Heißer Dampf in Baden

Türkisches Hamam – Kurstadt hat neue Wellness-Oase

In der Kurstadt Baden hat nach Jahren des Leerstands im Franzensbad ein neues Hamam eröffnet. Die Stadtregierung gratulierte zur Eröffnung.
Aram Ghadimi
18.11.2025, 05:15
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Im historischen Franzensbad in der Kurstadt Baden wird ein neues Kapitel aufgeschlagen – in der dortigen Pergerstraße 17 hat nach Jahren des Leerstands am 14. November 2025 ein türkisches Hamam eröffnet. "Heute" hat alle Details.

Auf der Online-Plattform Facebook gibt es durchwegs positive Reaktionen zum Aufruf des Stadtmarketings, sich das neu eröffnete Hamam anzusehen. Ein User schreibt: "Ganz super! Ich war Donnerstag dort und bin begeistert." "Endlich wieder offen, freu mich schon", schreibt eine andere Userin. "Ganz toll", schreibt eine dritte.

Schaumwaschung, Massage

Wenige Meter vom Flusslauf der Schwechat entfernt, unweit der Johannesbrücke, wird künftig wieder in Schaum gebadet: "Unsere Gäste genießen authentische Rituale wie das Kese-Peeling (eine Art Massage mit einem speziellen Stofflappen, Anm.), die Schaumwaschung (Köpük) und wohltuende Ölmassagen, die Körper und Geist gleichermaßen beleben", liest man auf der Webseite der neuen Wellness-Oase.

Und: "Jeder Besuch ist eine kleine Reise in die Welt des Orients – ein Ort, an dem Sie abschalten, loslassen und neue Energie tanken können", heißt es weiter. Vorstellen kann man sich das so: "Bei einem wohltuenden Dampfbad wird die Haut auf das Peeling vorbereitet. Die warme, feuchte Luft öffnet die Poren und macht die Haut weich." Dann komme der besagte Kese-Handschuh zum Einsatz: "Er besteht meist aus Naturfasern wie Ziegenhaar oder Seide. Mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen wird die Haut von abgestorbenen Zellen befreit."

"Schwere und Stress loslassen"

Das sei kein grobes Schrubben. In einem bewussten, gleichmäßigen Rhythmus, werde der Körper belebt und das Blut in Bewegung gebracht. "Dabei passiert etwas, das man kaum in Worte fassen kann: Der Körper fühlt sich nicht nur sauber, sondern leicht an – befreit von etwas Unsichtbarem", schreibt das Hamam weiter: "Man merkt, wie Spannungen nachlassen, die Atmung ruhiger wird und die Gedanken sich ordnen. Es ist, als würde der Körper alles Alte ablegen" Dabei erneuert sich nicht nur die Haut, auch Müdigkeit, Stress und Unruhe sollen dabei den Körper verlassen.

Lange Bade-Tradition

Das Franzensbad selbst befindet sich an einem geschichtsträchtigen Ort. Denn, die mineralreichen Quellen der Kurstadt Baden wurden schon zur Römerzeit genutzt. Das heiße, schwefelhaltige Wasser stammt aus tektonischen Spalten tief in der Erde. Sie speisen das Thermalwasser, das bis heute ungebrochen Besucher in das Städtchen im Süden von Wien zieht.

Seine größte Glanzzeit hat Baden aber bereits lange hinter sich. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich die Gemeinde zu einer bekannten Kurstadt: Wohlhabende Gäste reisten aus Wien, aber auch aus ganz Europa an, um in den boomenden Badeanstalten zu entspannen, Gesundheit und Gesellschaft zu pflegen. 2021 wurde die Stadt wegen ihrer Bedeutung in der internationalen Kurgeschichte in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.

Ehemaliges Armenbad

Zurück in die Pergerstraße zum historischen Franzensbad, das bis Anfang der 1970er in seiner ursprünglichen Funktion betrieben wurde. Im Jahr 1827 war dort die Franzensquelle gefasst worden. Unter der Regentschaft von Kaiser Franz I. sollte es ärmeren Bevölkerungsteilen zugutekommen. Später errichtete die Niederösterreichische Landesregierung darüber das heutige Bad und benannte es nach dem Monarchen. Fortan diente es als Armenbad, speziell für das Wohltätigkeitshaus der zur Kurstadt gewachsenen Gemeinde. Zwischenzeitlich war aber auch eine Glaserei eingezogen.

