Ein Syrer (24) musste sich Dienstag (26.8.) wegen Kindesentziehung am Wiener Landl verantworten. Der Mann aus Aleppo soll am 10. Jänner 2025 seine beiden Kinder zu seinen Eltern nach Syrien gebracht haben. In einer "Nacht und Nebel"-Aktion soll er Sohn (2) und Tochter (5) heimlich abgeholt, mit ihnen zum Flughafen gefahren sein. Von dort ging es dann über die Türkei nach Syrien. Die Mutter (22) seiner Kinder schlug zuhause sofort Alarm und rief die Polizei.
Die Beziehung der beiden Syrer hatte laut Richter gekriselt, auch eine Kindesabnahme durch das Jugendamt (MA 11) sei im Raum gestanden. Der 24-Jährige war im Jahr 2020 nach Österreich geflüchtet, holte Frau und Tochter im Juni 2022 im Rahmen des Familiennachzugs ins Land. 2023 wurde ein Sohn in Österreich geboren, dann dürfte die Stimmung gekippt sein.
"Die Frau wollte sich scheiden lassen, er hat Angst bekommen", führte der Verteidiger des 24-Jährigen aus. "Er suchte Hilfe bei seiner Familie und wollte, dass die Kinder ihre Großeltern kennen lernen." Die Frau habe sogar beim Packen geholfen. Da das Paar verheiratet sei, könne von Kindesentziehung keine Rede sein.
Vor Gericht ging es dann erst einmal um die Frage des Sorgerechts. "Wir haben 2019 in Syrien nach islamischen Recht geheiratet", erklärte der Angeklagte. Die Ehe sei in Syrien auch eingetragen worden. Zu den Vorwürfen bekannte er sich "nicht schuldig". Sein Verteidiger legte eine Übersetzung der Heiratsurkunde vor.
Die Ehe sei in Österreich zwar nicht eingetragen gewesen, sie ist aber trotzdem gültig, führte der Richter aus. Die beiden Eltern hätten somit ein geteiltes Sorgerecht, das würde auch ein Schreiben des Bezirksgerichts Innere Stadt an die Mutter bestätigen. Der Vorwurf der Kindesentziehung brach in sich zusammen. "Bei gemeinsamer Obsorge kann der Tatbestand nicht verwirklicht werden", erklärte der Richter. Der Syrer wurde daraufhin freigesprochen – bereits rechtskräftig.