Vor Treffen in Washington

Ukrainer haben "kaum noch Hoffnung auf faire Lösung"

Die Bürger der Ukraine verfolgten den Alaska-Gipfel mit Sorge und Kopfschütteln. Am Montag trifft Selenskyj nun Trump – Hoffnung gibt es fast keine.
20 Minuten
18.08.2025, 13:28
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Der Alaska-Gipfel endete ohne konkrete Ergebnisse, wobei die Ukraine in der internationalen Berichterstattung als Verliererin gilt. Trump betonte, man müsse ein Friedensabkommen statt einer bloßen Waffenruhe anstreben und könnte Berichten zufolge am Montag einen Plan vorlegen, wonach die Ukraine Teile des Donbass – auch nicht besetzte Gebiete – an Russland abtreten müsste.

Auch die ukrainische Community in der Schweiz verfolgt diese Entwicklungen aufmerksam und mit großer Sorge. Das Nachrichtenportal "20 Minuten" hat mit einigen von ihnen gesprochen. Der Ausgang des Gipfels habe sie alle nicht überrascht. Wie Putin mit rotem Teppich und unter Applaus von Trump empfangen wurde, sei hingegen eine "Klatsche ins Gesicht" gewesen.

Handshake am roten Teppich: Donald Trump und Wladimir Putin am Rollfeld von Anchorage, Alaska.
REUTERS

"Gebietsabtritte wären wahnsinnig"

Anastasiia (28) betont: "Es gibt einen internationalen Strafbefehl gegen Putin. Eigentlich hätte er direkt nach Den Haag gebracht werden müssen. Stattdessen wurde ihm wortwörtlich der rote Teppich ausgerollt."

Dem Treffen zwischen Selenskyj und Trump sieht sie mit Sorge entgegen: Putin habe in Alaska klargemacht, dass er von seinen Maximalforderungen nicht abrücken werde. Die 28-Jährige befürchtet demnach, dass Trump Druck auf Selenskyj ausüben wird, dass er all jene Gebiete abtritt, die Russland kontrollieren wolle. "Das wäre purer Wahnsinn", betont sie.

Nach dreieinhalb Jahren Krieg habe sie kaum noch Hoffnungen auf eine faire und friedliche Lösung. "Ich empfinde nur noch tiefen Ekel gegenüber der russischen Regierung."

"Auch am Montag werden sie nur reden"

Mariia (26) floh 2022 aus dem Donbass. Ihre Eltern leben noch immer in der Ukraine, außerhalb von Kiew. Nach all den Gesprächen über die letzten Jahre habe sie nicht mehr das Gefühl, dass solche allein etwas verändern können. Entsprechend gering seien ihre Erwartungen an das Treffen in Washington: "Auch am Montag werden sie nur reden. Natürlich wäre es unglaublich, wenn eine faire Lösung gefunden würde – aber das wird nicht passieren."

Verwandte und Freunde in der Ukraine hätten unterschiedliche Sichtweisen auf ein mögliches Kriegsende: "Einige haben Söhne oder Väter verloren. Für sie wäre Aufgeben wie auch Gebietsabtretungen keine Option – sonst wäre alles umsonst gewesen. Andere hingegen sind unendlich müde vom Krieg. Sie wollen einfach nur noch Frieden – egal um welchen Preis."

"Nur ein Waffenstillstand und der Abzug russischer Truppen bringt Frieden"

Auch Sasha Volkov (50) ist ursprünglich aus dem Donbass. Ein Teil seiner Familie lebt noch immer in der Region. Die aktuelle Lage empfindet er als frustrierend und zermürbend. "Das Alaska-Treffen mit anzusehen war einfach nur eklig. Putin konnte seine Propaganda problemlos und unwidersprochen verbreiten. Immerhin hat Trump keinem Deal über die Köpfe der Ukrainer hinweg zugestimmt." Doch das sei ein sehr bescheidener Trost.

"Mit den USA will und kann es sich die Ukraine nicht verspielen", betont Sasha (50).
20 Minuten/privat

Selenskyj hätte seiner Meinung nach keine andere Wahl, als nun mit Trump zu verhandeln: "Er ist am längeren Hebel. Mit den USA will und kann es sich die Ukraine nicht verscherzen." Für Volkov ist jedoch klar: "Nur ein Waffenstillstand und der Abzug russischer Truppen bringt Frieden – dafür wird die Ukraine ein starkes Europa brauchen."

"Ich habe Angst, dass Zugeständnisse gemacht werden", so Oksana (39) im Hinblick auf die Gespräche am Montag.
20 Minuten/privat

Oksana (39) floh 2022 schwanger mit zwei Kindern aus dem Donbass. Die aktuellen Gespräche verfolgt sie mit großer Sorge. "Ich habe Angst, dass Zugeständnisse gemacht werden, die den Ukrainerinnen und Ukrainern schaden werden." Von Selenskyj erwartet sie deshalb, am Montag für sein Volk einzustehen. Doch auch sie ist der Meinung, dass Gespräche irgendwann nicht mehr reichen: "Es braucht Taten."

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } Akt. 18.08.2025, 13:31, 18.08.2025, 13:28
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen