allermeisten Fällen gezwungen, den "Weg ins Grüne" zu suchen – verbunden mit dem Risiko einer Geldstrafe, denn das "Urinieren in der Öffentlichkeit ist eine Verwaltungsübertretung und kann mit einer höheren Geldstrafe belegt werden."

"Das ist ein unhaltbarer Zustand", sagt Petritsch. Er ist Kärntner, kennt aber die Probleme, die Lenker in Niederösterreich und Wien haben, nur zu gut. Als Vorsitzender des Fachbereichs Straße der Gewerkschaft vida, bekommt Petritsch laufend mit, wie es den unzähligen Lenkern im ganzen Land derzeit geht: "Es ist eine Schande für Österreich, dass man im 21. Jahrhundert überhaupt noch Toiletten und Fließwasser für Beschäftigte fordern muss."

"Ganz zu schweigen von den mangelnden hygienischen Rahmenbedingungen. Denn, ohne eine Gelegenheit, sich während der stundenlangen Schichten die Hände mit Fließwasser reinigen zu können, verkommt das Ganze zu einem dreckigen Geschäft", fügt Petritsch an und fordert, dass die Verkehrsverbünde, welche die Auftraggeber für Buslinien sind, in ihren Ausschreibungskriterien endlich verbindliche Mindeststandards verankern.

„Es ist eine Schande für Österreich, dass man im 21. Jahrhundert überhaupt noch Toiletten und Fließwasser für Beschäftigte fordern muss.“
Markus PetritschBetriebsratsvorsitzender Gewerkschaft vida

Die Argumente der Busfahrer sind durchaus verständlich, bekommen aber noch mehr Gewicht, wenn man weiß, dass sie auch schon vor exakt einem Jahr auf ihre missliche Lage aufmerksam gemacht haben – "Heute" hat berichtet: In Gänserndorf etwa waren Busfahrer verärgert: "Können 48 Stunden nicht aufs Klo", lautete ihre wütende Botschaft. Und am vorjährigen Welttoilettentag (19. November) forderten Busfahrer und Klimaaktivisten in Wien bessere Arbeitsbedingungen in der Branche. Auch ein Jahr später bleiben ihre Forderungen bestehen.

Erzähle uns deine Story!

Wurde dir eine Beihilfe gestrichen? Kannst du dir das Leben kaum mehr leisten? Ist dir gerade etwas besonders Trauriges, Witziges oder Erstaunliches geschehen? Bewegt dich ein anderes Thema? Bist du der Meinung, dass deine Geschichte erzählt werden sollte? Dann melde dich bei uns unter [email protected]. Denn deine Story ist uns wichtig!Mail an uns

Auch bessere Fahrpläne gefordert

Als erste Maßnahme brauche es jetzt bessere Fahrpläne, an den Start- und Endpunkten von Linien müsse bei der Fahrplanerstellung darauf Rücksicht genommen werden, dass Beschäftigten ein paar Minuten bleiben, um zumindest eine nahegelegene öffentliche Toilette oder ein Lokal aufsuchen zu können, sagt Petritsch, denn im Moment können "zwei bis drei Minuten Verspätung schon zum ernsthaften Problem für Beschäftigte werden, wenn umgehend wieder in die andere Richtung gefahren werden muss."

Petritsch erinnert an die jahrelangen Forderungen der Gewerkschaft: "Auch LKW-Lenker benötigen eine ausreichende und kostenlose soziale Infrastruktur (Toiletten, Duschen, Waschräume, Anm.). Zumindest entlang des hochrangigen Straßennetzes."

"Heute" wollte auch von Seiten der Bus- und Logistik-Unternehmer hören, wie Branchenvertreter die anhaltende Problematik bewerten – unsere Anfrage ging daher an die Arbeitsgemeinschaft Internationaler Straßenverkehrsunternehmer Österreichs (AISÖ), die seit 1953 Unternehmen im Personenverkehr (Bus, Reisebus und Taxi, Anm.), aber auch im Güterverkehr vertritt.

Unternehmervertreter: "Suchen nach Lösungen"

"Wir befinden uns in dieser Sache selbstverständlich im intensiven Austausch mit den österreichischen Verkehrsverbünden", sagt AISÖ-Geschäftsführer Paul am Telefon. Er hat von der gerade laufenden Busmesse Spielberg angerufen, wo die Bundestagung der Österreichischen Busunternehmer und die Landestagung der steirischen Busunternehmer stattfindet. Man sei "sehr daran interessiert, Lösungen zu finden", sagt Blachnik.

Fachkräftemangel hausgemacht

Im Reiseverkehr und in der Logistikbranche habe die ASFINAG schon eine sehr gute Infrastruktur (Raststätten) ausgebaut, ist sich Blachnik sicher. Gleichzeitig sagt er: "Auch wir hätten gerne die Frage der fehlenden WCs im Ausschreibungsprozess dauerhaft verankert. Die Verantwortung liegt hier aber bei den ausschreibenden Stellen und letztendlich bei den Verkehrsplanern und -gestaltern, also auch bei der Politik."

Der Mangel an Lenkern bei Bus- und Logistik-Unternehmen sei laut Petritsch hausgemacht – in den anhaltend schlechten Rahmenbedingungen in diesen Jobs ortet der vida-Gewerkschafter einen wesentlichen Grund für den Fachkräftemangel: "Auch die ASFINAG ist deshalb gefordert, die Rastplätze mit mehr Infrastruktur speziell für Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer auszustatten." Es gelte jetzt endlich, die Arbeitsbedingungen der Busfahrer zu verbessern, um den Job als Lenker zu attraktivieren, fasst Petritsch zusammen.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 19.11.2025, 11:17, 19.11.2025, 05:30
Jetzt E-Paper lesen