Über 200 offene Lehrstellen, 22 Schulen ohne Klassenlehrer, zu wenige Deutschförderkräfte – kurz vor Schulbeginn wächst der Druck auf die Wiener Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos). Während sie und Bildungsdirektorin Elisabeth Fuchs bei einer Pressekonferenz beteuern, "jede Schülerin und jeder Schüler in Wien wird ab dem ersten Schultag Unterricht bekommen", schlägt die Opposition Alarm.
Im Sommer wurden zwar 1.250 Posten besetzt, doch noch zwei Wochen vor Schulstart waren 240 Lehrerstellen offen. 700 Bewerbungen gingen ein, wie Emmerling und Fuchs erklärten – ob aber tatsächlich alle Planstellen ab Montag besetzt sind, blieb bisher unbeantwortet.
Dazu wurden 300 zusätzliche Freizeitpädagogen eingestellt, insgesamt 3.200. Außerdem kündigte Emmerling Investitionen in Deutschförderung, psychische Gesundheit und Schulsozialarbeit an.
Die Grünen zeigen sich dennoch entsetzt. Parteichefin Judith Pühringer spricht von einem "Bildungsversagen": "Die Stadträtin rühmt sich dafür, dass jedes Kind Unterricht bekommt. Das sollte doch die Mindestanforderung sein und ist sinnbildlich für die mutlose Bildungspolitik der Neos."
Auch die Grünen-Bildungssprecher Julia Malle und Felix Stadler warnen: "Die Wiener Bildungskrise raubt den Kindern dieser Stadt ihre Chancen. Ein Kind, das jetzt in die Schule kommt, hat weniger Möglichkeiten als noch vor fünf Jahren." Kritik gibt es außerdem an der fehlenden sozialen Durchmischung: "Die Unterschiede zwischen und innerhalb der Bezirke sind enorm – und die Stadtregierung taucht beim Problem einfach ab", so Pühringer.
Auch die Wiener Volkspartei findet deutliche Worte. Bildungssprecher Harald Zierfuß spricht von einem "unprofessionellen Hineinstolpern ins neue Schuljahr". Besonders kritisiert er das späte Bewerbungsfenster im August: "Dass Anstellungen Zeit brauchen, sollte keine Überraschung sein. Trotzdem gibt es nach wie vor keine ganzjährige Bewerbungsmöglichkeit."
Die Folge: "Wir können wohl davon ausgehen, dass am Montag zahlreiche Wiener Lehrerinnen und Lehrer ohne Arbeitsvertrag und ohne korrekte Gehaltsberechnung in der Schule stehen müssen. Das haben weder die Lehrer noch die Kinder und Eltern verdient", so Zierfuß.
Emmerling betont dagegen, die Aufholjagd in der Bildung sei längst gestartet: "Wir investieren massiv in Sicherheit, Deutschförderung und Mental Health. Schritt für Schritt holen wir nach, was über Jahre verabsäumt wurde."