Manche menschlichen Bedürfnisse kennen keine Unterschiede – jeder muss mal auf die Toilette. Doch während Männer sich im öffentlichen Raum oft kostenfrei im Pissoir erleichtern können, dürfen Frauen oft nur gegen eine Gebühr von 50 Cent aufs Klo. Wo da die Gleichberechtigung bleibt fragen sich nicht nur Frauen.
Genderexpertin und Architektin Sabina Riss sieht diese Regelung problematisch: "Frauen sind ja auch oft mit kleinen Kindern unterwegs oder mit älteren Personen, die sie begleiten. Also da ist jetzt der Bedarf an öffentlichen Toiletten für Frauen auf jeden Fall höher als der für Männer. Und wenn jetzt hier auch noch zu zahlen ist und Männer nicht zahlen müssen, ist das schon eine gewisse Ungleichbehandlung."
Zwar wird die Anzahl an Toilettenanlagen bei Neubauten durch die Bauordnung geregelt, doch laut Riss orientieren sich die Planungsrichtlinien oft nicht am tatsächlichen Bedarf. Obwohl bekannt sei, dass Frauen öffentliche WCs anders und häufiger nutzen, werde dieses Wissen in der Praxis kaum in zusätzliche Anlagen für sie übersetzt.
In Wien wird an 28 stark frequentierten Standorten zu bestimmten Tageszeiten eine WC-Gebühr von 50 Cent verlangt – allerdings nur für geschlossene Kabinen. Offene Pissoirs bleiben kostenfrei nutzbar. Die Stadt begründet die Maßnahme mit erhöhtem Reinigungsaufwand und dem Einsatz von Sicherheitspersonal.