Vor rund 20 Jahren eröffnete bereits erstmals ein Hamam. Von 2004 bis 2020 beherbergte das klassizistische Gebäude die besagte türkische Badeanstalt, bis der Betrieb erneut eingestellt wurden. Jahrelang suchte die Stadt Baden nach einem Nachmieter. Aus einem alten Inserat der Gemeinde geht hervor, dass die Immobilie über eine Nettofläche beträgt ca. 270 m² verfügt, bestehend aus einer rund 60 m² großen Eingangshalle, einem ebenfalls 60 m² großen Wintergarten.

Klein aber fein

Die Baderäume selbst sind auch nur etwa 60 m² groß. "Die Räume sind mit hochwertigem Marmor und Granit ausgekleidet. Die voraussichtlichen Mietkosten betragen ca. EUR 2.700,00 zuzüglich 20 % Ust./Monat exkl. Betriebskosten (Verhandlungsbasis)", verkündete die Kurstadt im Oktober 2023 auf ihrer Webseite. Die endgültige Entscheidung über die Nutzung und tatsächliche Miethöhe sei aber abhängig von einem Gremialbeschluss der Stadtgemeinde Baden, in deren Eigentum das Objekt stehe.

Nun konnte ein neuer Betreiber gefunden werden, der an 20 Jahre Hamam-Tradition in Baden anknüpft: "Mit einem rundum gelungenen Tag der offenen Tür präsentierten Geschäftsinhaber Ömer Sakzeki und sein Team die neu adaptierte Hamam Wellness Oase im Franzensbad", freute sich die ÖVP-Stadtregierung am Montag. "Heute" hat mit ihm gesprochen.

Sakzeki ist 33 Jahre alt, in Baden geboren, ging aber in Wr. Neustadt in die dortige HTL zur Schule. Nebenbei jobbte er im Vorgängerprojekt: "Ich habe mir als Schüler Geld dazuverdient. Zuletzt war ich in der Versicherungsbranche tätig." Sakzeki ist überzeugt, dass sein Projekt Erfolg haben wird: "Es passt zu Baden. Die Pflege der Gesundheit und Entspannung gehören zu meiner Stadt." Der möchte Sakzeki jetzt etwas zurückgeben – das frühere Hamam war nämlich das erste seiner Art in Österreich.

Bürgermeisterin gratuliert

Allen voran Badens Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli und Grünen-Nationalratsabgeordnete Süleyman Zorba, freuten sich im Zuge eines Rundgangs durch die orientalische Wellness-Oase über das neue "Angebot, das die Badener Wohlfühl- und Gesundheitslandschaft um eine echte Besonderheit bereichert."

v.l.n.r.: NAbg. Süleyman Zorba (Grüne), Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP), Hamam-Chef Ömer Sakzeki und StR Peter Koczan (Liste Wir Badener).
Stadtgemeinde Baden

Sakzeki, dem neuen Betreiber, gratulierten unter anderem auch Tourismusstadtrat Peter Koczan, Lisa Masin und Martin Knotzer vom Stadtmarketing der Kurstadt, sowie der lokale Wirtschaftskammer-Obmann Sebastian Makoschitz-Weinreich und der Gastronom Ali Caner.

"Mit dem neuen Hamam gewinnt Baden einen besonderen Ort dazu, der die bestehende Thermen- und Wellnesslandschaft hervorragend ergänzt und das Franzensbad in neuer Qualität zum Leben erweckt", heißt es von der Stadt. Auch andere Standorte sollen wiederbelebt werden. Erst kürzlich empfing man eine Investoren-Delegation, um mögliche Hotel-Deals einzufädeln – das dürfte aber bisher noch nicht geklappt haben.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 18.11.2025, 12:29, 18.11.2025, 05:15
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