Gesundheit

Studie - so hoch ist Hirntumor-Risiko bei Handynutzung 

In England wurden 800.000 über 20 Jahre untersucht. Laut Studie gibt es keine Hinweise für eine erhöhte Gefahr. Kritik an der Studie bleibt nicht aus.

Sabine Primes
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Das Smartphone ist heute ein unverzichtbares Accessoire. 
Das Smartphone ist heute ein unverzichtbares Accessoire. 
Getty Images/iStockphoto

Handynutzung erhöht einer großen Langzeitstudie zufolge nicht das Risiko für Hirntumore. Eine Analyse der seit über 20 Jahren in Großbritannien laufenden "UK Million Women Study" fand keine Anhaltspunkte für eine gestiegene Tumorgefahr bei gewöhnlicher Nutzung von Mobiltelefonen. Das berichtete ein Team um Joachim Schüz von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon im "Journal of the National Cancer Institute".

3.000 von 800.000 Frauen an Hirntumor erkrankt

Wissenschaftler haben diese Frage untersucht, als immer mehr Menschen in den 1990er Jahren anfingen, Mobiltelefone zu benutzen. Da Menschen beim Telefonieren ihr Telefon oft neben den Kopf halten, war die Sorge, ob dies zu Tumoren im Gehirn-, Ohr- oder Halsbereich führen könnte. In der 1996 gestarteten Studie beantworteten Hunderttausende Frauen, die zwischen 1935 und 1950 geboren wurden, erstmals 2001 und dann erneut 2011 Fragen zu ihrer Nutzung von Mobiltelefonen. Bis 2011 nutzten die meisten Frauen (75 Prozent) zwischen 60 und 64 Jahren ein Handy, während knapp die Hälfte der 75- bis 79-Jährigen eines nutzte. Von den knapp 800.000 Frauen, die den ersten Fragebogen vollständig ausgefüllt hatten, erkrankten später knapp 3.300 an einem Hirntumor. Dabei spielte es keine Rolle, seit wann und wie oft die Frauen ein Handy verwendet hatten.

Kritik: "Veraltete Daten"

Die Studie und ihre Schlussfolgerung wurden jedoch vom "Environmental Health Trust", einer privaten gemeinnützigen Organisation, die argumentiert, dass Mobiltelefone und Mobilfunknetze von Natur aus ein Krebsrisiko sind, heftig kritisiert. "Studien, die sich auf veraltete Daten stützen, sind insofern gefährlich, als sie nicht berücksichtigen, wie Menschen heute Mobiltelefone nutzen. Viele der heutigen Benutzer telefonieren stundenlang am Tag", so Devra Davis, Präsidentin des Environmental Health Trust in einer Erklärung. 

Der Environmental Health Trust sagt: "Zahlreiche Human- und Tierstudien haben einen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebs festgestellt" und empfiehlt weiterhin, dass die Öffentlichkeit und insbesondere Kinder die Exposition gegenüber Handy- und anderer drahtloser Strahlung reduzieren.

Dem entgegen teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie zur Studie mit, die Handy-Strahlung reiche nicht aus, um das Erbgut in den Zellkernen zu schädigen und Krebs auszulösen. Auch reiche die Energie der Telefone nicht aus um etwa die Körpertemperatur zu erhöhen.

Handystrahlung nimmt ab

Die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass die Strahlung mit immer neueren Handy-Generationen deutlich abgenommen hat. So sei man heute selbst bei exzessiver Nutzung wahrscheinlich der gleichen Menge ausgesetzt wie bei moderater Nutzung von Mobiltelefonen der ersten beiden Generationen.