Rapid hat seinen Präsidenten für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Alexander Wrabetz wurde mit 92,5 Prozent der Stimmen bis 2029 wiedergewählt. Sportlich dominierte jedoch Trainer Peter Stöger die Mitgliederversammlung: Der Coach legte den Mitgliedern eine schonungslose Analyse vor.
Vor den Rapid-Mitgliedern sprach Stöger offen von grundlegenden Schwächen. Beim Spiel mit dem Ball sei die Mannschaft zu fehleranfällig, die Intensität im Wettkampf nicht auf dem gewünschten Niveau. Bei den "wichtigen hochintensiven Läufen" liege Rapid "nur im Mittelfeld der Liga". Das müsse sich "auf Strecke ändern", betonte der Coach.
Ein weiteres Thema ist die körperliche Verfassung: Die hohe Zahl der Verletzten sei „ein klares Zeichen, dass es Nachholbedarf bei der Athletik gibt”. Stöger kündigte an, im Winter „an weiteren Schrauben zu drehen”, um das Spiel der Hütteldorfer auf ein höheres Niveau zu bringen. Gleichzeitig betonte er, dass manche Entwicklungen Zeit benötigen: „Manches braucht Zeit, für manches braucht es unangenehme Veränderungen.” In puncto Athletik hat Stöger seinen Kurs bereits durchgezogen. Anfang Oktober musste Athletik-Trainer David Lechner gehen.
Schon nach dem 1:1 bei der WSG Tirol – eine Woche vor der Mitgliederversammlung – hatte Stöger sehr klare Worte gewählt. "Die erste Halbzeit war gar nichts von uns. Das Spiel mit dem Ball war richtig schlecht, wir haben kaum Bälle sichern können." In der zweiten Hälfte sei zwar mehr Energie da gewesen, doch am Ende habe Rapid "Geschenke verteilt, die der Gegner zum Glück nicht angenommen hat".
Damals sprach Stöger auch offen über die Kaderprobleme, insbesondere im zentralen Mittelfeld: "Dass uns irgendwann ein Sechser guttun würde, ist auch klar. Wir spielen seit Monaten ohne solch einen Spieler. Martin Ndzie ist noch nicht bereit, dass er 90 Minuten spielt." Und: Mamadou Sangare fehlt in diesem Bereich schon als jemand, der die Bälle gewinnt."
Trotz der anhaltenden Kritik liegt Rapid in der Liga auf Platz zwei: 24 Punkte aus 13 Spielen, nur Salzburg hat mehr. In der Conference League hingegen kassierte man drei klare Niederlagen.
Deshalb formulierte Stöger nach dem Tirol-Spiel eine Grundsatzfrage: "Wir müssen als Klub eine gemeinsame Linie finden, wo die Reise hingehen soll. Momentan sind wir mit vielen Dingen nicht zufrieden." Die Richtung sei offen: "Entweder man lässt Dinge so laufen in der Hoffnung, dass sie besser werden, oder man geht in Richtung Reset und probiert was Neues."