Ein Jäger steht im Verdacht, hochgiftige Eier ausgelegt und damit streng geschützte Greifvögel vergiftet zu haben. Am Donnerstag musste sich der Angeklagte am Landesgericht St. Pölten verantworten. Er weist die Anschuldigungen zurück – doch Zeugen belasten ihn schwer.
Der Fall nahm im Mai seinen Anfang: Ein Kaiseradler, eine der streng geschützten Arten Österreichs, wurde als vermisst gemeldet. Bei der Suche stießen Einsatzkräfte auf ein dramatisches Bild: In Loipersdorf, Gemeinde Gerersdorf, lagen sechs tote Rohrweihen.
Außerdem fanden sich mehrere aufgeschlagene Hühnereier, offenbar präpariert. Wenig später wurde der GPS-Sender des Adlers in Ragelsdorf entdeckt. Er dürfte dorthin transportiert worden sein, berichtete "ORF NÖ".
Die Untersuchungen ergaben einen erschreckenden Befund: "Bei einer toxikologischen Analyse wurden in drei Greifvögeln sowie in Hühnereiern Rückstände des verbotenen Giftes Carbofuran nachgewiesen", heißt es.
In der Einzelrichterverhandlung wurde dem 87-Jährigen die vorsätzliche Schädigung des Tierbestandes vorgeworfen. Der Mann gab sich laut ORF NÖ ahnungslos: "Ich habe von Carbofuran noch nie gehört."
Besonders brisant: Der GPS-Sender des verschwundenen Adlers. Der Angeklagte erklärte, er habe ein Stück des Peilsenders am Feld aufgelesen, während er "auf dem Weg zum Zahnarzt über Felder gefahren" sei. Er habe dem keine Bedeutung beigemessen und das Teil später wieder weggeworfen. "Ich habe geglaubt, da hat jemand etwas verloren", so seine Aussage.
Verdächtig: Am 20. Mai traf der Mann bei einer Suchaktion auf die Polizei. Eine Beamtin schilderte vor Gericht: Der 87-Jährige habe "massiv was dagegen gehabt", dass das Areal durchsucht werde. Er habe sich zunächst einer Kontrolle entzogen und sei erst später stehen geblieben.
Schwer wiegt auch die Aussage aus dem engsten Familienkreis. Der Neffe des Beschuldigten – er ist selbst Jäger – erklärte vor Gericht, er könne sich vorstellen, dass sein Onkel Eier ausgelegt habe: "um Greifvögel zu reduzieren"! Zudem führe die tägliche Route des 87-Jährigen direkt am Tatort vorbei. Der Prozess wurde vertagt und wird am 13. Oktober in St. Pölten fortgeführt.